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#Angelina Mango siegt in Sanremo

Beim Pop- und Schlagerfestival in Italien setzte sich die Musikertochter Angelina Mango durch – und neben Hollywoodstars bekamen auch protestierende Bauern eine Bühne.

Gestürzt, geweint, gewonnen – für die 22 Jahre alte Sanremo-Debütantin Angelina Mango lief es beim 74. Festival des italienischen Schlagers an der Blumenküste Liguriens am Ende doch noch optimal. Sozusagen auf der Zielgeraden, erst am letzten der fünf Abende des legendären Musikfestivals, überflügelte sie den Rapper Geolier aus Neapel, der mit seinem Song im kampanischen Dialekt „I p‘ me, tu p‘ te“ („Ich für mich, du für dich“) stets in Führung gelegen hatte. Ihren Sieg verdankte Angelina Mango dem Votum der Fernsehzuschauer, das in der Nacht zum Sonntag mit einer Gewichtung von 34 Prozent in die Gesamtwertung einbezogen wurde. Bei den kumulierten Voten der Presse und der Radiohörer, die jeweils zu 33 Prozent gewertet wurden, hatte Geolier vorne gelegen.

Womöglich hat der Sturz auf der Bühnentreppe, als die Sängerin über ihr Kleid stolperte und ihren Song „La noia“ (Langeweile) im Sitzen und mit Tränen in den Augen beendete, ihr sogar geholfen. Nach der Bekanntgabe ihres Sieges vergoss Mango dann noch mehr Tränen, diesmal des Dankes. Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat wieder eine Frau das älteste Pop- und Schlagerfestival Europas gewonnen. Am Sonntagmittag verkündete der öffentlich-rechtlich Sender RAI, der das Festival seit je überträgt und die Nation jedes Jahr aufs Neue vor dem Fernseher versammelt, dass Angelina Mango Italien auch beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai im schwedischen Malmö vertreten werde. Das ESC-Finale sei ein Traum, den sie nie zu träumen gewagt hätte, hatte Mango gegen 2.30 Uhr am Sonntagmorgen dem Publikum im Ariston-Theater zugerufen, das sich ordnungsgemäß zur Ovation erhoben hatte.

Tochter des Musikers Pino Mango und der Sängerin Laura Valente

Zwar mochte die Sängerin selbst zum ersten Mal beim Festival in Sanremo dabei gewesen sein, mit dem Namen „Mango“ ist man dort aber seit langem vertraut. Angelina Mango ist die Tochter des 2014 im Alter von nur 60 Jahren – nach einem Herzinfarkt bei einem Konzert – verstorbenen Musikers Pino Mango, dem 1985 in Sanremo der Durchbruch gelungen war und der in den Jahren darauf immer wieder bei dem Festival auftrat. Ihre Mutter ist die Sängerin Laura Valente, die ihrerseits 1992 mit der Band „Matia Bazar“ in Sanremo debütierte und danach dort ebenfalls zu den Stammgästen zählte. Als „figlia d’arte“ – was eher „Tochter der Kunst“ als „Tochter von Künstlern“ bedeutet – ist die grundsympathische Angelina Mango nach ihrem Triumph von Sanremo sogleich von der ganzen Nation als amtierende Lieblingstochter der leichteren Sangeskunst adoptiert worden.

Dieses Jahr traten insgesamt 30 Solisten und Bands in Sanremo auf – von Veteranen im Herbst ihrer Karriere über etablierte Größen bis zu jungen Sternchen. Daneben wurden Hollywoodstars wie John Travolta und Russell Crowe eingeflogen. Der erste trat mit Tanzeinlagen aus seinen großen Kinohits sowie mit einem sonderbaren Ententanz hervor. Der zweite machte sich über die Tanzeinlagen des ersten lustig, namentlich über den Ententanz. Und weil in Sanremo immer auch die Politik und aktuelle Debatten eine Rolle spielen, erlangte heuer die Kuh Ercolina eine gewisse Berühmtheit. Protestierende Bauern hatten das prächtige Fleckvieh aus einem Dorf in der Lombardei auf der Uferpromenade vor dem Kasino und dem Ariston-Theater spazieren geführt. Zu dem von den Bauern erhofften Bühnenauftritt von Ercolina kam es dann aber doch nicht. Stattdessen verlas Moderator Amadeus, der das Festival in diesem Jahr zum fünften und letzten Mal als künstlerischer Leiter und Zeremonienmeister prägte, eine Botschaft der Bauern. Anders als in Deutschland und Frankreich waren und sind die Bauernproteste in Italien vor allem gegen die EU und nicht gegen die eigene Regierung gerichtet, die sich ihrerseits gemeinsam mit den Bauern gegen Brüssel aufgestellt hat.

Dieses Jahr also die Kuh Ercolina und die Existenzklage echter Bauern, während im letzten Jahr noch die millionenschwere Influencerin Chiara Ferragni das große woke Wort führte, sogar als Co-Moderatorin von Amadeus an einem der fünf Festivalabende. Inzwischen ist Ferragni wegen Betrügereien für angebliche Wohltätigkeitsaktionen, bei denen vor allem sie und ihr Ehemann, der Rapper Fedez, weitere Millionengewinne einstrichen, in Ungnade gefallen. Der Getränkekonzern Coca-Cola zog ein bereits produziertes Video mit Ferragni, das in den Werbepausen während der Übertragungen hätte laufen sollen, kurz vor Beginn des Festivals zurück.

Als Publikumsmagnet bleibt Sanremo ein singulärer Erfolg. Am Dienstag, dem Eröffnungsabend, wurden zur Hauptsendezeit knapp 17 Millionen Fernsehzuschauer registriert, ein sagenhafter Marktanteil von 65 Prozent. Auch an den folgenden Fernsehabenden und -nächten, die an den fünf Tagen des Festivals jeweils bis in die frühen Morgenstunden andauern, waren durchschnittlich stets mehr als zehn Millionen Zuschauer dabei. Und an die Stelle von Ferragni-Slogans für Coca-Cola trat in den Werbepausen zum Beispiel die Regierung in Rom mit der Aufforderung ans (Fernseh-)Volk, es möge doch Staatsanleihen zeichnen: „eine vorteilhafte Rendite besonders für Kleinanleger“.

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