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#Angela Merkel in Düsseldorf über ihre Zukunft

Angela Merkel in Düsseldorf über ihre Zukunft

War das jetzt noch einmal die Einladung, auf Sicht zu fahren? Die Bundeskanzlerin meinte mit aufreizender Beiläufigkeit, sie finde sowieso, man solle mehr in der Gegenwart leben, die könne man nämlich auch versäumen, so man außengeleitet immer schon einen Tag weiter sei, und das nannte Angela Merkel spöttisch „eine dumme Sache“. Das Leben wäre dann dumm gelaufen, vielleicht superschlau, aber doch saudumm, weil am Leben vorbei.

Man muss den Zusammenhang von Merkels Jetzt-Bekenntnis kennen, das sie bei einer Unterhaltung mit der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie gestern im Düsseldorfer Schauspielhaus ablegte. Natürlich wollte sie damit nicht am Ende ihrer Amtszeit für eine Politik nur bis zur nächsten Ecke werben. Auch hat sie nicht eben gerade – besser spät als nie – die psychologische Achtsamkeit entdeckt und möchte diese nun unters Volk bringen. Nein, das meinte die Kanzlerin nicht mit ihrer Ansage des gegenwärtigen Moments. Ihr ging es einfach nur darum, die aufgebrezelte Frage der Moderatorin nach ihrem „Narrativ“ für den nächsten Lebensabschnitt zu kontern, die ihr im Schauspielhaus gestellt worden war.

Welches Narrativ? Ich habe kein Narrativ, entgegnete die Gefragte, und man meinte die geradezu physische Abneigung zu spüren, die Angela Merkel gegen solch eine sprachliche Überhöhung hegt, wenn jemand eigentlich doch nur wissen möchte: Wie soll’s demnächst denn weitergehen, Frau Bundeskanzlerin, haben Sie schon Pläne? Das ist immer wieder herrlich, wie die Kanzlerin die Begriffsstutzige gibt, wenn sie sich einen hergeholten Begriff nicht meint geben zu müssen. Sie hat sich vorgenommen, auf diese jetzt zur Dauerfrage gewordene Erkundigung nach ihrer Zukunft lediglich zu sagen, dass sie erst einmal schauen wolle, was so in ihr aufbricht, und dann werde sich schon ein Weg weisen. Hier wird das Gelände für einen existenzialistischen Aufbruch vorbereitet, für einen Entwurf ins Jetzt hinein, den sich die innengeleitete Noch-Kanzlerin nicht verstellen lassen möchte, schon gar nicht von – Narrativen.

Dass Frau Merkels Jetzt die flache Jetzt-Ideologie Eckhart Tolles weit hinter sich lässt, zeigte sie in Düsseldorf mit ihrem Lob für Frau Adichies TED-Talk „The danger of a single story“. Von der Schriftstellerin stammt die Aussage, Macht sei die Fähigkeit, nicht nur die Geschichte einer anderen Person zu erzählen, sondern sie zur endgültigen Geschichte zu machen. In solcher narrativen Festlegung eines Menschen auf seine Gegenwart, ohne ihn als Möglichkeitsmenschen in Betracht zu ziehen, liege ein Machtmissbrauch, so verstand man die Kanzlerin, den sie weder sich selbst noch anderen wünsche.

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