Nachrichten

#Bauen wird deutlich teuer

Bauen wird deutlich teuer

Beim Bauholz ist es besonders auffällig. Der Preis hat kräftig zugelegt. Dachdecker, Holzhändler und Bauunternehmer berichten, sie zahlten zum Teil im Moment etwa doppelt so viel für Holz, das man auf dem Bau verwenden kann, wie noch im vergangenen Jahr. Aber auch bei anderen Baumaterialien aller Art ist ein deutlicher Preisanstieg zu beobachten. Ziegel zum Mauern trifft es zwar nicht so stark. Aber Betonstahl etwa ist von Dezember bis März um 19 Prozent teurer geworden, Bitumen um 21 Prozent und Betonstahlmatten verteuerten sich immerhin um 15 Prozent – ein ungewöhnlicher Anstieg.

„Alles, was mit Holz, Metallen oder Ölprodukten zu tun hat, ist deutlich teurer geworden“, heißt es beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Dafür gibt es drei Erklärungen: Bauholz aus Deutschland wird im Moment auf den internationalen Märkten stark nachgefragt. Die Amerikaner und die Chinesen kauften alles leer, wird kolportiert. Kanada, das sonst die Vereinigten Staaten beliefert, habe im Moment gewisse Engpässe. In Deutschland gebe es zwar viel „Käferholz“, Bäume, die nach Trockenheit und Borkenkäfer-Befall gerodet wurden. Aber das wolle keiner. Bei den Metallen mache sich bemerkbar, dass die Industrie in aller Welt wieder anspringe und Spekulanten auf einen höheren künftigen Metallverbrauch wetteten.

Das alles hat zu einer regelrechten Rohstoff-Hausse rund um die Metalle geführt. Und bei Baumaterialien wie Bitumen oder Kunststoffteilen, für deren Herstellung man Erdöl benötige, mache sich der gestiegene Rohölpreis bemerkbar, heißt es von den Bauverbänden. Von etwa 20 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter) im vorigen Frühjahr ist der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent wieder auf fast 70 Dollar gestiegen. Auch das teurere Öl ist gleichsam ein Vorgeschmack auf die künftige Erholung der Weltwirtschaft.

Was heißt das für die gesamte Inflation?

Der Preisanstieg bei den Baumaterialien beschäftigt die Bauwirtschaft – aber nicht nur die. Auch Ökonomen diskutieren, ob dieser Preisanstieg das ersten Zeichen für eine insgesamt höhere Inflation im Ausklang der Pandemie sein könnte. Treiben vorübergehende Knappheiten im Angebot die Preise schon bald auf vielen Gebieten in die Höhe? Die Commerzbank kommt in einer Analyse allerdings eher zu dem Ergebnis, die Preissteigerungen rund um den Bau seien ein spezielles Phänomen. „Eine nachhaltig stärkere Inflation dürfte es erst geben, wenn die Löhne merklich anziehen – hiervon kann bisher aber nicht die Rede sein“, schreibt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Vielmehr habe sich der Lohnauftrieb unter dem Eindruck der Pandemie merklich abgeschwächt. Die zuletzt vereinbarten, äußerst maßvollen Tarifverträge sprächen gegen einen schnellen Trendwechsel.

„Uns jedenfalls beschäftigt das Thema im Augenblick sehr“, sagt Chris Hofschröer, Chef eines Bauunternehmens mit rund 250 Mitarbeitern in Lingen an der Ems. „Bei Holz, Stahl und Dämmstoffen wird es knapp – aber auch Plastikrohre und Gipskartonplatten sind schwer zu bekommen und haben lange Lieferzeiten.“ Auch er hält die internationale Nachfrage für einen wichtigen Faktor. Seine Bauholzlieferantin jedenfalls habe ihm berichtet, die Häfen in Hamburg und Bremerhaven lägen im Augenblick voll mit deutschem Holz. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, hebt hervor: „Laut dem Ifo-Institut klagen 22 Prozent der Baufirmen über Materialengpässe – das ist mit Abstand der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.“

Das Phänomen hat sogar schon einen Namen bekommen: „Bauflation“ werden die besonderen Preissteigerungen rund ums Bauen genannt – die „Inflation“ gleichsam im Bausektor. Das Statistische Bundesamt sieht nicht nur kurzfristige Schwankungen. „Es zeigt sich, dass sich ein Großteil der Bauelemente und Baustoffe, darunter zum Beispiel Dachlatten, Gipskartonplatten und Bausand seit dem Jahr 2015 überdurchschnittlich verteuert haben“, sagt Susanne Hagenkort-Rieger, Verbraucherpreis-Expertin des Statistischen Bundesamtes. Insgesamt sei der Erzeugerpreisindex von 2015 bis zum März 2021 um 7,9 Prozent gestiegen. Dachlatten hätten sich aber um 15,2 Prozent verteuert, Gipskartonplatten um 18,7 Prozent und Bausand um 27,1 Prozent. „Auch im Großhandelspreisindex weist ein Teil der Wirtschaftszweige mit Bezug zum Baubereich überdurchschnittliche Preisentwicklungen auf“, sagt Hagenkort-Rieger. „So haben sich beispielsweise die Preise im Großhandel mit Eisenerzen, Eisen und Stahl seit dem Jahr 2015 bis zum März 2021 um gut 36 Prozent erhöht.“

Das alles hat natürlich auch Auswirkungen auf Menschen, die bauen wollen. „Die Kosten für die Neuerstellung von Wohnungen sind seit Jahren stark gestiegen“, sagt Volker Wieland, Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat. Die Entwicklung habe sich in der Corona-Krise tendenziell verschärft. Die Niedrigzinsen und die Nachfrage nach Wohnimmobilien hätten die Immobilienpreise weiter angetrieben. Hinzu komme, dass viele Haushalte unerwartet hohe Ersparnisse hätten, weil sie beispielsweise nicht reisen könnten und wegen des Lockdowns weniger Ausgaben für konsumnahe Dienstleistungen hätten. Der Ökonom meint: „Einen Teil des gesparten Geldes stecken sie in Renovierungen und Verbesserungen des Eigenheims.“ Auch das sorgt offenbar dafür, dass es im Baumarkt läuft – und die Preise für Baumaterialien steigen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!