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#Wo sich Kurbetrieb, Motorisierung und Bedeutungsverlust treffen

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Eigentlich ist es ein Unding. Eine gerade Chaussee, fast zehn Kilometer lang, quer durch die Landschaft. Von Höchst aus, ganz knapp vorm Main startend, bis hoch in den Taunus nach Königstein zum großen Kreisel, dem Albtraum aller Fahrschüler zwischen Frankfurt und Feldberg. Schnurstracks verläuft sie, ohne Rücksicht auf die Hügel und Senken dieser an Hügeln und Senken nicht eben armen Landschaft, vorbei am Main-Taunus-Zen­trum und am Ende durch den Wald. Es ist sinnvoll, dass Straßen normalerweise der Topographie folgen. Baut man sie gerade, kommt es zu unguten Steigungen, wenn ein Mittelgebirge im Weg ist. Und ein solches ist der Taunus, damals noch profan als „die Höhe“ bezeichnet, nun einmal.

Andererseits konnte die Sache im 18. Jahrhundert nicht so bleiben. Die alte Handelsstraße von Rödelheim über Kö­nigstein, Glashütten, Esch bis nach Köln befand sich in einem fürchterlichen Zustand, teils zugewuchert, teils versumpft. „Etliche Chaisen“ aus dem Gefolge der Prinzessin Charlotte von Lothringen habe man „bei Schwalbach nachts 12 Uhr mit Ochsen herausschleifen“ müssen, berichtet im Jahr 1770 der Königsteiner Rentmeister an die Mainzer Hofkammer. Und weiter: „Die starken Postpassagen an die Koblenzer, Brüsseler und andere Höfe sind ein sehr beträchtlicher Gegenstand und haben bereits die vorliegenden Herrschaften zur Anlegung der Chaussee größtenteils bewogen.“

In drei Schichten makadamisiert

Eine ordentlich befestigte Chaussee musste also her. Eine Chausseekommission wurde gegründet, Streckenvorschläge wurden geprüft, Gelände wurde ausgemessen, aber Bürokratie, Krieg und Widerstände aus der Bevölkerung – sehr viele Bauern wollten ihre Äcker und Obstwiesen nicht hergeben – schoben die Sache so lange auf, bis das Gebiet nicht mehr kurmainzisch war, sondern sich unter nassauischer Regierung befand. Noch aus kurmainzischer Zeit stammt allerdings die Idee, nicht Frankfurt, sondern Höchst an die „Kölnische Straße“ anzubinden, denn für diese Handelsstadt bei Frankfurt hatte man große Pläne. Man machte sich also ans Werk und baute die neue Straße nach allen Regeln der Kunst des schottischen Straßenbaurevolutionärs John McAdam, nämlich „makadamisiert“ in drei Schichten, was damals ganz neu und modern war. Obenauf lag eine gewölbte Kiesschicht, die mit Walzen festgedrückt wurde. Viel mehr weiß man über ihre Entstehung leider nicht.

Blick über den Bahnübergang bei Höchst, mit den Gleisen der Main-Lahn-Bahn, der Taunusbahn und der Sodener Kleinbahn, um 1910.


Blick über den Bahnübergang bei Höchst, mit den Gleisen der Main-Lahn-Bahn, der Taunusbahn und der Sodener Kleinbahn, um 1910.
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Bild: Stadtarchiv Bad Soden

Die neue Straße wurde sogleich als Flaniermeile genutzt, es entstanden Gasthöfe und Lokale. Für das Dorf Soden, in dem nicht einmal 500 Seelen wohnten, hatte die neue Straße eine besonders große Bedeutung. Der gerade in zarten Anfängen begriffene Kurbetrieb – zwei Hotels befanden sich damals im Ort – erhielt durch die bessere Anbindung einen ungeheuren Aufschwung. Man erreichte Soden zu Fuß ab Höchst innerhalb von einer Stunde, mit den roten Postkutschen der Thurn und Taxis noch deutlich schneller. Zweimal am Tag fuhr ein Pferde-Omnibus nach Königstein. Vor allem aber konnten Baumaterial beschafft und weitere Pensionen und Kurvillen gebaut werden.

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