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#Angst vor der Herbstdepression

Angst vor der Herbstdepression

Vor der Sinsheimer Arena war am Samstag ein verzwickter Fall von Risikobewertung zu beobachten. Ein Mann vom Ordnungspersonal kurvte auf einem Motorroller zwischen den ankommenden Besuchern hindurch, und sobald er jemanden erspähte, der ohne den obligaten Mund-Nasen-Schutz zu sehen war, gab es eine Ermahnung. Dass der Mann dabei seinerseits ungeschützt unterwegs war, nämlich ohne Helm, amüsierte so manchen Beobachter – und ermunterte zur provokanten Frage, was denn nun gefährlicher sei.

Christian Kamp

Es war eine heitere Perspektive auf ein ernstes Thema, das in den vergangenen Tagen wieder mit bedrohlicher Wucht über den Fußball hereingebrochen ist. Noch nicht unbedingt in Sinsheim, wo 6030 Zuschauer den Dortmunder Sieg bei der TSG Hoffenheim sahen, aber mit Blick auf die Lage der Liga wirkte die Szenerie dort wie einer der letzten Sonnenstrahlen vor der befürchteten Herbstdepression.

Mit den steigenden Infektionszahlen hat das Virus auch den Fußball wieder in den Griff genommen. Man könnte auch sagen: in die Mangel. Denn nach allem, was sich abzeichnet, könnten es unangenehme, vielleicht quälende Monate werden, und das nicht nur atmosphärisch, wenn Geisterspiele wieder Normalität werden, sondern auch ökonomisch und sportlich. Die bange Frage lautet nicht nur: Geht das alles schon wieder los? Sondern: Wird es vielleicht sogar noch schlimmer?

Der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke legte auf dem Heimweg aus Sinsheim einen Zwischenstopp im ZDF-Sportstudio in Mainz ein – das Glücksgefühl über den Erfolg seiner Borussia durch das Tor von Marco Reus spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle. Mit erstaunlich klaren Worten verließ Watzke die zurückhaltende Linie, auf der sich die meisten Fußballfunktionäre eine Weile lang bewegt hatten. Nun griff er sogar seine CDU-Parteikollegin Angela Merkel an, weil diese vor einigen Tagen gesagt hatte, dass es wichtigere Dinge als den Fußball gebe. „Ich fand das nicht zielführend“, sagte Watzke, „Wir müssen die Frage nach dem Gefährdungspotenzial stellen.“ Er verstehe nicht, „warum man sich am Fußball abarbeitet“, obwohl von den Spielen „überhaupt keine Gefahr“ ausgehe, wenn die Stadien mit 20 Prozent ihrer Kapazität gefüllt werden.

Es geht um sehr viel Geld. „Das Spiel gegen Schalke wird uns wieder eine Million kosten, die wir nicht einnehmen, drei Tage später gegen Sankt Petersburg das gleiche“, sagte Watzke. „Ich erwarte von der Politik, dass die Fragen in die Richtung gehen: Wo sind Gefahren für die Gesundheit, und nicht wieder so ein populistisches Fußball-Bashing betreiben, wie das aus der Bundesregierung die letzten Tage gekommen ist.“

Damit nimmt der Sauerländer wie schon im Frühling eine interessante Rolle ein. Statt demütig die Schwächen des Systems Profifußball zu betonen und Besserung zu geloben, vertritt er mit klarer Haltung wirtschaftliche Interessen. Etliche Kollegen, die ähnlich denken, dürften ihm heimlich applaudieren. Denn viele Vereine haben für das laufende Jahr fest mit Einnahmen aus dem Verkauf von Tickets kalkuliert, zum Beispiel der 1. FC Köln. „Wir haben damit gerechnet, dass wir in den ersten Spielen bis März mindestens 10000 Zuschauer haben werden und dann in Volllast übergehen“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle jüngst der „Kölnischen Rundschau“. Diese Rechnung sei „nicht aufgegangen und Besserung ist kaum in Sicht“, ergänzte er ernüchtert. Auch bei Eintracht Frankfurt wurde mit satten Zuschauereinnahmen von der Rückrunde an geplant. Überhaupt herrschte im Fußballsommer noch das Gefühl vor, es werde jetzt immer weiter bergauf gehen.

Doch nun richtet sich Watzkes warnender Blick in eine ganz andere Richtung. Wenn auch diese Saison unterbrochen werden müsste, „dann wird es natürlich eng“, prognostizierte der Dortmunder Geschäftsführer, „dann möchte ich nicht in der Haut von einigen Kollegen stecken“.

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