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#Andrea Agnelli im Auge des Zyklons

Andrea Agnelli im Auge des Zyklons

Es sind intensive Tage für Andrea Agnelli. Sportlich gesehen, läuft es bei Juventus Turin derzeit eher mittelprächtig, der italienische Rekordmeister steht vor dem 33. Spieltag auf dem vierten Platz der Serie A und muss um die Teilnahme an der kommenden Champions League bangen. Der neue Trainer Andrea Pirlo steht in der Kritik, aber diese Alltagserscheinungen des Fußballgeschäfts sind derzeit in den Hintergrund gerückt. Denn vor einer Woche präsentierten zwölf europäische Spitzenfußballvereine ihre Idee einer Super League, darunter auch Juventus Turin mit Präsident Andrea Agnelli.

Die Reaktionen waren insbesondere in Italien verheerend. Nach dem Rückzug der Teams aus England mussten schließlich auch die verbleibenden Initiatoren zurückrudern. Innerhalb weniger Tage war ein Frühlingssturm über den europäischen Fußball hinweggefegt, der allerlei zerbrochene Scherben hinterließ. Es wäre nun übertrieben zu behaupten, Andrea Agnelli, 45 Jahre alt und Spross der berühmten Turiner Unternehmerfamilie, würde solche Momente lieben. Aber ganz ohne diese Art von Emotionen und das Gefühl, im Auge des Zyklons zu stehen, geht es auch nicht für den Italiener.

Ob Agnellis Bedürfnis nach Adrenalin eine angeborene Familienangelegenheit oder eher auf Prägung zurückzuführen ist, steht dahin. Es erinnern sich derzeit viele Kenner in Italien an den ehemaligen Juventus-Sportdirektor Luciano Moggi, der wegen seines Betrugssystems zur zentralen Figur des Calciopoli-Skandals 2006 wurde. Moggi war einer von Agnellis Lehrmeistern, so bemerken die Kritiker. Wenn der umstrittene Juventus-Präsident etwas von dem zwielichtigen Manager gelernt hat, dann sind es unter anderem zwei Glaubenssätze. Der eine lautet: Tue alles, alles, damit Juventus Turin eine glorreiche Zukunft hat. Der andere: Du wirst dir Feinde machen dabei – und das ist gut so.

Juve-Boss Andrea Agnelli: Einer der Initiatoren und Befürworter der Super League


Juve-Boss Andrea Agnelli: Einer der Initiatoren und Befürworter der Super League
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Bild: AFP

Die Super League sollte Agnelli zufolge den bestimmenden europäischen Vereinen eine sichere Einnahmequelle garantieren, die insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Feinde hat er sich mit seiner Initiative zuhauf gemacht. Sein persönlicher Freund und Taufpate seiner Tochter, Uefa-Präsident Aleksander Ceferin, bezeichnete Agnelli erst als „Schlange“ und dann auch als „Lügner“. Seine Begründung: Der Juventus-Präsident habe sich Stunden vor dem Coming-out noch für die Reform der Champions League starkgemacht, die durch die Gründung der Super League aber in ihrem Kern getroffen worden wäre. In Italien lauteten die Schmährufe „Judas“ und „Verräter“. Wäre der Kettenraucher Agnelli ein Sensibelchen, ginge es ihm nun schlecht. „Der König ist nackt“, schrieb die Turiner Zeitung „La Stampa“.

Als Clan-Mitglied bei den Agnellis und als Juventus-Präsident lernt man das Austeilen ebenso früh wie das Einstecken. Agnelli studierte in Oxford, sein Englisch hat seither einen eleganten Touch, seine Studien schloss er an der Mailänder Elite-Universität Bocconi ab. Bei Piaggio, Auchan und Ferrari sammelte er Praxiserfahrung, bevor er 2010 als Juventus-Präsident eingesetzt wurde. Unter seiner Ägide schwang sich Juventus erneut zum Klassenprimus in der Serie A auf, zuletzt gelangen neun Meistertitel in Serie, zweimal stand die Mannschaft im Finale der Champions League. Agnelli holte auch Cristiano Ronaldo nach Turin. Eine solche Erfolgssträhne gelang Juventus weder unter Großvater Edoardo noch unter Vater Umberto und auch nicht unter Onkel Gianni als Präsidenten. Andrea Agnelli ist im Alter von 45 Jahren der erfolgreichste Klubchef in der Geschichte des Vereins. Kann man so jemanden vom Hof verjagen?

Seit dem Scheitern des Super-League-Planes geistern Gerüchte durch die ­italienischen Zeitungen, Agnellis Tage als Juventus-Präsident seien gezählt. „Tuttosport“ etwa brachte Agnellis ­Cousin Andrea Nasi als potentiellen Nachfolger ins Gespräch. Wie es heißt, werde in der Familien-Holding Exor, die knapp 64 Prozent der Anteile an Juventus Turin hält, nach Saisonende eine Entscheidung gefällt. Die entscheidende Figur ist dabei John Elkann, ­Cousin Agnellis und Exor-Vorstandsvorsitzender. Das Verhältnis der beiden gilt als gut. Dass Elkann den Juve-Präsidenten vom Hof verjagen könnte, scheint derzeit unwahrscheinlich. Ein Grund dafür ist auch, dass einer Umfrage zufolge überdurchschnittlich viele Juventus-Tifosi dem Super-League-Projekt etwas abgewinnen konnten. Die wahrhaftige Revolution in Turin wäre es deshalb, dem erfolgreichsten Klubchef der Geschichte den Laufpass zu geben.

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