Spiel

Im Test! Blue Prince begeistert mit einem beeindruckend cleveren Genre-Mix

Titel Blue Prince
Japan 10. April 2025
Raw Fury
Nordamerika 10. April 2025
Raw Fury
Europa 10. April 2025
Raw Fury
System PlayStation 5, Xbox Series, PC
Getestet für PlayStation 5
Entwickler Dogubomb
Genres Roguelite, Strategie, Rätsel
Texte Nordamerika
Vertonung Nordamerika

Nur die wenigsten werden vor dem Fall des Test-Embargos vom potenziellen „Game of the Year“-Anwärter Blue Prince Wind bekommen haben. Vor dem Hintergrund, dass ich verhältnismäßig selten mit vergleichbaren Titeln zu tun habe, war auch ich von den vielen – und reichlich euphorischen – Lobeshymnen und Spitzenwertungen überrascht. Bloomberg-Journalist Jason Schreier spricht gar von einem „der unglaublichsten Spiele, die ich je gespielt habe“ und setzt die erstmalige Spielerfahrung mit Titeln wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild und Elden Ring gleich. Nun, das weckte dann auch mein Interesse.

Mittlerweile habe auch ich über 20 Stunden auf Mt. Holly verbracht und es stimmt: Blue Prince ist tatsächlich ein ganz besonderer Titel, vor allem aber keine einfache Rätsel-Sammlung. Dieser faszinierende Genre-Mix singt selbstbewusst sein ganz eigenes Lied, das aber nicht jedem gefallen dürfte.

Erbe unter Auflage

Worum gehts? Ihr schlüpft in die Rolle von Simon P. Jones, der ein Schreiben von seinem jüngst verstorbenen Großonkel Herbert S. Sinclair erhält. Dieses stellt sich als Einladung in das mysteriöse „Mt. Holly“-Anwesen heraus, das Sinclair Euch zu vermachen scheint. Das großzügige Erbe ist allerdings an eine Voraussetzung gebunden: Ihr müsst die Mysterien des Anwesens lüften und dessen geheimnisumwobenen 46. Raum freilegen, um so zu beweisen, dass Ihr zum neuen Herrn von Mt. Holly taugt. Was halb so wild klingt, liefert den Grundstein für eine hochkomplexe Spielerfahrung, die Euch für viele Stunden an den Bildschirm fesseln dürfte – vorausgesetzt, Ihr könnt Euch für das äußerst eigenwillige Spielprinzip öffnen.

Blue Prince präsentiert sich nämlich zu gleichen Teilen als Rätsel-Abenteuer und strategische Roguelite-Erfahrung, die Euch jeden Tag aufs Neue herausfordert, einen Weg zum verborgenen „Antechamber“ zu bahnen. Ihr beginnt Eure tägliche Erkundung im Foyer des Anwesens und werdet von drei Türen begrüßt, die tiefer ins Innere der Villa führen. Der Clou: Ihr bestimmt beim Öffnen der Tür, welcher Raum sich hinter dieser verbirgt. Dazu lässt Euch der Titel aus einer zufallsgenerierten Auswahl von drei Blaupausen wählen, die nicht nur mit unterschiedlichem Layout, sondern ebenso manch – positivem oder negativem – Nebeneffekt aufwarten.

So könnt Ihr etwa mit wichtigen Ressourcen wie Schlüsseln, Edelsteinen und Münzen belohnt werden, die allesamt von größter Bedeutung sind, um im späteren Verlauf Wege freizulegen und praktische Items zu erstehen. Eine Kapelle bittet Euch derweil mit jedem Durchgang zur Kasse und schmilzt so Euren tapfer erkämpften Münzvorrat. Das gemütliche Schlafzimmer versorgt Euch mit zusätzlichen Schritten, während Euch der Gymnastikraum besonders flott ermüdet. Ja, auch auf Eure Kondition müsst Ihr Acht geben: Sind Eure Schritte einmal aufgebraucht, müsst Ihr Euch wohl oder übel zurückziehen, um taufrisch – und mit genretypisch leeren Taschen – in einen neuen Tag zu starten.

Für Strategen und Detektive

Klingt alles erstmal simpel und das ist es in den ersten Anläufen auch. Je länger Ihr Euch aber im Anwesen austobt, desto mehr kristallisiert sich die spielerische Komplexität und das erzählerische Potenzial von Blue Prince heraus. Erscheint es eingangs noch naheliegend, jegliche Möglichkeit auf dem vorgegebenen Blaupausen-Raster zu nutzen, um sich gen Norden in Richtung des Ziels zu begeben, agiert man mit jedem neuen Durchgang bedachter. Es ergibt nämlich Sinn, das Raster weitflächig zu füllen – nicht nur, um möglichst viele Optionen zum Weiterbau freizulegen, sondern ebenso, um die vielen Rätsel und Geheimnisse von Mt. Holly aufzudecken. Von denen ist Sinclairs pompöses Anwesen nämlich bis in die Dachlatten gefüllt.

Ein persönlicher magic moment: Die vielen Räume locken mit unzähligen – und vermeintlich immer gleichen – Dokumenten und Bildern, die ich mit weiteren Durchgängen getrost ignorierte. Der Fund einer praktischen Lupe gab mir dann aber die Möglichkeit, sie nochmal genau zu inspizieren und mit einem Gefühl von großer Überraschung und Freude auf wichtige neue Informationen zu stoßen. Von solch cleveren Momenten strotzt Blue Prince nur so. Immer wieder tun sich neue Ebenen und Elemente auf, die frische Perspektiven liefern und zu einem erneuten Durchgang motivieren.

