#AMD, Intel, Qualcomm? Das macht den Unterschied bei Notebook-Prozessoren
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Eines haben die einfachsten Laptops mit den schnellsten Highend-Notebooks gemeinsam: Der Prozessor im Inneren stammt zumeist von Intel. AMD liefert zwar ebenfalls in jeder Klasse überzeugende Alternativen, gegenüber dem mächtigen Konkurrenten konnte sich der Hersteller jedoch nur begrenzt behaupten. Chips anderer Hersteller blieben dagegen Randnotizen. Sowohl die Anzahl der Chromebooks als auch die der Windows-Notebooks mit ARM-Prozessoren blieb sehr begrenzt, auch wenn Microsoft bereits seit längerem mit Qualcomm zusammenarbeitet und dessen Chips im Surface-Tablet anbietet. Mit ihrer Performance konnten sie jedoch nicht überzeugen. Das ändert sich gerade. Mit seinen neuen Notebook-Prozessoren.
Was den Unterschied zwischen den Prozessoren ausmacht
Grundsätzlich ähneln sich moderne Prozessoren im Aufbau, denn die Hersteller verfolgen zumeist einen ähnlichen Ansatz: eine möglichst hohe Integration. Neben der CPU steckt die GPU im Chip, gleiches gilt für WLAN und Bluetooth. Selbst der Arbeitsspeicher ist bei der neuesten Generation der SoCs von Intel und Qualcomm integriert. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Einheiten durchaus voneinander. Dies gilt insbesondere für die CPU.
Hier zieht der Befehlssatz eine scharfe Trennlinie, der im Englischen als Instruction Set Architecture bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Befehlen, mit der das Ausführen der von der Prozessorarchitektur unterstützten Software ermöglicht wird.
x86, ARM, RISC-V? Ein Blick auf die Befehlssätze
Der Befehlssatz wird aus dem Englischen heraus als Instruction Set Architecture (ISA) bezeichnet. Er kann – je nach Prozessor – zwischen 33 und 500 Befehle umfassen und stellt die operative Grundlage einer CPU dar. Grundsätzlich unterschieden werden zwei Arten, die RISC- und die CISC-Architekturen. Bei Reduced Instruction Sets, die ab etwa 1980 aufkamen, werden im Befehlssatz einfache Anweisungen versammelt. Sie können schneller ausgeführt werden und ermöglichen daher höhere Taktfrequenzen. Die umfänglicheren Befehle eines Complex Instruction Sets sollten dagegen bei anspruchsvolleren Berechnungen zu schnelleren Ergebnissen und damit höheren Leistungen des Prozessors führen. Ein typischer Vertreter dieses Ansatzes ist etwa der x86-Chipsatz.
Mittlerweile sind die großen Unterschiede zwischen RISC- und CISC-Archtekturen jedoch verschwunden. Seit den 1990er Jahren wurden auch die RISC-Prozessoren mit komplexen Befehlen ausgestattet.
x86
Bei Notebooks spielen aktuell letztlich zwei Befehlssätze eine entscheidende Rolle, der ARM- und der x86-Befehlssatz. AMD und Intel setzen auf x86. Dieser wurde einst von Intel entwickelt und bereits 1978 für den Intel-8086-Prozessor – daher der Name – verwendet.
Zunächst verfügte der Befehlssatz über eine Breite von 16 Bit, allerdings wurde dieser bereits 1985 auf 32 Bit vergrößert und wurde nicht nur für Intels 80836, sondern auch von AMD für dessen Am386 genutzt. Insbesondere AMD machte sich um die Erweiterung zu einem 64-Bit-Befehlssatz verdient, der 2003 zuerst mit AMDs Athlon 64 und dem für den Servereinsatz gedachten Opteron auf den Markt kam.
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ARM
Die ARM-Architektur ist eine der weltweit mittlerweile am häufigsten genutzt. Entsprechende Chips stecken in Autos, IoT-Gerätschaften, Notebooks und PCs von Apple sowie Smartphones und noch viel mehr Geräten. Doch im Prinzip handelt es sich nicht um eine eigenständige Architektur, denn ARM war ganz am Anfang mal Acorn RISC Machines, also ein Hersteller von kompakten Computersystemen und Set-Top-Boxen. Für den Erfolg der ARM-Architektur wurde aber noch die Unterstützung eines weiteren Krösus der Branche benötigt: Apple.
