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„Am Limit“

Julian Heilmann hat nicht vor, während seiner Schicht als Notfallsanitäter zu rennen. Wer rennt, riskiert zu stolpern. Und ein Sturz ist das Letzte, was er während eines Einsatzes gebrauchen kann. Aus Eile darf in seinem Beruf keine Hektik werden. Eine der ersten Lektionen, die Heilmann lernen musste. Mit Entspannung hat das, was er und seine Kollegen Tag für Tag leisten, trotzdem nichts zu tun. Ihnen sitzt die Zeit im Nacken. Zehn Minuten dürfen zwischen der Alarmierung durch die Leitstelle und dem Eintreffen beim Patienten verstreichen. Wer die 112 wählt, der befindet sich schließlich in einer Notsituation. Sollte man annehmen.

Marie Lisa Kehler

Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Immer öfter entpuppen sich die Notfälle, zu denen die Einsatzkräfte gerufen werden, an Ort und Stelle als Hilferufe von Patienten, die mit dem Gesundheitssystem überfordert sind. Weil sie nicht wissen, an wen sie sich mit Rückenschmerzen, Fieber oder einem positiven Corona-Test wenden sollen, wählen sie die 112 und blockieren Ressourcen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Manche wollten es auch nicht wissen, sagt Heilmann, der nebenbei noch Medizinpädagogik studiert und als stellvertretender Ausbildungsleiter tätig ist. Oft macht ihn ein solches Verhalten eher nachdenklich als wütend. Weil er sich fragt, wann die Menschen verlernt haben, Situationen richtig einzuschätzen. Anmerken lässt er sich das nicht. Ebenso wenig lässt er es sich aber nehmen, klare Ansagen zu machen. „Während wir erklären, dass eine Erkältung kein Grund ist, uns anzurufen, müssen andere Menschen, einige Kilometer entfernt, womöglich schlimme Schmerzen erleiden und auf den Rettungsdienst warten.“

Einsatzbereit: Florian Baacke hat den Rettungswagen für den nächsten Anruf vorbereitet.


Einsatzbereit: Florian Baacke hat den Rettungswagen für den nächsten Anruf vorbereitet.
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Bild: Saskia Stöhr

50 Prozent mehr Einsätze

Und der wird seit Jahren ausgebremst, wie auch Benedikt Hart, Rettungsdiensleiter des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt, bestätigt. Denn die Zahl der Einsätze im Stadtgebiet Frankfurt ist in den vergangenen Jahren von rund 100.000 auf etwa 150.000 gestiegen. Die schweren Einsätze, also solche, bei denen sich Menschen in akut lebensbedrohlichen Situationen befinden, sind laut Hart in etwa gleich häufig geblieben. Die „Bagatell-Fahrten“, wie sie intern genannt werden, hätten hingegen zugenommen. Dabei, so Hart, sei die Anzahl der Fahrzeugteams, die die verschiedenen Leistungserbringer wie das DRK, die Malteser, der Arbeiter-Samariter-Bund und die städtische Feuerwehr stellen, kaum gestiegen.

Die Lösung könne ohnehin nicht sein, der steigenden Einsatzzahl auch mehr Einsatzkräfte gegenüberzustellen. Diese Entwicklung müsse durchbrochen werden. Das System habe das „Limit des Leistbaren“ erreicht, bestätigt der Direktionsbereichsleiter Zentrale Dienste der Frankfurter Feuerwehr, Markus Röck. 500 Fahrten je Tag würden die rund 50 vorgehaltenen Fahrzeuge der Rettungsdienste im Schnitt absolvieren. Bei 560 Fahrten seien alle Reserven aufgebraucht, das System kollabiere. Dass das bisher nicht geschehen sei, liege auch am Berufsethos der Mitarbeiter. Viele seien bereit, einzuspringen, um den Kollegen auszuhelfen. Eine wertvolle Ressource, nichts aber, worauf der Rettungsdienst fußen dürfe, betont Röck.

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