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#Online-Reiseführer bieten virtuelle Touren an

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Online-Reiseführer bieten virtuelle Touren an

Ben Fisher steht auf dem menschenleeren Kurfürstendamm, auf dem Fußweg sammelt sich das Laub. Es ist der 8. November. Die Sonne scheint an diesem kalten Sonntag, einen Tag, ehe sich die Reichspogromnacht vor 83 Jahren jährt. Bei dem schwersten Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland seit dem Mittelalter wurden schätzungsweise 1500 Jüdinnen und Juden getötet und Tausende Synagogen niedergebrannt. Um daran zu erinnern, bietet der 37 Jahre alte Israeli Fisher, der seit fünf Jahren in Berlin lebt, diese besondere Stadtführung an. „Ich werde direkt mit den Tagen vor den Pogromen beginnen, und während wir laufen, werde ich euch mehr über die Geschichte der Juden in Deutschland erzählen“, sagt er auf Englisch, läuft los in Richtung der ehemaligen Synagoge in der Fasanenstraße. Etwa zweihundert Menschen schauen ihm dabei zu, sind nicht vor Ort, aber live dabei.

Zurzeit lässt sich die Welt nur noch vom Sofa aus entdecken, und was nach einer tristen neuen Realität klingt, offenbart mitunter ungeahnte Möglichkeiten. Das Interesse an der Gedenktour des Berliner Stadtführers Ben Fisher war stets hoch, bis zu dreihundert Teilnehmer meldeten sich in den vergangenen Jahren dafür an. Das Video seiner ersten virtuellen Tour aber haben mittlerweile fast 6000 Menschen aus den Vereinigten Staaten, Israel, Brandenburg gesehen. Der Rundgang leistet, was Historiker seit Jahren fordern – eine digitale Form der Erinnerungskultur. Wer Fisher auf seiner einstündigen Tour folgt, lernt Berlin aus jüdischer Perspektive kennen und stellt dabei überrascht fest: Auch wenn der virtuelle Trip keine Sinneseindrücke liefert, kommt der Erkenntnisgewinn auf dem Sofa an.

Iran von zu Hause aus entdecken

Bevor Ben Fisher nach Berlin kam, war Deutschland für ihn das verbotene Land, wie er auf der Website des Bündnisses Berliner Stadtführer über sich schreibt. „Heute halte ich die Stadt für den spannendsten Ort überhaupt“, sagt er im Gespräch per Video Call, ein paar Tage nach der Tour. Wie seine Kollegen muss auch er seit Monaten ohne Einkommen auskommen. Deshalb aber Stadtführungen online anzubieten, das war für ihn bis vor kurzem keine Option. Erst der zweite Lockdown zwang ihn zum Improvisieren, und eine Gedenktour war bereits geplant. „Ich bin überwältigt von dem Zuspruch und muss das erst einmal verarbeiten“, sagt Fisher und überlegt, was er von seinem ersten Versuch lernen kann. „Vielleicht braucht es die Verbindung mit Bildung, damit die Leute sich dafür begeistern. Klassisches Sightseeing dagegen funktioniert online nicht.“

Mit dem Selfie-Stick durch Shiraz mit Mr. Persepolis


Mit dem Selfie-Stick durch Shiraz mit Mr. Persepolis
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Bild: Screenshot

Es gehört zum Wesen jeder ungewollten Veränderung, dass es eine gewisse Zeit braucht, um die Vorteile in der großen Menge von Nachteilen zu finden. Schon vor der Pandemie schien der Tourismus an seine Grenzen zu stoßen: Billigflieger, Overtourism, Klimadebatte. Jetzt, da die Bewegungsfreiheit aller stark eingeschränkt ist, rücken Ziele in greifbare Nähe, die vor der Pandemie kaum erreichbar waren. In Shiraz in Iran bietet zum Beispiel ein junger Tourguide virtuelle Touren an. Peyman Soodmand ist 27 und brachte früher Backpackern seine Heimatstadt näher. Nun läuft er allein mit dem Selfiestick in der Hand durch das Zentrum von Shiraz, vom historischen Basar hinüber zur frischrenovierten Zitadelle Karim Khan, die bald tausend Jahre alt ist. „Jahrzehntelang war Iran ein isoliertes und abgeschottetes Land“, schreibt Peyman auf seiner Website mrpersepolis.com, und meint damit nicht die Folgen der Reisebeschränkungen, die mit dem Coronavirus verbunden sind. „Dank neuer Technologien können Sie das Land jetzt bequem von zu Hause aus entdecken.“

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