Prominente verlassen wegen Trump die USA

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Ellen DeGeneres gehörte zu den Ersten. Zwischen Donald Trumps Wiederwahl Anfang November und seinem Einzug in das Weiße Haus ein paar Monate später packte sie mit ihrer Ehefrau Portia de Rossi in Kalifornien Koffer und Umzugskartons und bot ihre Anwesen zum Verkauf an. Ihr Ranchhaus in Montecito bei Los Angeles stieß DeGeneres für 18 Millionen Dollar ab, einen bescheideneren Bungalow für fünf Millionen. In den Monaten zuvor hatte die Moderatorin und Schauspielerin schon einen historischen Bauernhof in den Cotswolds in England erworben. Vor Silvester zogen DeGeneres und de Rossi heimlich um. Die ländliche Region etwa 150 Kilometer westlich von London, bekannt aus „Downton Abbey“, „Harry Potter“ und Jeremy Clarksons „Farm“, wurde das neue Zuhause des Paars.
Trumps Sieg über die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, hatte den Umzug in die Cotswolds beschleunigt. „Nach der Wahl dachten wir: ,Nichts wie raus aus Amerika‘“, sagte DeGeneres dem Klatschportal TMZ.
Rosie O’Donnell: „Ich bin in Irland“
Auch Rosie O’Donnell, die wie die Siebenundsechzigjährige seit einigen Jahrzehnten offen lesbisch lebt, hielt nach der Präsidentenwahl nichts mehr in den Vereinigten Staaten. Wie ein Video von einer Autofahrt durch Irlands grüne Wiesen vor einigen Tagen zeigte, hat sich O’Donnell nach Europa verabschiedet. „Ich bin tatsächlich hier in Irland“, sagte die Komikerin ihren Fans bei Tiktok. „Ich glaube, das ist das Beste für mich und mein zwölf Jahre altes Kind.“ Trump nannte sie nicht, sie spielte aber auf das an, „was gerade politisch in Amerika passiert“.
Die Liste der „Donald-Flüchtlinge“ wird von Tag zu Tag länger. Courtney Love, Musikerin und Witwe von Kurt Cobain, dem Sänger und Gitarristen der Band Nirvana, lebt zwar schon seit einigen Jahren in Großbritannien. Wie sie die Mitglieder der Royal Geographical Society jetzt wissen ließ, hat die Wahl Trumps sie aber bestärkt, Staatsbürgerin des Landes zu werden. Trumps Visionen für ein neues Amerika nannte Love „angsteinflößend“. Die Sängerin ist nicht die Einzige, die einen zweiten Pass möchte. Laut dem Innenministerium in London beantragten im vergangenen Jahr mehr als 6000 Amerikaner die britische Staatsbürgerschaft – mehr als in früheren Jahrzehnten. Und viele im letzten Quartal 2024, nach der Präsidentenwahl.
„Die Leute wollen einfach nicht in Trumps Amerika leben“
„Die Bewegung vieler Amerikaner in Richtung Großbritannien hat damit zu tun, dass die Leute einfach nicht in Trumps Amerika leben möchten“, sagte der Jurist David Lesperance, der Wohlhabende bei Umzugsplänen berät, der Website Axios. Wegen Sprache, Schulen und kultureller Einrichtungen sei London besonders attraktiv. Auch die kalifornische Schauspielerin America Ferrera sieht sich in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs nach Schulen für ihre Kinder Sebastian und Lucia um. Trumps Wiederwahl soll die Schauspielerin („Ugly Betty“) krank gemacht haben. In den Monaten vor der Stimmabgabe hatte die Tochter honduranischer Einwanderer Trumps Mitbewerberin Kamala Harris unterstützt und bei Latinos für die Demokratin geworben.

