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#Bayern zu müde für die Titelfeier

Bayern zu müde für die Titelfeier

Meister mit einer Slow-Motion-Vorstellung? Da wollten die aufgekratzten und aufgedrehten Motoriker des 1. FSV Mainz 05 nicht mitspielen. Und deshalb rannten die Spieler des Bundesliga-Zwölften mit 121 gegenüber 114 Kilometern den Kollegen vom Klassenprimus FC Bayern München einfach mal davon. Dabei waren die Münchner nach Rheinhessen gekommen, um ihre auch über letzte rechnerische Zweifel erhabene neunte deutsche Meisterschaft nacheinander in Corona-Zeiten dezent zu feiern.

Das Ergebnis des Kickstarts des 1. FSV 05 konnte sich am Samstagnachmittag sehen lassen: Auf die 2:0-Führung bei Halbzeit durch den Schnellschuss des flinken Angreifers Jonathan Burkardt (3. Minute), den Torhüter Manuel Neuer an sich vorbeirauschen ließ, und den Kopfballtreffer des Schweden Robin Quaison (37.) konnte Robert Lewandowski, dank 36 Treffern der uneinholbare Torjäger aller Torjäger in Deutschland und Europa, keine eindrucksvolle Antwort mehr geben. Freigespielt dank einer missglückten Kopfballrückgabe des Mainzer Innenverteidigers Robin Hack, gelang dem Polen (90.+4) nur noch das 1:2.

Mehr war an diesem viertletzten Spieltag nicht drin für den Meister in spe, der nun bei sieben Punkten Vorsprung gegenüber dem noch immer weit entfernten Tabellenzweiten RB Leipzig, das am Sonntag seine Pflicht gegen den VfB Stuttgart erfüllte (2:0)), auf die nächste Gelegenheit zur gewohnten Krönung knapp zwei Wochen warten muss, wenn Borussia Mönchengladbach in München antritt.

Um gegen die freche und frische, auf fünf Positionen gegenüber dem 1:0-Sieg am Mittwoch in Bremen veränderte Mannschaft der Rheinhessen, bestehen zu können, die nach der Hinrunde mit gerade mal sieben Pünktchen gleichauf mit Absteiger Schalke 04 Tabellenvorletzter waren und mit bisher 27 Punkten in der Rückrunde die viertbeste Mannschaft sind, hätten die Bayern ihre Drehzahl schon um einiges erhöhen müssen. So aber wirkten sie nach einem kraftraubenden Fußballjahr mit sechs Titeln im Gepäck kurz vor der 31. Meisterschaft für ihren Verein allzu frühjahrsmüde, um schon in Mainz nach der Schale greifen zu können. Einer wie Thomas Müller, normalerweise auf flinken Beinen und mit flottem Mundwerk unterwegs, staunte über das ungewohnte Tempolimit der Münchner. „Unsere An- und Mitnahmen des Balls waren immer eine halbe Sekunde langsamer als sonst. Das macht dir die Räume zu.“

Die Galerie der schönsten Tage

Ganz anders die seit sieben Spielen ungeschlagenen Mainzer, die in der zweiten Saisonhälfte mit Siegen über Leipzig, den Champions-League-Teilnehmer Mönchengladbach und nun über die Bayern keine Angst vor großen Namen hatten. Sie waren vor allem in der von ihnen dominierten ersten Hälfte wie in Siebenmeilenstiefeln unterwegs, als sie neben ihren zwei Toren auch noch auf zwei Aluminiumtreffer nach Latzas Kopfball (10.) und da Costas abgefälschter Flanke (18.) kamen und gegen die matten Münchner weitere Chancen auf einen höheren Vorsprung nicht nutzten. Kapitän Danny Latza sagte, was ihn und seine Kollegen derzeit auszeichnet: „Wir sind gerade sehr selbstbewusst und haben einen Lauf.“

Der im Januar nach Mainz zurückgekehrte Fußballlehrer Bo Svensson, nach elf Jahren als Profi und Jugendtrainer mit den Verhältnissen am Bruchweg bestens vertraut, wusste zudem wie Sportdirektor Martin Schmidt aus seiner Trainerzeit bei den 05ern, wie süß sich Siege gegen die Bayern anfühlen. Dreimal war der Spieler Svensson dabei, als die Underdogs unter den Trainern Tuchel und Schmidt den Favoriten ärgerten. Nun bereichert er dank Sieg Nummer vier auch als Chefcoach der 05er die Galerie der schönsten Tage in den Duellen mit dem Rekordmeister. Dabei räumte der 41 Jahre alte Däne gerne ein, dass selbst starke Mainzer gegen die Münchner normalerweise chancenlos sind. „An einem überragenden Tag der Bayern kannst du spielen, wie du willst, du wirst da nicht gewinnen.“

Von ihrer besten Form aber waren die Allesgewinner der vorigen Spielzeit am Samstag meilenweit entfernt. Der vermutlich scheidende Trainer Hansi Flick erwies sich in Mainz als fairer Verlierer. „Wir müssen das Spiel abhaken“, sagte er über den verschmerzbaren Betriebsunfall, „die Mannschaft hat sehr viele Minuten und Spiele in den Beinen. Heute hat sie auf dem Platz nicht so gewirkt, wie wir sie kennen.“ Die Mainzer dagegen hätten „das sehr gut gemacht, aggressiv verteidigt und ihr Tor herausragend verteidigt“, lobte er den Gegner, während seine Bayern „nicht durchschlagskräftig“ gewesen seien.

„Pressing, bis der Arzt kommt“

Sie spielten ja auch gegen ein Team, das bei seinem geradlinigen Balleroberungsfußball keine Angst vor niemand kennt, seitdem der furchtlose Svensson dessen unglückselige Vorgänger Achim Beierlorzer und Jan-Moritz Lichte beerbt hat. Christian Heidel, der als Manager von Mainz 05 über Jahre wertvolle Aufbauarbeit geleistet hat und nach einem wenig ruhmreichen Intermezzo beim FC Schalke nun als Sportvorstand wieder in den Diensten seines Heimatklubs steht, hatte schon vor dem Anpfiff geahnt, dass dieser sonnige Samstag vergoldet werden könnte.

Auch Heidel freut sich darüber, wie sehenswert und effektiv Mainz 05 in diesen Monaten an die Wurzeln seiner Erfolgsgeschichte zurückgekehrt ist. „Wir haben das Rad ein bisschen zurückgedreht“, sagte Heidel vor dem Spielbeginn und beschrieb die unverrückbare Mainzer Grundidee hingebungsvoller Fußballarbeit ganz einfach so: „Pressing, bis der Arzt kommt!“ Der Onkel Doktor kam aber nicht, und deshalb dürften die Spieler in ihren letzten vier Spielen dieser Saison noch genügend Kraft besitzen, ihre Gegner weiter so unter Druck zu setzen, wie sie das am Samstag gegenüber den großen Bayern getan haben.

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