#Russische Röhren in Deutschland
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„Russische Röhren in Deutschland“
Kaum ein Pipeline-Projekt der vergangenen Jahre ist in Europa politisch so umstritten wie Nord Stream 2. Polen und die baltischen Staaten befürchten, dass die Europäische Union dadurch zu abhängig wird von russischem Gas. Und sie kritisieren, dass die Ukraine als Transitland umgangen wird. Kiew würden nach der Inbetriebnahme wohl mehrere Milliarden Euro jährlich an Einnahmen aus den Durchleitungsgebühren fehlen.
Seitdem Russland Ende vergangenen Jahres Zehntausende Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat, befürchten Kiew und westliche Verbündete eine direkte militärische Konfrontation. In Deutschland ist derweil eine Diskussion über die Abhängigkeit von russischem Gas entbrannt. Weil der staatlich kontrollierte Konzern Gazprom 2021 weniger Gas geliefert hat, sind die Gasspeicher in Deutschland weit weniger gut gefüllt als in den Vorjahren.
Die Lieferungen sind ein Problem. Gazprom betreibt hierzulande den nach eigenen Angaben größten Gasspeicher Europas und ist an drei weiteren Gasspeichern beteiligt. Auch die Leitungen zu diesen Speichern betreibt Gazprom mittelbar über Gemeinschaftsprojekte. Der ebenso staatlich kontrollierte Öl-Konzern Rosneft ist in Deutschland an Raffinerien und Öl-Pipelines beteiligt.
Bild: Gazprom / Grafik F.A.Z.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur, die für die Regulierung der Gasleitungen zuständig ist, ist Gazprom an vier Fernleitungsnetzbetreibern beteiligt. Eine davon ist die Nord Stream AG, der die schon im Jahr 2011 in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream gehört. Diese lieferte laut Gazprom zwischen 2018 und 2020 jedes Jahr mehr als 58 Milliarden Kubikmeter Gas direkt von Russland nach Lubmin bei Greifswald. Allerdings besitzt der Konzern nur 51 Prozent der Anteile der Nord Stream AG. Zu jeweils 15,5 Prozent sind die Aktiengesellschaften Wintershall Dea und die zu EON gehörende PEG Infrastruktur beteiligt. Die niederländische N.V. Nederlandse Gasunie und der französische Energieversorger Engie halten jeweils 9 Prozent.
Die Pipeline Nord Stream 2 verläuft weitgehend parallel zu ihrem Vorgänger. Bisher gehört sie zu einhundert Prozent Gazprom. Das ist problematisch, weil laut der Gasrichtlinie der Europäischen Union der Betrieb einer Leitung und der Vertrieb des Gases getrennt sein müssen. Am Mittwoch hat Gazprom eine deutsche Tochtergesellschaft in Schwerin gegründet. Damit ist eine erste Hürde zur endgültigen Zertifizierung des etwa 54 Kilometer langen deutschen Pipeline-Abschnitts durch die Bundesnetzagentur genommen.
„Deutscher Gasmarkt ist ein Sonderfall“
Deutschland erhält gut ein Drittel aller russischen Erdgaslieferungen nach Europa. Im Jahr 2020 waren es nach Angaben des „Statistic Review of World Energy“ von BP 56,3 Milliarden Kubikmeter. Die Lieferungen aus Russland machen mehr als die Hälfte aller Erdgasimporte aus. Mit einem Anteil von gut 27 Prozent am Energiemix ist Gas der zweitwichtigste Energieträger.
Wandmosaik aus DDR-Zeit (sozialistischer Realismus) in der Kantine der PCK-Raffinerie in Schwedt
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Bild: Matthias Lüdecke / FAZ
Das Bundeswirtschaftsministerium gibt auf seiner Website an, dass das deutsche Gasnetz 511.000 Kilometer lang ist. Das engmaschige Verteilungsnetz, das Gas zum Endverbraucher bringt, gehört demnach in der Regel kommunalen Energieversorgungsunternehmen wie Stadtwerken, aber auch großen Energiekonzernen wie zum Beispiel EON. Als Fernleitungsnetzbetreiber agieren hingegen etwas mehr als ein Dutzend größere Unternehmen, vier davon gehören unter anderem Gazprom.
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