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#Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auch wenn es wie strenge Politik aussieht, dass der Lockdown nun bis weit nach Ostern verlängert werden soll, so steckt darin doch auch eine Fortgeltung der „Öffnungsperspektive“, wie sie Anfang März beschlossen wurde. Nur rückt die „Notbremse“ angesichts der „dritten Welle“ viel weiter in den Vordergrund, als man es damals wahrhaben wollte. Sie wird nun noch einmal geschärft, und die „Ruhepause“ über Ostern unterstreicht, wie schnell die Öffnungsperspektive sich in ihr Gegenteil verwandeln kann. Zum ersten Mal seit Anfang der Pandemie herrscht in Deutschland an diesen fünf Tagen ein „harter“ Lockdown (sieht man einmal davon ab, dass sich an den Öffnungszeiten der Supermärkte nicht allzu viel ändert).   

Wirklich entbehrungsreich ist diese Entscheidung der Bund-Länder-Konferenz nur für die Urlauber, die sich Hoffnung auf eine „kontaktarme“ Osterzeit im Ferienhaus gemacht hatten. Besonders die Küstenländer hatten sich bis zuletzt gegen den Reiseverzicht gewehrt. Das kann man gut verstehen angesichts der Tatsache, dass der Flug nach Mallorca zwar möglich ist, nicht jedoch der Ausflug an die Müritz. Diese Absurdität konnte die Konferenz nur insofern bekämpfen, als Mallorca-Urlauber nun einen Test vorweisen müssen, und ansonsten von Reisen generell abgeraten wird.

Selbst überzeugte Föderalisten zweifeln am Sinn der Länderhoheit

Die Verlängerung des Lockdowns wird so empfunden, als trete Deutschland auf der Stelle. Das liegt nicht nur an der Impfkampagne, die nicht vom Fleck kommen will. Und es liegt auch nicht nur daran, dass durch die britische Corona-Mutante „der Erfolg im Grunde aufgegessen“ wird, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Nacht sagte. Es hat auch und vor allem damit zu tun, dass die Instrumente für das Management risikobeladener Kontakte noch immer unterentwickelt sind. Daran hat auch dieses Treffen nicht viel ändern können.

Symptomatisch dafür ist der Beschluss, dass Schulen und Kindergärten „baldmöglichst“ zwei Tests pro Woche anbieten sollen. Vor der Konferenz war noch erwogen worden, dass Schließungen ins Auge gefasst werden sollten, wenn das nicht möglich sein sollte. Da fragt man sich: Sind zwei Schnelltests pro Woche für die Schulen noch ein Problem in Deutschland? Und falls ja, warum? Der Mangel im freien Verkauf mag noch angehen; dass es aber noch immer nicht gelungen ist, die Schulen in Deutschland flächendeckend Corona-fest zu machen, lässt selbst überzeugte Föderalisten am Sinn der Länderhoheit zweifeln.   

Ebenso symptomatisch ist das deutsche App-Elend, das jedem, der an der Entwicklung beteiligt war, schon vor einem Jahr bewusst gewesen sein musste. Die Corona-App wird zwar laufend aktualisiert – leider aber nicht um die entscheidenden Funktionen und erst jetzt, nachdem ihr private Initiativen wie die Luca-App Beine gemacht haben. In der Nacht der Bund-Länder-Konferenz rangierte der digitale Aufbruch Deutschlands wieder unter ferner liefen. 

Die Punkte, die auf mangelnde Phantasie und Durchsetzungskraft schließen lassen, haben im Laufe der Corona-Krise zu- und nicht abgenommen. Es ist deshalb nicht nur eine vorübergehende Laune des Pandemievolks, dass das Krisenmanagement der Bundesregierung weit kritischer gesehen wird als noch vor einem halben Jahr. Es ist wahr, dass man „echt ein bisschen schwermütig“ werden kann, wenn man bedenkt, wie Merkel es formulierte, „was wir hätten schon erreichen können“. Daran sind allerdings anders, als sie meinte, nicht allein die Mutanten schuld.

Eine Mallorca-Ostern-Lockdown-Politik, die fortgesetzt betont, wie schrecklich alles kommen kann, wird daran nichts ändern. Sie verstärkt nur im Zweiwochenrhythmus den Eindruck, dass Bund und Länder auf der Suche nach der Zeit sind, die sie verloren haben.

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