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Babys, die für immer Babys bleiben

Als Margarethe Stoll zum ersten Mal Mutter wurde, war sie 62 Jahre alt. Sie hatte niedliche Babykleidung in Größe 56 gekauft, Windeln und Schnuller besorgt, Wickelkommode und Stubenwagen ins Kinderzimmer gestellt. Seit fünf Jahren lebt Stoll mit ihrem Baby zusammen. Einem Baby, das niemals altern wird. Denn es handelt sich um ein sogenanntes Reborn-Baby, eine täuschend echt aussehende Puppe. Während sie für die inzwischen 67-Jährige durchaus eine Art Ersatzbaby ist, betrachten andere Puppenbesitzer diese vor allem als Sammlerstück und Kunstobjekt. Was dazu führt, dass speziell Letztere sich in der Öffentlichkeit missverstanden fühlen – als Menschen mit einem gravierenden psychischen Problem, die zum Therapeuten gehen sollten. Auch Stoll möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen.

„Reborn“, also „wiedergeboren“, beschreibt, wie ganz schlichte Puppenrohlinge aus Vinyl zu Babys werden, die man kaum noch von realen unterscheiden kann. Sie werden von Reborn-Künstlern bearbeitet, sind dann so schwer und groß wie menschliche Säuglinge. Die Puppen duften nach Babyhaut und Puder, haben ganz feinen Flaum auf dem Kopf, Äderchen am Körper und klitzekleine Näschen.

Der Reborn-Trend stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, ist aber längst auch in Deutschland angekommen. Alexander Meier besitzt eine der letzten Firmen in ganz Europa, die Puppenkörper produzieren. Er sagt, die Nachfrage nach Bausätzen habe Anfang der 2000er Jahre begonnen und werde immer größer. „Vorher waren es vor allem normale Spielpuppen aus Amerika, die dann neu eingefärbt und echter gemacht wurden.“ Die Rohlinge, die sein über 100 Jahre bestehendes Familienunternehmen „Dollbody Company“ produziert, liefert er an Online-Shops, die das Grundgerüst aber auch Haare, Augen und viele weitere Körperteile an Reborn-Künstler verkaufen.

10.000 Euro für eine Puppe

Eine von ihnen ist Silvia Sandt. Die 57-Jährige gehört seit 2010 zu den „Rebornern“. Unter diesem Begriff einen sich Künstlerinnen wie Besitzerinnen. Sandt kauft Bausätze und färbt den Kunststoff in mehreren Schichten, um Babyakne und Ähnliches zu imitieren, sie füllt sie mit Materialien wie Stahlgranulat und Gummigranulat und setzt die Haare aus Angora oder Ziegenmohair im aufwendigen Einzelstichverfahren ein. Für eine Puppe, erzählt sie, benötige sie bis zu 100 Stunden. Und verkauft diese dann für rund 1000 Euro an andere Sammler. Es gibt aber auch Menschen, sagt sie, die bei Auktionen auf Plattformen wie Ebay über 10.000 Euro für einen Puppen-Prototyp zahlten.

Für Sandt ist das Basteln eine willkommene Abwechslung zu ihrer Arbeit als Röntgenassistentin. Ihre Kinder sind längst erwachsen und aus dem Haus. Als Ersatz sieht sie die Puppen dennoch nicht. „Es ist ein Kunstobjekt“, sagt sie, „nicht mehr und nicht weniger.“ Doch die Szene besteht aus zwei Lagern. Mit Journalisten will kaum ein Reborner mehr über sein Hobby sprechen. „In den Medien wurde das Thema oft verrissen und so dargestellt, als ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank haben“, sagt Sandt. Eine andere Puppenmutter beklagt auf Facebook, dass ihre Leidenschaft oft als krank verurteilt würde.

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