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Aus eigener Tasche

Noch in seinen letzten Jahren kam Philippe Cassegrain gerne mal in sein Unternehmen. Da hatten seine drei Kinder längst das Geschäft übernommen: Jean Cassegrain ist Geschäftsführer der Familienmarke Longchamp; Sophie Delafontaine entwirft als Kreativ-Chefin Schuhe, Taschen, Mode; und Olivier Cassegrain verantwortet das Amerika-Geschäft. Nun kommt der Präsident der Firma nicht mehr: Philippe Cassegrain, der aus einem Ladengeschäft eine Marke machte, ist am Samstag im Alter von 83 Jahren an den Folgen von Covid-19 gestorben.

Alfons Kaiser

Alfons Kaiser

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

Er hatte klein begonnen. Sein Vater Jean Cassegrain, der einen Tabakladen geerbt hatte, machte das Beste aus der Nachkriegszeit. Er verkaufte in seinem Geschäft in Paris nicht nur Tabakwaren. Als guter Verkäufer bot er immer „quelque chose de spécial“ an, wie Philippe Cassegrain in einem Gespräch vor zwei Jahren in der Zentrale an der Rue Saint-Honoré erzählte: „Alle Pfeifen, die er verkaufte, sahen unterschiedlich aus.“ Er ummantelte sie mit Leder, so hatten sie einen guten Griff und machten etwas her.

Skeptisch beim Einstieg in die Mode

Philippe Cassegrain musste schon als Elfjähriger seiner Mutter im Laden helfen. „Wir vier Geschwister haben Zigarettenetuis oder Passhüllen hergestellt“, erzählte er. „Ich hatte eine kleine Maschine zum Vergolden, für den Namensschriftzug.“ Bald verkauften sie auch Aktentaschen, Schreibunterlagen, Visitenkartentaschen und andere Kleinlederwaren. Philippe reiste viel, mit dem Dampfschiff nach Afrika, mit dem Kreuzfahrtschiff nach Amerika und mit 17 Jahren allein nach Hongkong, Singapur, Malaysia – im Koffer Musterteile, die er den Händlern vorstellte, die ihm sein Vater penibel aufgelistet hatte.

Philippe Cassegrain als junger Geschäftsmann mit 20 Jahren


Philippe Cassegrain als junger Geschäftsmann mit 20 Jahren
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Bild: Longchamp

Zu Hause betrieb er dann im Auftrag seines Vaters in der großen Halle des Terminals 1 am Flughafen Orly das Longchamp-Geschäft, als Pionier des Flughafen-Luxushandels. Der Laden war schon deshalb ein Erfolg, weil es nun Direktflüge zwischen New York und Paris gab – und die Fluggäste beim Warten Lederwaren kauften.

1972 folgte Philippe Cassegrain auf seinen Vater. Er baute das Geschäft aus, erfand die Tasche Pliage, den Dauerbestseller, eröffnete Läden – und setzte seine Kinder ein. Etwas skeptisch sah er wohl den Einstieg in die Mode: „Das ist ein großer Schritt, auch wegen der großen Marken, mit denen wir konkurrieren müssen.“

Aber mehr Produkte, mehr eigene Läden, mehr Influencer-Marketing – das braucht man, um den Jahresumsatz auf mehr als eine halbe Milliarde Euro hochzuschrauben. In Deutschland übrigens haben die Cassegrains die beste Werbeträgerin: Angela Merkel. Anders als richtige Influencerinnen lässt sich die Bundeskanzlerin aber natürlich nicht bezahlen: Sie kauft ihre Taschen selbst im Berliner Laden.

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