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#„An“ oder „mit“ dem Virus gestorben?

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„An“ oder „mit“ dem Virus gestorben?

Die Vermessung der Pandemie ist auf den ersten Blick keine schwere Aufgabe. Es stehen schließlich mehrere Indikatoren zur Verfügung, die es den Behörden erlauben müssten, den Stand der Corona-Krise ähnlich genau abzulesen wie den Pegel am Ufer eines Flusses. Doch während klar geregelt ist, von welchen Hochwassermarken an die Schifffahrt erst eingeschränkt und dann eingestellt wird, liegen die Dinge in Sachen Corona anders.

Kim Björn Becker

Seit Monaten ringen Bund und Länder darum, welche Schlüsse sie aus welchen Messwerten ziehen sollen. Das gilt in erster Linie für die vielbeschworene Inzidenz, also die Zahl der nachgewiesenen Infektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche. Daneben suggeriert die Reproduktionszahl eine exakte Messbarkeit der Pandemie; sie gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person im Mittel ansteckt. Die größte Unklarheit herrscht aber ausgerechnet dort, wo es um die schlimmsten Folgen einer Ansteckung geht: Die Zahl der Corona-Toten gibt Aufschluss über – ja, was eigentlich?

Führt das Virus in jedem Fall zum Tod?

Die Unschärfe, was dieser Wert genau misst, wird jeden Tag im sprachlichen Umgang damit deutlich. Mal heißt es, die Zahl gebe an, wie viele Menschen „im Zusammenhang“ mit dem Virus gestorben sind. Ein anderes Mal ist die Rede davon, dass sie den Wert derer bezeichne, die „an oder mit dem Virus“ gestorben seien. Nichts davon ist falsch, und genau da liegt das Problem. Denn bei der Frage, wie schlimm es gerade ist in Sachen Corona, wird der kleine Unterschied entscheidend: Führt das Virus zum Tod der Menschen? Oder sterben die Infizierten an anderen Dingen? Man stelle sich einmal vor, diese Unsicherheit bestünde zur Hochwasserzeit beim örtlichen Schifffahrtsamt. Der Beamte bekäme zwar auf den Zentimeter genau den Pegel mitgeteilt, aber er wüsste nicht, in welchem Gewässer gemessen wird.

Welche symbolische Bedeutung der Wert der sogenannten Corona-Toten hat, machte kürzlich der amerikanische Präsident Joe Biden deutlich. Als am Montag bekannt wurde, dass inzwischen eine halbe Million Menschen in den Vereinigten Staaten im Zuge von Corona gestorben sind, sprach Biden in Washington von einem „herzzerreißenden Meilenstein“. Biden rechnete vor, dass in der Pandemie bereits mehr Amerikaner verstorben seien als in den zwei Weltkriegen und im Vietnamkrieg zusammen.

In Deutschland gab das Robert-Koch-Institut (RKI) die Zahl der Corona-Toten am Mittwoch mit 68.740 seit dem Beginn der Pandemie an. Mitte Januar kamen an mehreren Tagen jeweils mehr als 1000 Tote hinzu, derzeit schwanken die Zahlen stark. Zuletzt meldeten die Gesundheitsämter dem RKI binnen eines Tages 422 neue Todesfälle bundesweit. Im Schnitt sterben derzeit knapp drei Prozent der Infizierten. Wie oft war das Virus schuld?

Um die Todesursache zu bestimmen, muss der Leichnam des Verstorbenen obduziert werden. Ein geschulter Arzt schneidet den Körper auf und prüft unter anderem die inneren Organe. Oft müssen Proben genommen und im Labor untersucht werden, die Detektivarbeit ist darum aufwendig und teuer. Weil die Leichen mehrere Tage lang ansteckend sein können, müssen die Mediziner mit großer Vorsicht vorgehen – nicht ohne Grund werden die Särge selbst im Krematorium noch häufig von außen gekennzeichnet, wenn der Verstorbene Corona hatte.

Das Virus ist ein Problem über den Tod hinaus. Wenn nun jeder Corona-Tote obduziert würde, bestünde Klarheit über die konkrete Gefahr des Coronavirus. Doch das passiert nicht – auch, weil es dafür nach Ansicht von Fachleuten einfach nicht genügend Ärzte gibt. Dafür wird versucht, die bestehenden Erkenntnisse wenigstens zusammenzuführen.

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