Die US-Amerikaner waren auf der Suche nach einem Prozessor für ihren Newton-PDA; und nur der Acorn-Chip erfüllte ansatzweise die Voraussetzungen. Weil dem Hersteller jedoch das Geld für Weiterentwicklung und Vermarktung fehlte, wurde kurzerhand ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, die ARM Limited. Bis heute entwickelt das Unternehmen nicht nur den Befehlssatz selbst weiter, den es anderen als Lizenz zur Verfügung stellt. Ebenso können Chip-Hersteller vollständig entwickelte Core-Designs lizenzieren, etwa die berühmten Cortex-Kerne, die in zahleichen Prozessoren unterschiedlicher Hersteller stecken.
Für den Einsatz in Notebooks empfehlen sich aktuell allerdings nur die Snapdragon-X-Plus und Elite-Chips, bei denen Qualcomm und das aufgekaufte Startup Nuvia die CPU-Kerne auf der Basis des ARM-Befehlssatzes entwickelten. Den Cortex-Kernen von ARM fehlte in diesem Segment bisher zumeist die nötige Leistung.
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RISC-V
Der klassische RISC-Befehlssatz ist trotz des Erfolgs von ARM nicht verschwunden. Die letzte Iteration wurde 2010 an der University of California, Berkeley, entwickelt. Seit 2025 haben sich eine Reihe von teils namhaften Herstellern wie IBM und Nvidia in der RISC-V-Foundation zusammengefunden, um die Weiterentwicklung gemeinschaftlich zu koordinieren. Denn RISC-V steht unter einer Open-Source-Lizenz und kann damit von jedem Interessierten als Grundlage zur Entwicklung eines eigenen Prozessors genutzt werden. Lizenzzahlungen, wie bei ARM, gibt es nicht.
Aktuell versuchen sich eher kleinere Prozessorentwickler an entsprechenden Chips, die vorrangig in Beschleunigern und Servern, aber auch für IoT-Anwendungen genutzt werden. Im Consumer-Bereich sind RISC-V-Chips noch selten. Framework, bekannt für seine modular aufgebauten Notebooks, arbeitet allerdings bereits an einer Platine mit einem RISC-V-Prozessor.
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Wer ist schneller? ARM oder x86
Die Frage, ob die höchste Performance im schlanken Notebook von einem ARM- oder einem x86-Prozessor bewerkstelligt wird, lässt sich nur auf den ersten Blick leicht beantworten. Aus den Ergebnissen synthetischer Benchmarks – etwa dem populären Geekbench 6 sowie dem Cinebench 2024 – lässt sich zuerst ablesen, dass die Leistung eines einzelnen Oryon-CPU-Kern von Qualcomm in etwa auf dem Niveau liegt, das auch von Intels neuesten CPU-Kernen der Lunar-Lake-Generation erreicht wird. Anders sieht es dagegen aus, wenn Anwendungen genutzt werden, die ihre Last auf mehrere Prozessorkerne verteilen können – was heutzutage mehrheitlich der Fall sein dürfte. Dann ist zumindest Qualcomms Snapdragon X Elite deutlich schneller als etwa Intels Core Ultra 7 258V. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn im X Elite stecken zwölf gleich leistungsstarke Kerne.
Intel hat dagegen bei seiner neuen Generation die Anzahl der Kerne auf acht reduziert, und von diesen arbeitet nur ein Verbund aus vier Lion-Cove-Kernen mit einem maximalen Takt von 4,8 GHz. Die anderen vier basieren auf der weniger performanten Skymont-Architektur und werden im Höchstfall 3,7 GHz schnell. Bei Mehrkern-Anwendungen ist selbst die vorangegangene Generation in Form eines Intel Core Ultra 7 155H schneller. Sie verfügt nicht nur über deutlich mehr CPU-Kerne – sechs leistungsstarke P- und acht E-Kerne -, sondern auch die HyperThreading-Technologie stand noch zur Verfügung. Mit dieser konnten die P-CPU-Kerne zwei Threads parallel abarbeiten. Der Leistungsunterschied liegt bei etwa 15 Prozent – er zeigt aber auch, welche Potenziale in den Lion-Cove-Kernen liegen. Trotz der enormen Reduktion hält sich die Differenz letztlich in Grenzen.
Kraft kommt (auch) vom Kraftstoff
Vieles hängt allerdings auch davon ab, wie viel Strom der Intel-Prozessor im jeweiligen Notebook verbraten darf. Wir konnten den Core Ultra 7 258V bereits in zwei verschiedenen Notebooks unter die Lupe nehmen. Im ASUS Zenbook S14 wurde auf einen möglichst niedrigen Energieverbrauch Wert gelegt. Im Alltag unterscheidet sich das Notebook hinsichtlich der Akku-Laufzeit damit kaum noch von Konkurrenten mit ARMs Snapdragon X Elite. Allerdings bleibt dabei die Spitzenleistung auf der Strecke. Dagegen liefert das Lenovo Yoga Slim 7i Aura Edition deutlich höhere Leistungen, insbesondere bei Anwendungen, die Mehrkern-Architekturen unterstützen. Allerdings wird dann nicht nur der Lüfter deutlich vernehmbar, auch der Energieverbrauch ist deutlich höher.
