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Apple-Zahlen: Apple spürt Zolleffekt

Apple bekommt den Effekt der von Donald Trump verhängten Importzölle zu spüren. Bei der Vorlage von Geschäftszahlen sagte Vorstandsvorsitzender Tim Cook, der Elektronikkonzern rechne im nächsten Geschäftsquartal aufgrund der Zölle mit zusätzlichen Kosten von 900 Millionen Dollar. Cook kündigte für diesen Zeitraum außerdem erhebliche Umstellungen in seiner Lieferkette an. Demnach solle mehr als die Hälfte aller in den USA verkauften iPhones aus Indien kommen, sowie “fast alle“ iPads, Macintosh-Computer, Apple Watch-Uhren sowie Airpod-Kopfhörer aus Vietnam. Im abgelaufenen Quartal sei der Zolleffekt noch “begrenzt“ gewesen, sagte Cook. Zu etwaigen Preisänderungen in den USA wollte sich der Apple-Chef nicht äußern.

Die Zahlen fielen insgesamt etwas besser als erwartet aus. Der Konzernumsatz stieg um 5 Prozent, und anders als noch im Quartal zuvor meldete der Konzern für das wichtige Geschäft mit seinem iPhone wieder ein leichtes Umsatzplus. Trotz des schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld rechnet Apple auch für das nächste Quartal mit keiner erheblichen Abschwächung und sagte ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich voraus.

Die Börse zeigte sich von alledem nicht beeindruckt. Der Aktienkurs fiel im nachbörslichen Handel um mehr als zwei Prozent. Seit Jahresbeginn hat die Apple-Aktie rund 15 Prozent an Wert eingebüßt. Im Moment droht Apple auch wieder seinen Rang als wertvollstes Unternehmen der Welt an den Softwarekonzern Microsoft zu verlieren. Die Microsoft-Aktie gewann am Donnerstag nach besser als erwarteten Geschäftsergebnissen fast 8 Prozent an Wert. Apples Marktkapitalisierung beträgt jetzt 3,2 Billionen Dollar, Microsoft liegt knapp dahinter.

iPhone-Käufe aus Angst vor Zöllen?

Insgesamt meldete Apple für das am 29. März zu Ende gegangene Berichtsquartal ein Umsatzwachstum um 5 Prozent auf 95,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 94,7 Milliarden Dollar gerechnet. Der Umsatz mit dem iPhone stieg um 2 Prozent auf 46,8 Milliarden Dollar und war rund eine Milliarde Dollar höher als erwartet. Manche Analysten meinen, das Geschäft könnte dadurch einen Schub bekommen haben, dass viele Amerikaner in Erwartung höherer Zölle früher als geplant ein neues iPhone gekauft haben. Vorstandschef Tim Cook sagte aber am Donnerstag, er glaube nicht, dass es im vergangenen Quartal einen solchen Effekt gegeben habe. Apple habe dafür keine Anhaltspunkte gesehen.

Auf dem wichtigen chinesischen Markt schrumpften Apples Umsätze zum wiederholten Mal, diesmal um 2 Prozent. Das war allerdings eine Verbesserung gegenüber dem Rückgang von 11 Prozent im vorangegangenen Quartal, und Cook wies darauf hin, dass die Umsätze währungsbereinigt das Niveau des Vorjahres erreicht hätten.

Der Nettogewinn stieg im vergangenen Quartal um 5 Prozent auf 24,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie von 1,65 Dollar war um 2 Cent höher als erwartet.

Apple inmitten des Handelskonflikts mit China

Die Handelspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump ist für Apple eine gewaltige Herausforderung. Der Konzern lässt fast alle seine Produkte außerhalb der USA fertigen und ist deshalb besonders anfällig für Importzölle.

Die Ausgangslage hat sich in den vergangenen Wochen wiederholt geändert. Zwischenzeitlich drohten dem Unternehmen Zölle für Einfuhren aus China und auch aus anderen Ländern wie Indien und Vietnam, in denen es zunehmend Geräte produzieren lässt. Dann hat Trump die Zölle für diese anderen Länder vorerst ausgesetzt, während er sie für China weiter auf 145 Prozent erhöhte. Vor rund drei Wochen wendete sich das Blatt zugunsten von Apple, als eine Reihe von Produkten, darunter auch Smartphones, von den meisten Zöllen ausgenommen wurden. Trump hat allerdings seither gedroht, dass es andere Zölle für Elektronikprodukte geben wird.

