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#Bei Ernst Udet lernte er Fliegen

Bei Ernst Udet lernte er Fliegen

Als Ludwig Piller und Charlotte Auerbacher am 12. September 1939 heirateten, zwölf Tage nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen, mussten die beiden befürchten, dass die noch nicht volljährige Braut schon bald eine „Kriegerwitwe“ sein würde. Nur darum habe ihr Vater auch seinen Segen gegeben, erzählte Charlotte Piller anlässlich ihres 77. Hochzeitstags vor fünf Jahren bei einem Besuch in Memmingen. Ludwig Piller war Kampfpilot bei der Luftwaffe, er flog Hunderte Einsätze im Krieg und wurde zweimal über Russland abgeschossen. Aber er hielt sein Versprechen: „Mädchen, ich komme wieder!“ Vor zwei Jahren feierten die beiden ihre Eichenhochzeit. Im September wären sie 82 Jahre verheiratet gewesen, so lange wie kein anderes Paar in Deutschland. Am Montag ist Ludwig Piller im Alter von 105 Jahren gestorben.

Peter-Philipp Schmitt

Ludwig Piller kam am 17. September 1914 in Vohburg an der Donau zur Welt. Schon früh zog es ihn zur Luftfahrt. Der gelernte Spenglerinstallateur wurde von Ernst Udet, dem Jagdflieger aus dem Ersten Weltkrieg, fürs Fliegen entdeckt. Ihn traf er durch Zufall im Fliegerhorst Lechfeld in Lagerlechfeld bei Augsburg, wo Piller Flugzeugmotoren reparierte. „Ich durfte zehn Tage lang Udets Kofferträger sein“, erzählte Piller. Bald danach konnte der Zwanzigjährige nach Braunschweig an die Fliegerschule und nach Magdeburg gehen. Dort saß er 1935 dann zum ersten Mal selbst im Cockpit eines zweisitzigen Doppeldeckers, einer Focke-Wulf FW44 „Stieglitz“. Im Norden aber habe es ihm nicht gefallen. „Ich hatte Sehnsucht nach Leberkäs’ und dunklem Bier.“ Darum ließ er sich am 3. Juni 1937 nach Memmingen versetzen. Wenige Tage bevor er seine Charlotte zum ersten Mal traf, war er der erste Pilot, der auf dem neuen Fliegerhorst in Memmingen landete – mit einer Do 17 von Dornier.

Am Memminger Fliegerhorst: Charlotte und Ludwig Piller 1939


Am Memminger Fliegerhorst: Charlotte und Ludwig Piller 1939
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Bild: privat

Kennengelernt haben sich Ludwig und Charlotte Piller in einer Gartenwirtschaft. Sie war damals 16, ihr Vater in Memmingen Polizist. An jenem 18. Juli setzte sich der junge Soldat zu Charlottes Familie dazu und forderte sie zum Tanz auf. Sie wies ihn ab, weil sie nicht tanzen könne. „Mit mir hat noch jede Dame tanzen können“, lautete die Antwort des Zweiundzwanzigjährigen. So fing es an.

Nach dem Krieg fand Ludwig Piller, der bis zum Frühjahr 1946 in Gefangenschaft in Frankreich war, keine Anstellung als Pilot mehr. Für die Lufthansa, 1953 neu gegründet, war er schon zu alt, und zur Luftwaffe der Bundeswehr wollte er nicht. So kam er über eine Annonce in der Zeitung zur Firma Ruff & Co., einem Unternehmen für Milchwerke und Brauereien, und wurde selbständiger Handelsvertreter. Der erste Sohn, Ludwig Wolfgang Piller, war im November 1945 zur Welt gekommen. Er war später unter anderem persönlicher Referent von Franz Josef Strauß, Amtschef der Bayerischen Staatskanzlei und zuletzt Vorstand und Aufsichtsrat der DaimlerChrysler Aerospace AG (Dasa). Tochter Ursula, 1950 geboren, starb nach wenigen Wochen, der zweite Sohn Gerhard Klaus kam zwei Jahre später zur Welt.

Der Fliegerei blieb Ludwig Piller verbunden. Zum letzten Mal als Pilot flog er 2005 in Kanada mit einem einmotorigen Wasserflugzeug von de Havilland. Zu seinem 100. Geburtstag stieg er dann noch einmal in die Lüfte: Eineinhalb Stunden schwebte er mit einem Ballon über das Allgäu. Vor zwei Jahren freuten sich die Pillers über die Geburt des ersten Urenkels, der auch den Namen des Urgroßvaters trägt: Ferdinand Ludwig. In wenigen Wochen feiert Charlotte Piller ihren 100. Geburtstag – am 20. Juni.

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