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#„Amerika und China betreiben eine viel offensivere Technologieförderung“

„Amerika und China betreiben eine viel offensivere Technologieförderung“

Herr Ploss, ein großer Forschungsgipfel befasst sich an diesem Mittwoch mit Qualität und Mängeln des Innovationsstandorts Deutschland – gleichzeitig lähmt ein Mangel an Mikrochips die Industrie. Wie viel hat beides eigentlich miteinander zu tun?

Eigentlich wenig. Aber wenn Sie mich so fragen, dann hat diese Knappheit indirekt einen positiven Aspekt: Der sehr hohe Bedarf an Chips in der deutschen Industrie demonstriert, wie hochinnovativ sie auf Feldern wie Digitalisierung im Automobil und Elektromobilität ist. Sie ist in der Lage, den Trend des Autos hin zur Digitalisierung aktiv zu gestalten, hin zum elektrischen und assistierten Fahren. Insoweit sind wir da in Deutschland offensichtlich gut unterwegs. Wichtig ist es, nun beim autonomen Fahren die Position zu behaupten.

Fehlende Chips sind aber wohl ein Hemmschuh?

Natürlich gibt es gerade das Problem einer akuten Knappheit, bei der Autoindustrie wird das besonders deutlich. Wir sehen die temporäre Überlastung eines Systems, weil mehrere Märkte boomen, vor allem getrieben durch die Pandemie. Das wird sich mittelfristig wieder normalisieren. Trotzdem verweist es auf ein Thema, das auch eine spannende Forschungsfrage ist – die Resilienz von Systemen: Wie gut sind wirtschaftliche oder auch gesellschaftliche Strukturen gerüstet, um mit unerwarteten Schocks umgehen zu können? Das betrifft unter anderem die Frage, wie viel Autonomie wir in den Wertschöpfungs- und Lieferketten brauchen.

Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss im Februar 2020


Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss im Februar 2020
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Bild: Reuters

Wie viel mehr Autonomie brauchen wir – und inwieweit ist das eine Aufgabe für Industrie- und Innovationspolitik?

Letztlich ist das eine Aufgabe der Unternehmen. Aber es stellen sich natürlich übergeordnete Fragen: Wo muss Europa, muss Deutschland eigenständige Kompetenzen haben, um auf Augenhöhe mit anderen Weltregionen auf notwendiges Wissen für Innovation zugreifen zu können? Das heißt nicht, dass wir hier alles selbst machen müssen. Ein Beispiel aus der Anfangszeit der Pandemie: Eine massenhafte Maskenproduktion aufzuziehen, gelingt notfalls in wenigen Wochen. Deshalb muss man nicht im Inland dauerhaft eine Produktionskapazität für den theoretischen Maximalbedarf an Masken vorhalten. Bei komplexen Technologien – ob Künstliche Intelligenz oder Gentechnik – baut man aber besser nicht darauf, plötzlich auftretende Lücken im Ad-hoc-Modus reparieren zu können.

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Tut die Politik hier zu wenig, um Autonomie zu sichern?

So pauschal würde ich dem nicht zustimmen. Im Vergleich mit den USA oder China kann man aber feststellen, dass dort der Staat in manchen Bereichen eine viel offensivere staatliche Technologieförderung betreibt. Teils läuft das mittelbar über das Militärbudget, teils direkt als Förderung nationaler Wirtschaftsinteressen, teils indirekt durch die staatliche Beschaffung. Das sind Faktoren im globalen Wettbewerb, die man nicht gut finden muss, die jedoch real sind.

Sollte Europa nachziehen?

Für Europa wäre es ja schon ein Kurswechsel, Ungleichgewichte nicht noch zu verstärken – etwa in der Beschaffungspolitik öffentlicher Stellen. Das wichtigste Kriterium ist in der Regel der günstigste Preis, und dies favorisiert heute oft das teilweise künstlich verbilligte Produkt aus China oder anderen Regionen, weniger das Angebot aus hiesiger Produktion. Ich plädiere keinesfalls dafür, Industrien beliebig zu subventionieren. Wie groß aber die Bedeutung der Beschaffungspolitik ist, sehen wir ja gerade bei der Erfolgsgeschichte von BioNTech: Der Staat hat einfach in großen Mengen bei diesem heimischen Unternehmen bestellt. Das ist für dessen dauerhaften Erfolg letztlich entscheidender als die Tatsache, dass zuvor staatliche Forschungsförderung geflossen ist.

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