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#Armselige Lästereien auf dem Campus

„Armselige Lästereien auf dem Campus“

Mein Abschied von der Uni war relativ nüchtern. Eine Mail vom Studienprüfungsamt teilte mir mit, dass meine Masterzeugnisse fertig vorlägen. Dem gewohnten Tempo der Unibehörden gemäß konnte ich diese schon wenige Monate danach abholen. In der naturgemäß festlichen Stimmung eines leeren Büros mit heruntergelassenen Rollos bekam ich meine Zeugnisse ausgehändigt. Aus großem Zeremoniell und großen Reden, und damit meine ich selbstverständlich nur jene, die aus dem Munde anderer Leute kommen, mache ich mir ohnehin nichts. „Herzlichen Glückwunsch zum Master“, hat mich die Dame vom Prüfungsamt hinauskomplimentiert. „Ja danke, Ihnen auch“, habe ich geantwortet. Beim Heimspazieren über den Campus habe ich eine neue Generation von Studierenden beobachtet, die schon wieder ganz anders ist als meine. Und ich glaube es lohnt sich, ihnen zum Abschied die Hand zu reichen.

Ich will mich nicht über die Manieren und die Luxussucht der jungen Leute echauffieren. Diese leidigen Klagen sind unverständlich und darüber hinaus mindestens genauso ausgetreten, wie die Sandalen des alten Sokrates, der diese Beschwerde 400 Jahre vor der Zeit gewiss als allererster formulierte. Stattdessen sehe ich viel Potential in dieser Generation. Hier ein Versuch einer generationsübergreifenden Verbrüderung in drei Akten.

Prolog

Als Generation Z, Gen Z oder Zoomer, werden all jene jungen Leute bezeichnet, die nach 1996 geboren wurden. Die Gen Z hat einen eigenen Kleidungsstil und eine eigene Popkultur, sie gilt darüber hinaus als umweltbewusst, engagiert, weltoffen und technikaffin.

Als Millennials bezeichnet man all jene alt-ehrwürdigen Greise, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden, also meine Generation. Auch diese Generation gilt als technikaffin, dabei sicherheitsliebend und auf Selbstverwirklichung bedacht.

So weit liegen Zoomer und Millenials also nicht auseinander.

Erster Akt: Politischer Aktivismus

Was den Klimawandel angeht, blicken wir alle in dieselbe Zukunft. In den letzten Jahren wart ihr Zoomer es, die mit Aktionen wie „Fridays for Future“ einfach nicht wegignoriert werden konntet. Das hat uns alle aufgerüttelt. Eure Generation jetzt aber als Hoffnungsträger dieser Gesellschaft zu bezeichnen, finde ich kontraproduktiv. Klar, das hört sich wie ein Lob an, aber der Gedanke steht eurem Appell und euren Zielen im Wege. Denn auch die übrigen Generationen haben das Potenzial, auf die Straße zu gehen und Politiker zur Verantwortung zu ziehen. Alle können und sollten bewusster konsumieren, weniger Fleisch essen und weniger Auto fahren.

Wer die Rolle des Hoffnungsträgers an andere abtritt, macht es sich bequem, verkennt die eigene Verantwortung und wird dadurch Teil des Problems. Wer euren Tatendrang ernst nimmt und ihn respektiert, der packt selbst mit an. Ihr seid keine Helden, die wir symbolträchtig beklatschen können und dann der Wirtschaft zuliebe leider übergehen müssen, sondern ihr seid junge Menschen, die auf Unterstützung der übrigen Generationen angewiesen sind. Es ist auch an uns Millenials, mitzumachen und unseren Teil dazu beizutragen, dass Klimademos auch weiterhin nicht wegignoriert werden können. Wir sehen uns beim nächsten Klimastreik.

Zweiter Akt: Warum ist man so?

Als die Röhrenjeans und der Seitenscheitel in den letzten beiden Jahren aufhörten, das Erscheinungsbild junger Leute maßgeblich zu definieren, ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie schnell Moden sich doch immer wieder überleben. Aber es scheint, als sei es mit der Mode ähnlich wie mit der kaputten Uhr, die zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigt: Läufst du lange genug konsistent in irgendwelchen Klamotten herum, dann liegst irgendwann aus Versehen auch du einmal voll im Trend. So sind neuerdings Angelhüte, weiter geschnittene Hosen und Mittelscheitel nicht nur bei beleibten älteren Herren in Angelvereinen, sondern auch bei der Jugend beliebt.

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