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#In Lagerfelds Spuren

In Lagerfelds Spuren

Schon mit seiner ersten Modenschau für Fendi zeigte Kim Jones vor drei Wochen, dass seine neue Arbeit eine Familienangelegenheit ist. Model Kate Moss brachte ihre Tochter Lila Grace Moss mit. Christy Turlington ging nach ihrem Neffen James über den Laufsteg. Und die Britin Adwoa Aboah wurde von ihrer Schwester Kesewa begleitet. Kein Wunder, dass kaum jemand diese Zusammenhänge sah: Denn sie wurden überschattet durch den Soloauftritt der 58 Jahre alten Demi Moore, die überaus jugendlich wirkte.

Alfons Kaiser

Alfons Kaiser

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

Dabei hat der Familiensinn System. Denn Fendi war stets ein Familienunternehmen – und ist es noch immer, obwohl die römische Marke längst mehrheitlich zu LVMH gehört, dem größten Luxuskonzern der Welt. Die Botschaft des neuen Chefdesigners Kim Jones könnte also lauten: Egal, ob wir hier den Luxus in Reinform kultivieren, egal, ob die maßgeschneiderten Couture-Kleider 10.000 oder 20.000 oder noch mehr Euro kosten – wir sind dabei ganz menschlich geblieben, ganz familiär, ganz bodenständig.

So etwas sieht man in Rom gern. Denn Familienwerte, die in Italien ohnehin gepflegt werden, hält man besonders bei den Fendis hoch. 1925 gründeten Adele und Edoardo Fendi ein Pelz- und Ledergeschäft an der Via del Plebiscito. Nach dem Krieg bestimmten ihre fünf Töchter Paola, Anna, Franca, Carla und Alda jahrzehntelang gleichberechtigt den Kurs.

Designte mehr als 50 Jahre lang Fendis Damenmode: Karl Lagerfeld


Designte mehr als 50 Jahre lang Fendis Damenmode: Karl Lagerfeld
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Bild: dpa

Zu ihrem Glück engagierten sie 1965 einen 31 Jahre alten Designer namens Karl Lagerfeld. Er schaffte es mit seinem Selbstbewusstsein, das mit den Erfolgen wuchs, die teils auseinanderstrebenden Interessen der Schwestern auf eine modische Linie zu bringen. 54 Jahre lang arbeitete der deutsche Modemacher für Fendi, ein einsamer Rekord in der Modewelt. Zwar hatte er immer Statthalter dort wie Gilles Dufour oder Eric Wright, damit in der Ewigen Stadt nicht alles ewig dauerte. Aber er selbst flog mehr als 500 Mal in seinem Leben nach Rom. Noch auf dem Sterbebett schickte er Annas Tochter Silvia vor zwei Jahren letzte Anweisungen für die Schau, die dann zwei Tage nach seinem Tod über die Bühne ging.

Silvia Fendi, die Patriarchin der Modemarke, bleibt Chefdesignerin für die Männermode und die Accessoires. Das ist die Pointe bei der ungewöhnlichen Berufung des britischen Designers: Kim Jones, der 1979 geboren wurde und an der Londoner Designschule Central Saint Martins studierte, ist nämlich Männermodedesigner. Seit 2011 entwarf er die Herrenmode von Louis Vuitton, bevor er 2018 zur LVMH-Marke Dior wechselte, wo er weiter arbeitet. Die Fendi-Familienaufstellung in Paris war nun seine erste Damenmode überhaupt – und dann auch noch für ein Unternehmen, das die Schallmauer von einer Milliarde Euro Jahresumsatz längst durchbrochen hat und in der Haute Couture besondere Ansprüche stellt.

Zwei auf einen Streich

Wie schafft es dieser Londoner, zwei Top-Jobs zu erledigen, Dior Homme in Paris und die Fendi-Damen in Rom? LVMH-Chef Bernard Arnault weiß noch sehr genau, wie ein anderer Brite, John Galliano nämlich, der Verantwortung als Dior-Designer nicht gewachsen war, in Drogen abglitt, 2011 betrunken herumpöbelte und vor die Tür gesetzt werden musste. Der reichste Franzose, der einen untrüglichen Blick für Modemacher hat, obwohl er Geschäftsmann ist, traut Jones also viel zu. So gut das hinter seiner Maske zu erkennen war, schien Arnault auch zufrieden mit der Fendi-Premiere.

Familienbande: Kate Moss und Tochter Lila Grace präsentieren eine Kreation von Kim Jones für Fendi.


Familienbande: Kate Moss und Tochter Lila Grace präsentieren eine Kreation von Kim Jones für Fendi.
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Bild: dpa

Der Designer hat sich schon ausgezahlt: Bei Louis Vuitton stieß der Sneaker-Fan den „Athleisure“-Trend luxuriös lockerer Mode an, mit Techno-Stoffen, übergroßen T-Shirts und Rucksäcken aus Krokoleder; und mit der Louis-Vuitton-Supreme-Kooperation zeigte er, dass „collaborations“ von Luxus- mit Trendmarken geschäftlich viel bringen. Bei Dior begann er ebenfalls gleich mit kreativer Zusammenarbeit: Der „Dior x Air Jordan“ war im vergangenen Jahr einer der begehrtesten Sneaker. Als er im Juni 2018 sein Dior-Homme-Debüt gab, saß als guter Geist und großer Fan auch Karl Lagerfeld in der ersten Reihe.

Organisierte Kreativität 

Also: Wie schafft er das, Fendi und Dior? „Ich habe viel Unterstützung in beiden Modehäusern, und ich arbeite sehr schnell“, sagt er im Gespräch mit der F.A.Z. Auch den Übergang von der Herren- zur Damenmode sieht er lässig: „Das fühlt sich wie eine Evolution an, eine natürliche Entwicklung. Es ist schön, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, auch für meine Freundinnen Kleider zu entwerfen.“ Damit sind Unterstützerinnen wie Naomi Campbell oder Kate Moss gemeint. Nun haben sie wieder einen Designer vor der Haustür in London, dem sie vertrauen können – denn ihr alter Freund Alexander McQueen ist tot, um John Galliano wird es stiller, und Stella McCartney verspricht nicht den ganz großen Glanz.

In den Modehäusern ist zu hören, dass Kim Jones extrem kreativ ist und sehr gut organisiert. Bei Dior hat er sich seine Autorität schon erarbeitet. Und im Palazzo della Civiltà in Rom schafft er sich gerade seine Loyalitäten. „Ich steige in die Archive, und ich spreche mit Silvia Fendi, die alles über Fendi weiß“, sagt er der F.A.Z. „Wir nutzen das Erbe, aber schauen in die Zukunft.“ Denn die Familie hat viel zu bieten, wie man bei der im Netz übertragenen Premiere sah. Als Überraschungsgast trat dort nämlich Delfina Delettrez Fendi auf. Die Tochter von Silvia Fendi, die sich in Paris mit einer eigenen Schmucklinie einen Namen machte, verantwortet die Schmuckkreationen von Fendi. Aus der Gründerfamilie und trotzdem kompetent: Solche Mitarbeiter kann sich ein Designer nur wünschen.

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