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#Als das Ende der Heimarbeit erkämpft wurde

Als das Ende der Heimarbeit erkämpft wurde

Jetzt wird die Wohnung für viele wieder zum Büro. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt, deshalb schicken selbst Firmen, die ihr Personal über den Sommer schon zurückgeholt hatten, die Leute wieder nach Hause. Erstaunlicherweise halten das viele für einen Fortschritt – und fordern, dass das auch in der Zeit nach Corona wenigstens zum Teil so bleibt. In der kommenden Woche will die Union einen Vorschlag dazu machen; am lautesten aber sind in der Sache ausgerechnet Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Offenbar haben sie den jahrzehntelangen Kampf vergessen, den sie einst gemeinsam mit bürgerlichen Sozialreformern gegen die Heimarbeit führten. Und in der Gesellschaft insgesamt scheint das Bewusstsein dafür verlorengegangen zu sein, welchen zivilisatorischen Fortschritt die Trennung von Wohnen und Arbeiten darstellte.

Ralph Bollmann

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Lange genug galt die Arbeit in den eigenen vier Wänden als der Inbegriff der Rückschrittlichkeit. Es waren Heimarbeiter, die das, was seither die „soziale Frage“ hieß, in Deutschland auf die nationale Agenda setzten. Im schlesischen Peterswaldau zogen 1844 die Handwerker, die daheim unter elenden Bedingungen Textilien fertigten, zur Villa der Fabrikanten Ernst Friedrich und August Zwanziger und zertrümmerten das Mobiliar. Die preußische Polizei schlug den Aufstand zwar brutal nieder, sie konnte aber nicht verhindern, dass fortan auch bürgerliche Kreise über die Notwendigkeit einer Sozialreform diskutierten. Noch ein halbes Jahrhundert später, 1892, sorgte die Episode für einen Skandal. Als der Schriftsteller Gerhart Hauptmann, ein gebürtiger Schlesier, den Aufstand in seinem am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführten Drama „Die Weber“ aufgriff, kündigte der Kaiser dort seine Loge.

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