Nachrichten

#An der Basis geht das Leben weiter

„An der Basis geht das Leben weiter“

Gleich drei Masten stehen auf dem Platz vor dem Hauptportal der Kirche St. Mariä Himmelfahrt, und alle drei sind beflaggt. Zu feiern gibt es in diesen Wochen vor Ostern eigentlich nichts, und für die Fronleichnamsprozession ist es noch zu früh. Aber in Düsseldorf-Flingern sind die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine eingetroffen, 25 an der Zahl – und für sie wehen nun Regenbogenfahnen. Mitarbeiter und Freiwillige des Vereins „Flingern mobil“ haben für die Ukrainer kurzerhand einige Wohnungen in einer kirchlichen Immobilie in Schuss gebracht.

Daniel Deckers

in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

Für die Aktiven unter den rund 15.000 Katholiken der unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Stadtteile Flingern und Düsseltal sind Notlagen wie diese fast schon Routine. 1997 hatten die Pfarr­gemeinderäte der drei Kirchen des damaligen Gemeindeverbands „Flingern mobil“ ins Leben gerufen. Mit dem Kauf eines Kleinbusses für die aufsuchende Arbeit mit Rauschgiftabhängigen wollten sie ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Verelendung in einigen Ecken ihres Stadtbezirks. Bald kamen die Sozial- und Bildungsarbeit in den Kindertagesstätten und Schulen und das Engagement für die Bedürfnisse von Wohnsitzlosen und Migranten hinzu. „Die Themen liegen auf der Straße“, sagt Diakon Klaus Kehrbusch, der Vorstand des Vereins.

Flingern ist keine katholische Kuschelecke, sondern ein schillerndes Amalgam aller denkbaren Lebenslagen und einer massiven Fluktuation obendrauf: Die Verlierer der Wohlstandsgesellschaft sind hier genauso zu finden wie Konzernchefs und eine große Queer-Community, unter Einwanderer aus aller Welt mischt sich eine immer hippere Künstlerszene – alteingesessene wie zugezogene Katholiken mittendrin. „Solidarisch – vielfältig – offen“, so ist es gleich dreimal auf den Regenbogenfahnen der Kirche zu lesen, die hier alle nur „Liebfrauen“ nennen. Eine Botschaft, die Selbstauskunft und Selbstanspruch zugleich ist.

Ist das jetzt Kirchenspaltung?

Nicht nur die Ankömmlinge aus der Ukraine sollen sehen, wo und woran sie sind. Geht es nach dem „Ausschuss für Aktuelles“, dann soll ihr Signal weit über das Quartier, ja selbst über Düsseldorf hinaus Strahlkraft entfalten. Mindestens ein Adressat wohnt in Köln: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Ist das die Kirchenspaltung, die Bischöfe in aller Welt als Menetekel an die Wand malen, weil sich inzwischen nicht nur Laien, sondern auch Bistumsleiter aus Deutschland aus dem Korsett lehramtlicher Denk- und Sprechverbote befreit haben? Sieht so die „Diktatur des Relativismus“ aus, gegen die sich Joseph Kardinal Ratzinger einst als Antidot empfahl und zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt wurde? Fällt der „Ausschuss für Aktuelles“ unter die Rubrik Subversion mit antirömischem Affekt? Oder doch eher in die des Klischees von linken Geistlichen im Stuhlkreis?

Pfarrer Ansgar Steinke und die fünf Mitglieder des „Ausschusses“ sitzen zwar tatsächlich auf Holzstühlen im Kreis, durch die breite Fensterfront fällt der Blick auf die mobilen Regale der einladenden Pfarrbücherei. Doch mit ihrem Anliegen ist es ihnen ernst. Ihr Gespräch dreht sich um eine Karte. Mit der wenden sie sich an alle, die der Gemeinde den Rücken gekehrt haben. Die Vorderseite der Karte schmückt das Motiv mit den Regenbogen-flaggen, auf der Rückseite heißt es: „Kirche ist für uns mehr als die Krise, in der sie sich befindet.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!