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#Der Nocebo-Effekt

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„Der Nocebo-Effekt

„Der Glaube versetzt Berge“ lautet ein Sprichwort – und tatsächlich hat das, was man erwartet, oft einen erheblichen Einfluss auf das, was geschehen wird. Warum das auch in der Medizin so ist, erklärt Dr. med. Jürgen Brater.

Ein Patient, der von einem Medikament oder einer Heilmethode überzeugt ist, gesundet schneller als einer, der der Therapie skeptisch gegenübersteht. Und das sogar dann, wenn die Maßnahme auf die Krankheit aus medizinischer Sicht gar keinen positiven Effekt haben kann.

So schwören viele Menschen auf die Erfolge homöopathischer Medikamente, obwohl diese aufgrund der extremen Verdünnung so gut wie keinen Wirkstoff enthalten. Man spricht in so einem Fall vom Placebo-Effekt (von lateinisch „placebo“, „ich werde heilen“). Dabei handelt es sich – das erkennt mittlerweile auch die Schulmedizin an – keinesfalls um bloße Einbildung, sondern vielmehr um ein hochkomplexes Zusammenspiel von Körper und Psyche, das noch nicht abschließend erforscht ist.

Ein eindrucksvolles Beispiel liefert eine Studie der Komplementärmedizinerin Claudia Witt aus Zürich: Sie platzierte bei einer Gruppe von Patienten Akupunkturnadeln an korrekten und bei einer Kontrollgruppe absichtlich an falschen Punkten. Beide Behandlungen waren praktisch gleich wirksam.

US-amerikanische Wissenschaftler gingen sogar noch einen Schritt weiter und verabreichten Testpersonen ganz offen Placebos. Diese wussten also genau, dass sie nur Zuckerkügelchen schluckten. Dennoch war bei vielen von ihnen ein positiver Effekt nachweisbar.

Aber es gibt auch das Gegenstück: den Nocebo-Effekt (lateinisch „nocebo“, „ich werde schaden“). Ein Patient, der vor der Einnahme eines Medikaments aufmerksam den Beipackzettel studiert und sich dabei intensiv mit den möglichen Nebenwirkungen befasst, erhöht nachweislich sein Risiko, von diesen betroffen zu werden. Und das umso mehr, je ängstlicher er von Natur aus ist.

Auch dieser Effekt lässt sich mit wirkstofflosen Scheinmedikamenten eindrucksvoll nachweisen. So gaben britische Forscher einer Gruppe von Patienten ein Cholesterin senkendes Präparat, ein sogenanntes Statin, mit bekannten Nebenwirkungen, während die Teilnehmer einer Kontrollgruppe lediglich ein Placebo schluckten. In einem ersten Durchgang wussten sämtliche Probanden, was sie einnahmen, in einem zweiten Durchgang mit anderen Versuchspersonen wussten diese es nicht. Obwohl beide Male gleich viele Teilnehmer entweder ein Arzneimittel oder ein Placebo genommen hatten, klagten diejenigen, denen mit ihrer Kenntnis ein Statin verabreicht worden war, wesentlich häufiger über Nebenwirkungen als diejenigen, die man über die Art des Medikaments im Unklaren gelassen hatte.

Gemäß einer aktuellen Studie von Forschern der Harvard Medical School ist auch ein Großteil der negativen Reaktionen auf eine Corona-Impfung auf diesen Nocebo-Effekt zurückzuführen. Geimpfte, die von Vakzinationsbeschwerden gehört oder gelesen oder diese bei Freunden und Bekannten miterlebt hatten, klagten signifikant häufiger über ähnliche Probleme als andere, die sich unvoreingenommen hatten spritzen lassen.


Phänomenal

JÜRGEN BRATER studierte Medizin und Zahnmedizin und war neben seiner Praxistätigkeit viele Jahre in der Ausbildung medizinischer Hilfsberufe tätig. Er hat zahlreiche populär-medizinische Bücher geschrieben: „Das Lexikon der rätselhaften Körpervorgänge“, „Blut tut gut“, „Es lebe die Leber“ und „Das Gesundheitsnavi“.

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