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#Auf dem Weg zur Atommacht Europa

„Auf dem Weg zur Atommacht Europa“

Als Wladimir Putin die Ukraine überfiel, feuerte er gleich am ersten Tag eine Salve von Drohungen an einen fiktiven Gesprächspartner – an jemanden, den er nicht nannte, dem er aber offenbar zutraute, ihm in den Arm zu fallen. Sollte das geschehen, werde es „Konsequenzen geben, wie ihr sie in eurer ganzen Geschichte noch nie erlebt habt“, sagte Putin seinem namenlosen Gegenüber.

Konrad Schuller

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Im Westen hat man das als nukleare Drohung aufgefasst. Die Reaktionen sind vielschichtig. Die wichtigste ist die Weigerung der NATO, in der Ukraine militärisch einzugreifen. Einen Atomkrieg will niemand riskieren. Dazu gehört aber auch eine bemerkenswerte Äußerung von Clément Beaune, der am Kabinettstisch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für Europa zuständig ist. Unlängst hat er Frankreichs Partnern in Europa angeboten, über nukleare Verteidigung zu diskutieren. Jetzt hat er im Gespräch mit der F.A.S. sein Angebot erneuert. Das ist wichtig, denn seit dem Brexit ist Frankreich die einzige Atommacht der EU, und bisher war Paris nie wirklich bereit, andere Länder allzu tief in seine Nuklearstrategie einzuweihen. Seine Atomwaffen dienten immer vor allem dem Schutz des eigenen Territoriums.

Um die Bedeutung dieser französischen Initiative zu ermessen, ist zunächst ein Blick auf die russische Militärdoktrin nötig. Darin sind konventionelle Angriffskriege und atomare Drohungen so eng verbunden wie Hand und Handschuh. Ein schneller Vorstoß am Boden gegen ein Nachbarland, vielleicht auch gegen ein schlecht geschütztes Randgebiet der NATO, wäre in Russlands Konzept Schritt eins. Wenn dann die Allianz (mit einiger Verzögerung, denn Amerikas Soldaten müssten erst über den Atlantik kommen) Verstärkung heranführen wollte, würde Schritt zwei folgen: die Drohung mit Atomschlägen gegen Europa – gegen Infrastrukturknoten wie Bremerhaven, wo amerikanische Verstärkung landen könnte, oder auch gegen Städte. Mit dieser Drohung könnte die NATO davon abgeschreckt werden, Putin seine Beute wieder zu entreißen.

Drohung und Gegendrohung

Bei dieser Erpressung würde Russland vor allem seine Atomwaffen kürzerer und mittlerer Reichweite ins Spiel bringen. Die haben den Vorzug, dass sie die Vereinigten Staaten nicht erreichen können. Ihr Einsatz ist damit für Russland nicht übermäßig riskant, denn er bringt nicht automatisch die Gefahr eines amerikanischen nuklearen Gegenschlages mit sich.

Fachleute wie der deutsche Drei-Sterne-General a. D. Heinrich Brauß haben dieses Szenario des konventionell-nuklearen russischen Angriffs schon vor Jahren durchgedacht, vor allem in Bezug auf die Ukraine und auf die baltischen Staaten. Bei der Ukraine verlief der russische Überfall dann auch tatsächlich nach dem vorhergesehenen Schema von Panzerkeil und Atomdrohung, auch wenn die Ausführung am Boden jetzt für Russland schwerer wird als gedacht. Das Baltikum hat Russland bisher noch nicht angegriffen.

Aus westlicher Sicht kann Russland von solcher Erpressung nur abgeschreckt werden, wenn klar wird, dass die NATO auf Atomwaffen mit Atomwaffen antworten würde. Russlands Generale müssen wissen, dass sie einen Gegenschlag riskieren. Dafür hat man in der NATO schon im Kalten Krieg eine Strategie entwickelt: Die Vereinigten Staaten stationieren so viele Soldaten „vorne“ in den bedrohten Frontgebieten, dass jeder Angreifer versteht: Washington wird nicht zulassen, dass diese Frauen und Männer überrannt werden. Es wird sie notfalls dadurch schützen, dass es einem Angreifer begrenzte Atomschläge androht. So hat Amerika im 20. Jahrhundert Deutschland verteidigt.

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