Auch die GPU ist wichtig
Die Gesamtleistung eines Prozessors wird allerdings nicht ausschließlich durch die CPU bestimmt. Ebenso wichtig ist die Grafikeinheit, die längst nicht nur für die Darstellung der Inhalte verantwortlich ist. Selbst die Arbeit des Browsers wird von der GPU unterstützt.
Und hier schlägt Intel zurück. Zwar wurde auch bei der Arc Graphic 140V, die im Prinzip noch der entspricht, die auch schon beim Core Ultra 7 155H verwendet wurde, die Taktfrequenz auf 1,95 GHz abgesenkt, um Energie zu sparen, sodass die Leistung ebenfalls um rund 10 Prozent geringer ausfällt. Allerdings fällt die Adreno X1, die in den Qualcomm-Chips für die Beschleunigung sorgt, noch einmal ein ganzes Stück hinter der Intel-GPU zurück. Während letztere im OpenCL-Test des Geekbenchs knapp 29.000 Punkte erreicht, schafft die Qualcomm-GPU in dem Testlauf lediglich rund 20.000 Punkte.
NPU spielt noch keine große Rolle
Was dagegen derzeit noch kein Kaufkriterium sein muss, ist die NPU. Die Neuronal Processing Unit soll vor allem für mehr Effizienz bei der Berechnung von Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgen. Microsoft setzt große Stücke auf seinen intelligenten Assistenten CoPilot und auch andere Software-Anbieter setzen verstärkt auf KI. Allerdings sind die Anwendungsszenarien bisher nur begrenzt im Alltag angekommen. Das wird sich ändern, fraglich ist jedoch, inwieweit die aktuelle Leistung der Einheiten von (Hersteller-übergreifend) rund 45 TOPS dann noch zeitgemäß ist.
Wozu die Leistungsbeschränkung bei Intel gut ist
Dass Intel die Leistung seiner Prozessoren insbesondere mit Blick auf die CPU teils gehörig reduziert, hat natürlich einen ganz bestimmten Grund: Der Energieverbrauch. Die geringere Komplexität des ARM-Befehlssatzes und ein besseres Verhalten in den einzelnen Ruhe-Modi sorgen für eine bessere Effizienz der Qualcomm-CPU und einen Energiebedarf der immer noch geringer ist, als bei den Intel-Pendants, auch wenn letztere dank der Bemühungen deutlich aufgeholt haben. Es zeigt sich aber immer noch, dass der Verbrauch des Core Ultra 7 258V vor allem dann in die Höhe schnellt, wenn die P-Kerne gefordert werden. In synthetischen Benchmarks zeigt sich jedoch, dass der Akku-Verbrauch nicht mehr soweit auseinander liegt. So erreichten das ASUS ProArt PZ13 und das Asus Zenbook S 14 mit vergleichbaren Akkugrößen im Battery-Life-Benchmark der PCMark-10-Suite die gleiche Laufzeit von einer Stunde und 15 Minuten.
Vieles hängt letztlich davon ab, wie die Notebook-Hersteller im Einzelnen ihre Kühllösungen aufstellen. Auch das lässt sich aus den ersten Tests ablesen. Lenovos Yoga Slim 7i Aura Edition mit dem gleichen Core Ultra 7 258V lieferte zwar höhere Leistungen, benötigte dafür aber auch deutlich mehr Energie, was sich letztlich auch in einer spürbar geringeren Akku-Laufzeit zeigt. Und auch ARM-Prozessoren, die einen Verbrauch von mehr als 12 Watt aufweisen – und das gilt für alle Snapdragon-X-Chips – benötigen eine aktive Kühlung.
Es gibt nicht den besten Prozessor
ARM-Chips beweisen in Notebooks schon länger ihre Fähigkeiten. Apple knackt mit seinen jeweils neuesten M-Chips immer wieder Grenzen in Benchmarks. Dabei spielt dem Hersteller die Kontrolle über sein Ökosystem in die Hand. Qualcomm zeigt mit seiner Snapdragon-X-Serie die Potenziale in Windows-Notebooks – nicht nur mit Blick auf die Leistung, sondern auch auf die zumeist hervorragende Akku-Laufzeit.
Doch die x86-Chips von AMD und Intel sind deshalb keineswegs aus der Zeit gefallen. Sie bieten neben einer im Einzelfall besseren Software-Unterstützung vor allem eine deutlich bessere Grafikleistung, ohne dass ihre CPUs leistungstechnisch abgehängt würden.
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Bildquellen
- intel-core-ultra-2: Intel
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