#Antatschen ist im Unterricht kein Thema
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„Antatschen ist im Unterricht kein Thema“
Rund zwei Drittel der Berufsschüler zwischen 16 und 19 Jahren haben sexualisierte Gewalt erlebt, meist durch Gleichaltrige. Mehr als jedes zweite Mädchen ist schon gegen ihren Willen angetatscht worden. Jedes vierte berichtet, dass jemand versucht hat, es zum Geschlechtsverkehr zu zwingen. Gleichzeitig geben zwei Drittel der Berufsschüler an, noch nie im Unterricht über das Thema gesprochen zu haben. Das ist das Ergebnis der Speak!-Studie, die Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Freitag mit der Erziehungswissenschaftlerin Sabine Maschke von der Universität Marburg und dem Bildungsforscher Ludwig Stecher von der Uni Gießen vorgestellt hat.
Die Wissenschaftler befragten im Auftrag des Ministeriums gut 1100 Berufsschüler. Die Untersuchung ist der dritte Teil einer Reihe; der erste und zweite beschäftigten sich mit jüngeren Jugendlichen an Regel- und an Förderschulen. Diese hatten weniger sexualisierte Gewalt erlebt. Maschke sagte, der Unterschied sei „sehr deutlich auf einen Alterseffekt zurückzuführen“, nicht auf den Besuch einer beruflichen Schule.
Verletzende sexuelle Witze
Die Forscher unterscheiden zwischen nicht-körperlicher und körperlicher sexualisierter Gewalt. Zwei Drittel der Jugendlichen gaben an, nicht-körperliche Gewalt erlebt zu haben – Beschimpfungen, verletzende sexuelle Witze, Exhibitionismus, Belästigung im Internet, das Verbreiten von Gerüchten sexuellen Inhalts oder intimer Bilder. Von den Mädchen waren 78 Prozent betroffen, von den Jungen 54 Prozent. Unter den Jüngeren zwischen 14 und 16 Jahren hatte das weniger als die Hälfte erlebt.
Auch bei der körperlichen sexualisierten Gewalt zeigte sich ein Unterschied zwischen den Altersklassen. Sie hatten 41 Prozent der 16 bis 19 Jahre alten Schüler erlebt, 62 Prozent der Mädchen und 18 Prozent der Jungen. Bei den Jüngeren war es weniger als ein Viertel. Meist handelte es sich um unerwünschte Berührungen, oft am Geschlechtsteil. Jedes zwölfte Mädchen sagte, es sei zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden.
78 Prozent der Berufsschüler hatten schon sexualisierte Gewalt beobachtet. Die Täter waren oft Mitschüler. Nicht-körperliche Gewalt erlebten Betroffene meist im öffentlichen Raum, in der Schule und im Internet. Bei der körperlichen überwogen Wohnungen und Partys; auch Straßen und Plätze lagen deutlich vor der Schule. Die Studie ergab zudem einen hohen Pornographiekonsum bei männlichen Jugendlichen. Im Unterricht an Berufsschulen und in Ausbildungsbetrieben ist all das kaum Thema.
Maschke sprach von einem „Schweigepanzer“. Lorz sagte, der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule 2010 habe das Bewusstsein in Hessen geschärft. Er kündigte mehr Prävention und Fortbildungen für Lehrer an. Dabei helfe die Studie als „erste verlässliche Datengrundlage“.
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