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#Als der Strom erstmals aus der Ostsee kam

Als der Strom erstmals aus der Ostsee kam

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima war erst ein paar Wochen vorbei, als Angela Merkel am 2. Mai 2011 den Windpark Baltic 1 einweihte. Die Bundeskanzlerin passierte im Hubschrauber das sieben Quadratkilometer große Gebiet in der Ostsee, 16 Kilometer nördlich der Halbinsel Fischland-Darß. Baltic 1 war der erste kommerzielle Offshore-Windpark in Deutschland, und er sollte rechnerisch Strom für bis zu 50.000 Haushalte liefern – kaum vorstellbar, dass mit solchen Windparks die Energiewende gelingen könnte, die Merkel vor Augen hatte.

Der Konzern, der Baltic 1 realisiert hatte, war zudem geographisch keineswegs prädestiniert für den Vorstoß: die Energie Baden-Württemberg AG (ENBW) aus Karlsruhe. „Die Anfangsinvestition für Baltic 1 ist noch nicht wieder eingespielt“, berichtet rückblickend Georgios Stamatelopoulos, quasi Mister Windkraft der ENBW und künftiger Technikvorstand, über das Experiment, das am Anfang öfter mal stotterte. Aber Stamatelopoulos betont lieber die Tatsache, dass der Park letztlich besser läuft als erwartet, weil auch untypische Winde vom Land in Richtung Ostsee ausgenutzt werden können. So erzielt Baltic 1 doch wenigstens schon Deckungsbeiträge – und ist für ENBW der Anfang einer Erfolgsgeschichte.

Für die Industrie in Deutschland, die grünen Strom braucht, um selbst ihre Klimaziele zu erreichen und schnellstmöglich CO2-neutral zu wirtschaften, ist Baltic 1 allerdings nicht viel mehr als ein Miniprojekt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 7,8 Gigawatt Leistung aus Offshore-Windkraft verbucht, das ist das 156-fache von Baltic 1. Gleichwohl muss das Tempo des Ausbaus ziemlich anziehen, wenn Deutschland das für das Jahr 2030 anvisierte Ziel von 20 Gigawatt aus Nord- und Ostsee erreichen will.

Die Relationen dürften sich schnell ändern

Just die Nachfrage aus der Industrie könnte die Entwicklung aber vorantreiben, machen die ENBW-Manager deutlich. PPA (Power-Purchase-Agreement) heißt das Kürzel für die langfristigen Stromabnahmeverträge, die aus industrieller Nachfrage konkrete Investitionsvorhaben machen kann. „Wir machen das nicht nur für unsere Anlagen, sondern auch für Projektierer europaweit“, heißt es bei der ENBW. Das Kalkül: Weil der Energiekonzern für Stabilität steht, bekommen auch kleinere Projektierer die nötigen Kredite von der Bank.

ENBW wiederum liefert den PPA-Abnehmern den lokalen Herkunftsnachweis für den grünen Strom und gleicht die typischerweise extrem volatile Leistung von alternativen Energiequellen aus. „Es gibt großes Interesse dafür“, berichtet der für die Portfolio-Entwicklung zuständige ENBW-Manager Stefan Klansy. Der erste PPA-Partner von ENBW war vor zwei Jahren Energiekontor aus Bremen. Gerüchteweise könnte es schon in wenigen Wochen erste Abschlüsse mit Großkonzernen geben.

Stand der Name ENBW noch für einen Atomkonzern, als Baltic 1 vor zehn Jahren eingeweiht wurde, so kommt mittlerweile 39 Prozent der ENBW-Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, und am Konzernergebnis machen diese einen Anteil von knapp 30 Prozent aus. Die Relationen dürften sich schnell ändern, nicht nur weil ENBW mit dem Vertrieb über PPA gut positioniert ist, sondern auch weil die Produktion längst in ganz andere Dimensionen vorgestoßen ist.

War Baltic 1 mit seinen 21 Windmühlen noch auf eine Gesamtleistung von knapp 50 Megawatt ausgelegt, so hatte Baltic 2 in der Nachbarschaft schon 300 Megawatt. Mit „Hohe See und Albatros“ produziert ENBW wiederum in der Nordsee rechnerisch genug Strom, um die Privathaushalte einer 1,5 Millionen-Einwohner-Stadt wie München zu versorgen – mit 640 Megawatt ist dies das aktuell größte Offshore-Windenergieprojekt Deutschlands. Ebenfalls in der Nordsee realisiert ENBW den ersten Offshore-Park ohne Subventionen: He Dreiht, mit voraussichtlich 900 Megawatt von 2025 an.

Das alles ist nichts gegen das neueste Projekt: Gemeinsam mit RWE wird ENBW bald sieben Millionen Briten mit Windstrom versorgen. Die beiden Konzerne haben im Februar den Zuschlag zum Bau von Windparks vor der irischen Küste erhalten – jeder mit einer Leistung von 3 Gigawatt.

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