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#Ansturm auf Impfzentren in Österreich

Ansturm auf Impfzentren in Österreich

Buntes Herbstlaub und strahlender Sonnenschein haben am Wochenende in Österreich zu Ausflügen in die Natur eingeladen. Aber überraschend viele hatten andere Ziele: die Impfzentren. Dort, wo der Zustrom seit dem Sommer spärlich geworden ist, herrscht plötzlich wieder Andrang. Die Nachbarin, die sich bereits den dritten „Stich“ abgeholt hat, berichtet von zwei Stunden Wartezeit in Wien. Aus Salzburg wird ein „Rekordsamstag“ gemeldet. Auch aus den anderen Bundesländern kursieren Bilder und Berichte über Schlangen – sogar in Oberösterreich, bislang die Hochburg der Impfskeptiker (nur 57 Prozent geimpft). Die Anmeldungen zur Impfung haben sich dort gegenüber Anfang Oktober verzehnfacht.

Insgesamt liegt Österreich, was die Bereitschaft zu einer Corona-Impfung betrifft, im europäischen Vergleich nicht am Ende, aber in der unteren Hälfte. Derzeit sind 62 Prozent der österreichischen Bevölkerung vollständig immunisiert (in Deutschland sind es 67 Prozent). Zugleich steigen die Infektionszahlen rasant. Am Samstag wurden beinahe 10.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet, das ist ein Höchststand. Dass die Krankenhäuser und besonders deren Intensivstationen noch nicht überlastet sind, kann auf die Impfungen zurückgeführt werden, die das Risiko schwerer Erkrankungen deutlich mindern. Dennoch waren am Sonntag bereits 365 Intensivbetten belegt. Ab 600 sollte nach bisherigem Stufenplan ein genereller Lockdown kommen.

Besuch im Kaffeehaus ist nicht nur Klischee

Die Regierung in Wien hat nun vorsorglich ein paar Stufen übersprungen. Von diesem Montag an gelten Regeln, die sich auf den Nenner bringen lassen: Lockdown für Ungeimpfte. Zur Arbeit darf man zwar weiterhin auch nur mit einem negativen Test gehen, aber für praktisch alle öffentlichen Vergnügungen und Genüsse reicht das dann nicht mehr. Laut Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gilt die Regel „2-G“ (geimpft oder genesen) überall dort, wo bisher „3- G“ (zusätzlich getestet) gegolten hat, also etwa in der Gastronomie, im Hotel und im Theater, bei Konzerten, Sportveranstaltungen oder beim Friseur. Dabei gilt eine Übergangsfrist: Wer sich jetzt noch schnell impfen lässt, kann mit einem PCR-Test noch vier Wochen lang auch 2-G-Bereiche besuchen. Danach muss aber der zweite Stich erfolgen.

Es liegt nahe, den plötzlichen Andrang an den Impfstationen auf die neue Regelung zurückzuführen, die im Laufe der vergangenen Woche bereits durchgesickert war. Der Besuch im Wiener Kaffeehaus ist nicht nur ein Klischee, und auch auf dem Land geht man gern aus. Nicht von ungefähr wurde schnell ein Begriff für das Phänomen gefunden, das nun plötzlich so manche ungeimpfte Person hat umdenken lassen: Schnitzelpanik. Um daraus eine wirkliche Trendwende abzulesen, ist es zu früh. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Impfwelle abflaut, ehe eine signifikante Erhöhung der Gesamtquote erreicht ist. Zum anderen dürfte die generelle Freigabe der dritten „Auffrischungsimpfung“ ein halbes Jahr nach dem ersten Stich zum Aufkommen beigetragen haben. Doch nach den ersten Meldungen haben am Wochenende die Erstimpfungen bei Weitem überwogen.

Vorwürfe gegen Kurz berechtigt?

Die „türkis-grüne“ Regierung wird dies als einen Erfolg verbuchen. Freilich stellte sich sogleich die Frage: Warum erst jetzt? Zum Ende der Sommerferien waren bereits 58 Prozent der Österreicher geimpft. Wäre es mit dem gleichen Tempo weitergegangen, dann hätte das Land sich heute in der gleichen Größenordnung bewegen können wie Musterschüler Dänemark. Dem früheren Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird nun von der linken und liberalen Opposition, hinter vorgehaltener Hand aber auch seitens der Grünen vorgeworfen, er habe aus Furcht vor der rechten FPÖ und mit Blick auf die oberösterreichische Landtagswahl im Oktober auf die Bremse getreten.

Tatsächlich hatte Kurz die Pandemie rhetorisch für beendet erklärt – allerdings ausdrücklich nur für Geimpfte. Dass er schon im Juli vor steigenden Infektionszahlen und bei fehlender Impfwilligkeit auch einem Lockdown warnte, übersehen seine Kritiker gern. Andererseits ist der Druck offensichtlich, den FPÖ-Chef Herbert Kickl mit seinem radikalen Anti-Maßnahmen-Kurs ausübt. Kickl setzt lieber auf Vitaminpräparate, Bitterstoffe und frische Luft. Möglicherweise zeigt sich jetzt aber, dass viele dann doch lieber auf Schnitzel als auf Bitterstoffe setzen.

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