Tatsächlich ist die Menge an großen bis winzig kleinen, wissenswerten Infos so erschlagend, dass der Titel Euch gar empfiehlt, Notizen zu machen. Gesagt, getan: Im Zuge meines Abenteuers füllten sich die digitalen Seiten meines Tablets nur so mit Hinweisen und Screenshots. Diese entschleunigte Spielerfahrung ist sicherlich nichts für jedermann, zog mich aber unerwartet tief in ihren Bann.

Ebenfalls empfehlenswert: Mit seinem Brettspiel- und Escape-Room-artigen Charakter bietet sich Blue Prince hervorragend dazu an, mit einem weiteren Detektiv nach Eurer Wahl gespielt zu werden – ein schlauer Fuchs agiert, der andere notiert. Das gemeinsame Rätseln mit meiner Partnerin bereitete uns jedenfalls eine herrlich spaßige Zeit.

Nicht jedermanns Geschmack

Mit seinem Roguelite-Ansatz birgt Blue Prince aber auch ein gewisses Frustpotenzial. So smart Ihr Euch beim Zeichnen der Blaupausen anstellt und so sehr Ihr von Fortuna geküsst seid, können eine Handvoll unglücklicher Entwicklungen das plötzliche Aus eines soliden Durchgangs bedeuten. „Roguelite“ bedeutet aber auch, dass Ihr im Laufe Eures Abenteuers die eine oder andere permanente Verbesserung freischaltet. Diese können – ohne zu viel zu verraten – in zusätzlicher Ausdauer oder sonstigen Boni resultieren.

Vor allem aber belohnt Euch so ziemlich jeder Durchgang mit neuen Erkenntnissen, die Ihr dann gleich wieder auf die Probe stellen könnt. Persönlich war ich folgerichtig selten frustriert, im Gegenteil sogar immerzu motiviert, gleich einen weiteren Versuch zu starten. Solltet Ihr allerdings kein Freund des Roguelite-Genres sein, dürftet Ihr Euch an Blue Prince recht flott die Hörner abstoßen.

Ein weiterer Faktor, der potenziell interessierte Spieler abschrecken könnte, sind die ausschließlich englischen Bildschirmtexte. Gerade vor dem Hintergrund, dass Ihr einen nicht unbeträchtlichen Teil Eurer Zeit mit dem Lesen von Dokumenten und Lösen von sprachbasierten Rätseln verbringt, dürfte Blue Prince Euch bei mangelnden Englischkenntnissen gehörig Steine in den Weg legen.

Rein technisch präsentiert sich der Titel absolut zweckdienlich. Der zurückgenommene Grafikstil mit handgezeichnetem Charakter reißt sicher keine Bäume aus, liefert im Zusammenspiel mit dem nuancierten Einsatz eines stimmungsvollen Soundtracks aber die passende Atmosphäre für Euer Abenteuer.

Beeindruckend frisch, clever und motivierend

Der Hype um Blue Prince hat tatsächlich Hand und Fuß. Die Art und Weise, mit der Entwickler Dogubomb Strategie-, Rätsel- und Roguelite-Elemente zu einer höchst eigenständigen Spielerfahrung verwebt, ist nicht nur beeindruckend, sondern ebenso ein großer Spaß. Nach gut 20 Stunden habe ich bereits zahllose Geheimnisse gelüftet und den Abspann über den Bildschirm flimmern sehen. Damit ist der Spaß aber noch lange nicht vorbei. Ohne zu viel zu verraten: Sinclairs Anwesen erschlägt förmlich mit seiner Fülle an Mysterien, auch über das vermeintliche Ende hinaus.

Blue Prince ist zweifelsohne ein ambitionierter, hochkomplexer und facettenreicher Genre-Mix, der am laufenden Band verblüfft. Entsprechend ist dieses erfrischende Herzensprojekt auch für so ziemlich jeden Videospiel-Enthusiasten zumindest einen Blick wert; zumal der Titel Teil des Xbox Game Pass, bzw. PlayStation Plus Extra ist. Knobel-Freunde und Hobby-Taktiker ohne entsprechende Abonnements greifen bedenkenlos in den Geldbeutel – mit rund 30 EUR ist der Blue Prince mehr als fair bepreist.

 

Story

Ihr erbt das Anwesen Eures Großonkels. Unter der Bedingung, dass Ihr seine vielen Geheimnisse und Mysterien aufdeckt. Blue Prince lockt mit einer simplen Prämisse, die ordentlich Tiefgang unter der Oberfläche verbirgt.

Gameplay

Herrlich erfrischender und immer wieder beeindruckender Genre-Mix, der Roguelite, Strategie und Rätselspaß vereint.

Grafik

Zweckdienliche Optik mit handgezeichnetem Look. Reißt keine Bäume aus, ist aber durchaus nett anzuschauen.

Sound

Ein zurückgenommener Soundtrack wird nuanciert eingesetzt und sorgt so für die passende Atmosphäre.

Sonstiges

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ohne zu viel zu verraten: Ist der Abspann erstmal über den Bildschirm geflimmert, ist noch lange nicht Schluss.

Bildmaterial: Blue Prince, Raw Fury, Dogubomb

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