Es muss aber nicht gleich die britische Staatsbürgerschaft sein. Immobilienunternehmen wie Winkworth registrierten im vergangenen Jahr etwa 30 Prozent mehr Nachfragen von amerikanischen Kaufinteressenten zu Wohnungen und Häusern in London als 2023. „Der typische Interessent hat Verbindungen zu Filmindustrie oder Medien und ist unter 50 Jahre alt. Oder er ist ein Unternehmer, der nicht an einen Ort gebunden ist und das kennt, was London zu bieten hat“, sagte der Winkworth-Sprecher Christian Lock-Necrews dem Branchendienst „Property Industry Eye“. Zu den Newcomern in der Neunmillionenmetropole zählt seit einigen Monaten auch das Schauspielerpaar Ryan Gosling („Barbie“) und Eva Mendes („Hitch – Der Date Doktor“), das mit seinen Töchtern Esmeralda und Amada von Los Angeles in das Londoner Nobelviertel Notting Hill übersiedelte.
Briten kehren nach jahrzehnten in Hollywood zurück nach England
Nach Trumps zweitem Umzug an die Pennsylvania Avenue zieht Großbritannien nicht nur Amerikaner an. Auch Briten, die Jahre oder Jahrzehnte in Hollywood verbrachten, kehren zurück. Die Schauspielerin Minnie Driver, gebürtige Londonerin, lebt nach fast 30 Jahren in Kalifornien wieder in England. In einem nicht von Republikanern dominierten amerikanischen Bundesstaat, sagte die Darstellerin („Good Will Hunting“) vor der Präsidentenwahl, hätte sie es unter Trump noch aushalten können. „Aber will man wirklich in einer Blase wie Kalifornien leben?“, fragte Driver und verwies auf angebliche rassistische Tendenzen vieler Amerikaner in anderen Regionen. Die britische Schauspielerin Sophie Turner („Game of Thrones“) haderte derweil mit den laxen Waffengesetzen ihres früheren Gastlands. Die Neunundzwanzigjährige sagte „Harper’s Bazaar“, sie wohne jetzt wieder in West London und sei „glücklich, zurück zu sein“.
Laut der Einwanderungskanzlei IAS steht Kanada bei den „Donald Dashers“ an erster Stelle, vor Großbritannien, Australien und Irland. Richard Gere („Pretty Woman“) zog es nach Spanien, in die Heimat seiner Ehefrau Alejandra. Auch Eva Longoria („Desperate Housewives“) lebt jetzt mit Sohn und Mann, dem spanischen Fernsehmanager José Bastón, in Marbella und Mexiko. Für ihren Umzug machte sie neben Trumps Wiederwahl das veränderte Lebensgefühl in Amerika durch Pandemie, Obdachlosigkeit und hohe Steuern verantwortlich.
Fast jeder vierte Amerikaner denkt ans Auswandern
Fast jeder vierte Amerikaner spielt seit dem vergangenen Jahr mit dem Gedanken an „moving abroad“. In Städten an der Ost- und Westküste liegt der Wert noch höher. Laut IAS überlegt mehr als jeder dritte New Yorker, sich jenseits der amerikanischen Grenzen eine neue Heimat zu suchen. In Los Angeles erwägt fast jeder zweite Bewohner einen Umzug. Viele fühlen sich dabei an Trumps erste Amtszeit erinnert. Damals hatten Celebritys wie Miley Cyrus, Amy Schumer und George Lopez einen Exodus angekündigt. Wie Cher, die für den Fall eines Siegs Trumps bei den Wahlen 2016 versichert hatte, Zuflucht auf dem Planeten Jupiter zu suchen, blieben sie den Vereinigten Staaten aber treu. Auch der zweite Anlauf der 78 Jahre alten Oscargewinnerin, im Januar das Weite zu suchen, blieb ohne Folgen.
Wie Nancy Wilson, die Sängerin und Gitarristin der Rockband Heart, erfahren musste, wird die Politikverdrossenheit der Promis manchen Amerikanern inzwischen zu viel. Nach einem Interview mit dem „Milwaukee Journal“, in dem die 71 Jahre alte Musikerin („Barracuda“) zugab, sich nach der Wahl Trumps wie während des Vietnamkriegs für ihre Herkunft zu schämen, wurde sie von Verrissen eingeholt. „Ich schäme mich mehr, ein ,Heart‘-Fan zu sein“, schrieb ein Anhänger auf der Plattform X. „Dann zieh doch weg“, schlug ein weiterer Nutzer der Sängerin vor. „Dich wird hier niemand vermissen.“
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