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#Was wollen die Taliban?

Was wollen die Taliban?

Während ihre Kämpfer am Sonntag in die Außenbezirke von Kabul vorrückten, bemühten sich die Taliban, sich als moderate, disziplinierte Kraft zu präsentieren. Soldaten der afghanischen Armee dürften unbehelligt nach Hause gehen, verkündeten die Extremisten. Ausländer könnten die Stadt verlassen oder sich bei der „Verwaltung“ der Taliban registrieren. Den eigenen Kämpfern sei es nicht erlaubt, ihren Triumph mit Gewehrsalven in die Luft zu feiern. Sie seien angewiesen worden, sich an den Zugangsstraßen nach Kabul bereitzuhalten, „bis eine friedliche und zufriedenstellende Machtübergabe vereinbart wurde“.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Nothilfeorganisationen sowie der Flughafen und Krankenhaus könnten ihre Arbeit ungehindert fortsetzen, teilten die Taliban mit. Der Taliban-Sprecher Suhail Shaheen sagte im Sender BBC, man versichere den Bewohnern Kabuls, es werde „keine Racheakte an irgendjemandem“ geben. Viele Kabuler trauten den Worten der Islamisten aber nicht und versuchten verzweifelt, zum Flughafen oder auf anderen Wegen aus der Stadt zu gelangen.

Grausame Berichte aus Provinzhauptstädten

Aus den Provinzhauptstädten, die die Taliban in den vergangenen Tagen erobert hatten, waren grausame Videos und Berichte nach Kabul gedrungen. Von Morden, Peitschenhieben und abgehackten Händen war die Rede. In einem Fall hieß es, eine Frau sei auf offener Straße erschossen worden, weil sie sich nicht sittlich gekleidet habe. Solche Berichte lassen sich schwer verifizieren. Besonders viel Unruhe hatte das Gerücht verursacht, die Taliban würden junge Frauen mit ihren Kämpfern zwangsverheiraten. Ein entsprechendes Dekret, das im Internet verbreitet wurde, war aber offenbar gefälscht. In jedem Fall haben die Videos und Gerüchte Angst und Schrecken verbreitet.

Man kann vermuten, dass genau das das Ziel war, um die Moral des Gegners und das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung zu schwächen. Zudem haben die vergangenen Jahre, in denen die Taliban bereits viele Gebiete kontrollierten, gezeigt, dass es sich um eine heterogene Bewegung handelt, die je nach Region unterschiedlich agiert. Das scheint auch jetzt so zu sein: In Kundus riefen die Taliban internationale Hilfsorganisationen auf, ihre Arbeit fortzusetzen. Den verängstigten Mitarbeitern wurden laut einem Augenzeugen Passierscheine ausgestellt, die es ihnen ermöglichen sollten, ins Büro zu gehen.

Ist die Verhandlungsbereitschaft nur vorgeschoben?

Die Frage ist: Wie sieht ein Afghanistan aus, das unter Führung der Taliban regiert wird? Nimmt man die Zeit des Islamischen Emirats von 1996 bis 2001 zum Maßstab, dann brechen für Frauen und Mädchen, aber auch für Journalisten, Menschenrechtler und die schiitische Minderheit der Hazara düstere Zeiten an. Frauen durften sich damals nur mit einem männlichen Begleiter in der Öffentlichkeit bewegen und nur wenige ausgewählte Berufe ausüben. Eine politische Beteiligung für Frauen, wie sie etwa im Parlament in Afghanistan heute per Verfassung garantiert ist, war damals undenkbar. Mädchen durften nicht zur Schule gehen. Mutmaßliche Ehebrecherinnen wurden gesteinigt. Tugendwächter patrouillierten durch die Straßen. Musik und Filme waren verboten. Schon damals allerdings gab es unter den Taliban verschiedene Fraktionen und regional auch Versuche, Bildung für Mädchen zu ermöglichen.

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