Diversifikation im Produktionsnetz

Wie Cook jetzt sagte, gilt für das iPhone derzeit nur ein schon vor einigen Monaten für Waren aus China verhängter Zoll von 20 Prozent. iPhones aus anderen Ländern wie Indien seien im Moment von Zöllen ausgenommen. Bei einigen anderen Produkten wie Accessoires, die Apple in China fertigen lasse, werde der volle Zoll von 145 Prozent fällig. Die für das kommende Quartal erwartete Belastung von 900 Millionen Dollar gelte unter der Annahme, dass sich an den gegenwärtigen Zöllen nichts ändert und sich der Ausblick für das wirtschaftliche Umfeld nicht weiter verdüstert. Dieser Betrag ist zwar nicht unerheblich, allerdings für Apple verschmerzbar. Er entspricht weniger als 5 Prozent des Nettogewinns im abgelaufenen Quartal.

Die „Financial Times“ berichtete kürzlich, Apple plane, künftig alle iPhones für den amerikanischen Markt in Indien fertigen zu lassen. Cook wollte am Donnerstag keine Angaben machen, die über das kommende Quartal hinausgehen. Er sagte nur, grundsätzlich wolle Apple sein Produktionsnetz weiter diversifizieren.

Schwere Niederlage im Kartellstreit mit Epic

Apples Quartalszahlen kamen einen Tag, nachdem das Unternehmen in einem viel beachteten Rechtsstreit in den USA einen schweren Rückschlag hinnehmen musste, der auch ein schlechtes Licht auf Cook wirft. Eine Richterin in Kalifornien wies Apple an, die Regeln in seinem Geschäft mit Apps für Geräte wie das iPhone zu ändern, und sie verwies den Fall für mögliche strafrechtliche Ermittlungen an ein anderes Gericht.

Die Entscheidung der Richterin ist eine bedrohliche Entwicklung für Apple in einem Kartellstreit, den sich das Unternehmen seit fast fünf Jahren mit dem Videospielehersteller Epic (“Fortnite“) liefert. Epic warf Apple in einer Klage vor, ein Monopol auf dem iPhone auszunutzen, um App-Entwicklern seine Konditionen aufzuzwingen, etwa eine Provision von 30 Prozent auf die Einnahmen von Apps. Die Richterin Yvonne Gonzalez Rogers schlug sich nach einem Prozess 2021 zunächst weitgehend auf die Seite von Apple und befand, der Konzern habe kein Monopol. Zum Teil entschied sie aber auch gegen Apple und ordnete Veränderungen rund um den App Store an. So müsse das Unternehmen App-Entwicklern erlauben, Nutzer außerhalb des App Store zu verweisen, damit sie dort für Einkäufe zahlen können. Dies sollte einen Weg ebnen, um die Apple-Gebühren zu umgehen.

„Cook hat eine schlechte Entscheidung getroffen“

Wie Gonzalez Rogers in einem scharf formulierten Urteil schrieb, hat der Konzern stattdessen ein ganz neues Gebührensystem entwickelt, mit dem er auch bei Einkäufen außerhalb des App Store eine Provision von 27 Prozent kassierte. Diese Gebühr dürfte er künftig nicht mehr verlangen. Zudem habe er Nutzern abschreckende Benachrichtigungen eingeblendet, die sie davon abhalten sollten, andere Bezahloptionen als im App Store zu verwenden.

Apple habe einen “vorsätzlichen Verstoß“ gegen die damalige Anordnung begangen und “bei jeder Gelegenheit die wettbewerbswidrigste Option gewählt“, schrieb die Richterin weiter. “Es war eine krasse Fehlkalkulation, zu denken, dass das Gericht solchen Ungehorsam tolerieren würde.“ Einen Apple-Manager bezichtigte Gonzales Rogers sogar, in dem Verfahren unter Eid gelogen zu haben. Cook warf sie vor, den Rat eines anderen ranghohen Apple-Manager ignoriert zu haben, sich an die Verordnung der Richterin zu halten. “Cook hat eine schlechte Entscheidung getroffen,“ rügte Gonzalez Rogers. Bei der Vorlage der Zahlen am Donnerstag sagte Cook, Apple stimme nicht mit dem Urteil überein und werde Berufung einlegen.

Wegen ähnlicher Vorwürfe rund um den App Store ist Apple erst in der vergangenen Woche von der EU-Kommission zu einer Geldstrafe von 500 Millionen Euro verurteilt worden. Apples Verhalten wurde als Verstoß gegen das Digitalgesetz Digital Marktes Act (DMA) gewertet. Der Konzern will auch hier in die Berufung gehen.

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