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#Banken zeigen sich lernwillig

Banken zeigen sich lernwillig

Dass die drei Spitzenbanker keine Krawatten tragen, ist nicht das deutlichste Zeichen beim F.A.Z.-Leserkongress, dass sich in der Finanzbranche so einiges verändert hat. Sichtbar wird das vor allem an Nick Jue. Wie selbstverständlich ist der Vorstandsvorsitzende der ING in Deutschlande am Freitagnachmittag per Webcam aus seinem Homeoffice in Amsterdam in die Redaktionsräume dieser Zeitung zugeschaltet, zu einer Diskussionsrunde mit den Chefs der Helaba und der DZ Bank, in der es darum geht, wie die Corona-Krise die Banken verändert hat – eine Debatte, in der die anwesenden Bankvorstände demonstrieren, dass sie mehr Veränderungs- und Lernwillen haben, als ihnen so mancher zutrauen dürfte.

Falk Heunemann

Die Veränderung, da sind sich die drei schnell einig, wird sich auf die Bürotürme in Frankfurt auswirken, denn der Trend zum Homeoffice sei unumkehrbar. Rund 50 Prozent der Beschäftigten, schätzt zum Beispiel der Helaba-Vorstandsvorsitzende Thomas Groß, seien in seinem Institut, der Landesbank Hessen-Thüringen, im Homeoffice. „Das wird bleiben, das wird die neue Normalität“, sekundiert der Niederländer Jue aus seinem eigenen Homeoffice. Cornelius Riese, der bei Deutschlands zweitgrößtem Finanzinstitut, der DZ Bank, Co-Chef von rund 30.000 Beschäftigten ist, spricht von einer „unglaublichen Zäsur“, plötzlich habe man sich fragen müssen, wie man neue Mitarbeiter gewinnt und einstellt, ohne sie je physisch zu sehen haben. „Und es hat funktioniert, das ist das Tolle.“ Die Büropräsenzkultur, glaubt er, sei am Ende.

Kontaktlos statt bar

Dass sich nun die Bürotürme schlagartig leeren, sei dennoch nicht zu befürchten, meint Helaba-Chef Groß, denn zwar würden weniger Arbeitsplätze benötigt, durchaus aber mehr Kommunikationsflächen. Zumindest im Frankfurter Bankenviertel drohe daher keine Gefahr eines Leerstands – in städtischen Randlagen dagegen schon.

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Was sich aber offenbar durchaus in der Pandemie verändert hat, ist die Art, wie die Deutschen bezahlen. Kontaktlos statt bar ist seit der Ansteckungsgefahr mit Covid-19 ein klarer Trend, der selbst den Direktbanker Jue überrascht hat. „Als ich vor drei Jahren nach Deutschland kam, da hieß es noch, die Deutschen liebten ihr Bargeld und ihre Filialen.“ Nun jedoch sei Banking per Smartphone und Online-Überweisung fest etabliert.

„Nachmachen ist auch nicht verkehrt.“

Eine Aussicht, die Groß und Riese nicht unwidersprochen stehen lassen möchten, vertreten beide doch Finanzinstitute mit dichten Filialnetzen: Die Helaba ist schließlich die Verbundbank von 167 Sparkassen in ganz Deutschland, die DZ Bank das genossenschaftliche Zentralinstitut von rund 850 Volks- und Raiffeisenbanken. Sicher, sagt etwa DZ-Banker Riese, gebe es Menschen, die Bankgeschäfte rein online abwickelten, der Anteil dieser Selbstentscheider betrage aber nur 20 Prozent. Und sobald ein Anliegen kompliziert werde, etwa ein weiterer Kreditantrag oder eine Anlageberatung, suchte auch diese Kunden weiterhin den persönlichen Kontakt zu Mitarbeitern. Zudem dürfe man die vielen Firmenkunden nicht vergessen: Deren Finanzsituation sei oft zu komplex für eine Handy-App.

Was er durchaus wahrnehme, sei der Trend zur Einfachheit, sagte Riese: Die Kunden würden nicht länger komplexe Prozesse akzeptieren und etwa 250 Papierseiten an Antragsformulare ausfüllen wollen, Riese nennt dies das „Diktat der Convenience“. Das würden die amerikanischen Internetkonzerne besser hinbekommen als die traditionellen Banken, gesteht der deutsche ING-Vorstandschef ein. Apple Pay und Google Pay zum Beispiel würden zwar nichts grundsätzlich anderes anbieten an Bezahlmöglichkeiten, aber sie seien einfacher zu nutzen. Der Helaba-Vorstandsvorsitzende Groß weist darauf hin, dass auch die Fintech-Start-ups so manche Schwäche der Großbanken offenlegen. Von ihnen müsse man lernen. „Nachmachen ist auch nicht verkehrt.“

Am Ende, sagt der Landesbanker, gehe es aber gar nicht um die Frage Digital gegen Analog, sondern um das Vertrauen, dass das eigene Geld sein Ziel erreicht. Die Frage eines Zuschauers, ob durch die Digitalisierung das Ende des Bargeldes drohe, kann Groß verneinen. Das könne nicht das Ziel sein, findet er. „Manchmal ist das Bargeld doch einfacher.“

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