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#Wer bezahlt das Internet – und wer profitiert?

Der Streit spielt in der virtuellen Welt, lässt sich aber in die reale übertragen. Es geht um die Frage: Was ist wichtiger, Auto oder Autobahn?

Wer eine Entscheidung zwischen beiden für unsinnig hält, verkennt den Kern des Problems. Keine Frage: Eine Autobahn ohne Autos ist sinnlos. Sinnlos ist aber auch ein Auto ohne Straße, auf der es fahren kann. Infrastruktur und Nutzer bedingen einander. Genauso ist es im In­ternet. Deshalb ist von der „Datenautobahn“ die Rede. Die Bits und Bytes, die von Computer zu Computer reisen und die Basis für komplexe Onlineanwendungen bis zum Streaming hochauflösender Videos bilden, brauchen ein Transportmedium: Glasfaserleitungen oder Funkverbindungen, ein elektronisches Netz so wie das Straßennetz.

Hier beginnt das Problem. Wie immer in der Ökonomie geht es um die Frage: Wer zahlt, und wer profitiert? Es sind zwei Protagonisten, die sich beharken. Die Telekommunikationskonzerne haben die Netze aufgebaut, auf denen das Internet fußt. Die Internetkonzerne, „Big Techs“ wie Amazon, Apple, Alphabet/Google, Meta/Facebook oder Microsoft, lassen ihre Dienste und ihre riesigen Datenmengen über eben diese Netze laufen.

Billionenbewertungen an der Börse

Damit haben sie sich glänzend ent­wickelt. Sie sind zu Megakonzernen ge­worden mit Billionenbewertungen an der Börse. Von den Telekomanbietern lässt sich das nicht sagen. Selbst der Videodienst Netflix überflügelt mit einer Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Euro den europäischen Branchenprimus Deutsche Telekom, der gerade 111 Milliarden Euro „wert“ ist.

Das Verhältnis zwischen den beiden Branchen ist zwiespältig und ambivalent. Das zeigt sich schon am Beispiel SMS. Die kostenpflichtige Kurznachricht via Handy gehörte noch vor einem Jahrzehnt zu den besten Erlösquellen der Telekombranche. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2012 knapp 60 Milliarden dieser Kurzmitteilungen verschickt, ein Allzeitrekordwert. Danach aber ging es steil bergab, bis auf nur noch sieben Milliarden SMS 2020. Sogenannte Instant-Messenger wie vor allem Whatsapp haben den SMS-Markt zerstört.

Vor einigen Jahren schimpfte der Gründer der Mobilfunkgruppe Digicel, Denis O’Brien: „Mark Zuckerberg ist wie der Kerl, der zu deiner Party kommt, deinen Champagner trinkt, deine Mädchen küsst und gar nichts mitbringt.“ Mit diesem Blick auf den Facebook-Gründer und andere stand und steht der Telekomunternehmer nicht allein da. Auf der größten Mobilfunkmesse der Welt, dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, dreht sich die Diskussion seit Langem um genau dieses Thema.

Techplattformen sollen „fairen Beitrag“ leisten

Seit gut einem Jahr hat die Thematik stark an Fahrt aufgenommen. Im November 2021 verfassten die Vorstandsvorsitzenden von 13 europäischen Telekommunikationsunternehmen – darunter die Branchengrößen BT, Deutsche Telekom, Orange, Telefónica und Vodafone – einen dringenden Briefappell an den europä­ischen Gesetzgeber. „Ein großer und wachsender Teil des Datenverkehrs wird von großen US-Plattformen generiert und monetarisiert, aber das erfordert kontinuierliche, intensive Netzinvestitionen und Planung durch den Telekommunikationssektor“, heißt es in der Erklärung. Dieses Modell könne nur nachhaltig sein, wenn die großen Techplattformen auch einen „fairen Beitrag“ zu den Kosten leisteten.

„Fair share“ im Netzausbau – das ist für die europäische Telekombranche das Stichwort der Stunde. Sie verweist da­rauf, dass man in den kommenden Jahren massiv in Infrastruktur investieren werde. Ge­rade in den Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5 G, der derzeit rasch ausgerollt wird, fließt viel Geld. 5 G gilt als Grundlage für die Wirtschaft in diesem Jahrzehnt, als Basis für den Verkehr selbstfahrender Autos, sich selbst organisierender Fabriken, das Internet der Dinge – auch als wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Der Telekomsektor sieht sich als Möglichmacher all dessen. In den vergangenen zehn Jahren habe man allein in Europa 600 Mil­liarden Euro investiert, wird vorgerechnet.

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