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#Bekannter Wechselrichter-Hersteller zu Unrecht am Pranger?

Bereits im vergangenen Jahr gerieten Wechselrichter wegen Problemen in den Fokus der Medien. Damals fehlten in bekannten und beliebten Modellen wichtige Sicherheitsrelais. Erneut soll es nun Schwierigkeiten zu geben, die jedoch einem veralteten Modell geschuldet scheinen.

Nächster Wechselrichter-Skandal im Anmarsch - Behörde nimmt beliebtes Modell vom Markt
Nächster Wechselrichter-Skandal im Anmarsch – Behörde nimmt beliebtes Modell vom MarktBildquelle: Anker

Es schien, als hätten wir das Dilemma um Probleme mit Wechselrichtern zur Jahreswende hinter uns gelassen. Mittlerweile wurden sämtliche durch Schwierigkeiten aufgefallene Wechselrichter des vergangenen Jahres, darunter Modelle des Herstellers Deye, nachgebessert. Die Marke Hoymiles galt bisher hingegen als besonders sicher und fiel in Tests nicht negativ auf. Das änderte sich jedoch mit einem Balkonkraftwerkstest von Stiftung Warentest, in dem der Wechselrichter in allen Modellen, in denen er verbaut war, für Probleme mit der elektromagnetischen Verträglichkeit sorgte. Die Bundesnetzagentur hat das Modell für eine Prüfung vom Markt genommen. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich: Der getestete Wechselrichter ist ein veraltetes Modell, das man bereits seit August 2023 vom deutschen Markt genommen hatte.

Vergleich zwischen alten und neuen Wechselrichtern?

Bei dem Hoymiles HM-800 Wechselrichter handelte es sich im Gegenzug zu den anderen Wechselrichtern im Test bereits um ein altes Modell. Der Wechselrichter wurde bereits auf dem Markt durch dessen Nachfolge-Modell, die HMS-Serie abgelöst. Der direkte Vergleich von neueren und älteren Wechselrichtern miteinander kann schwierig sein. Da der HM-800 jedoch längst nicht mehr auf dem deutschen Markt erhältlich ist, kann er auch in heute zu kaufenden Sets nicht erworben werden. Der HMS-800 Wechselrichter als Nachfolge-Modell war kein Teil der Testuntersuchungen. Somit liegt kein direkter Vergleich zwischen den neusten Wechselrichtern aller Hersteller im Test der Stiftung Warentest vor. Vergleicht man ältere und neuere Modelle miteinander, kann das die Relation der gemessenen Ergebnisse verfälschen. Da der technische Fortschritt heutzutage schnell geschieht, können Modelle, die fast ein Jahr alt sind, häufig nicht mit neueren Vergleichsprodukten mithalten.

Zusätzlich sollte man dabei berücksichtigen, dass der HM-800 zuvor Tests zur elektromagnetischen Verträglichkeit bestanden hatte. Es müssen weitere Untersuchungen der Bundesnetzagentur erfolgen, um bestimmen zu können, ob es sich bei dem Wechselrichter tatsächlich um einen Problemfall handelt, der auch bei Bestandsanlagen ausgetauscht werden müsste. Da das Modell sich jedoch wie erwähnt nicht länger im Handel befindet, hat dies keinen Einfluss auf Kunden, die ein heutiges Modell mit einem HMS-800 Wechselrichter kaufen. Da die Schwierigkeiten trotzdem bei drei getesteten Balkonkraftwerken im Test bemerkt worden, ist eine genauere Überprüfung der Messungen erforderlich. Dabei sollte ebenso nicht vergessen werden, dass es sich bei der elektromagnetischen Verträglichkeit um einen fluktuierenden Wert handelt, der durch viele Faktoren beeinflusst wird. Es ist somit entscheidend, herauszufinden, welche Faktoren die elektromagnetische Verträglichkeit negativ beeinflussten. Insbesondere, da die meisten der getesteten Modelle in diesem Test in dieser Kategorie negativ auffielen.

Auch baugleiche Wechselrichter müssten Markt

Neben dem alten Modell Hoymiles HM-800 sind möglicherweise weitere Wechselrichter durch die Probleme betroffen, da sie intern baugleich ausfallen. Darunter zählt unter anderem der SUN TSOL-MS600. Solche elektromagnetischen Unverträglichkeiten, wie sie im Test von Stiftung Warentest auffielen, können die Funkverbindungen anderer Elektrogeräte stören. Dadurch kann es beispielsweise zu Problemen mit der Übertragung eines WLAN-Signals kommen oder der Radioempfang beeinträchtigt werden. Wesentlich schlimmer fallen die Störungen aus, wenn die Geräte sogar die Funknetze von Polizei und Rettungskräften beeinflussen. Um solche Probleme zu verhindern, führt man Tests zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) mit den Geräten durch.

Die allgemeine Tendenz aus 2023 scheint sich auch in 2024 fortzusetzen. Im vergangenen Jahr zählten Wechselrichter zur viertgrößten Produktgruppe, die Sanktionen durch die Bundesnetzagentur erhielt. Allerdings fand sich Hoymiles bisher nie unter der Liste der Problemfälle und wurde stattdessen häufig als Alternative zu diesen empfohlen. Dass im Test von Stiftung Warentest lediglich ein Wechselrichter die Benotung „befriedigend“ erhielt, zwei weitere „ausreichend“ und einer „mangelhaft“, sind keine erfreulichen Aussichten für Balkonkraftwerk-Besitzer oder Interessenten. Ähnlich katastrophal fiel das Urteil der Steckersolargeräte selbst aus. Gleich drei fielen durch den Test, lediglich eines beurteilten die Tester als „gut“. Für Kunden ergibt sich durch die Schwierigkeiten der Wechselrichter leider kein Umtauschrecht, mit dem man an ein anderes Modell gelangen könnte. Kunden könnten jedoch eigenständig für 100 bis 150 Euro in neuere Wechselrichter-Modelle investieren.

Noch erging keine Aufforderung an Besitzer des Wechselrichters

Bedenkt man jedoch, dass man komplette Balkonkraftwerke inklusive Wechselrichter heutzutage schon ab 360 Euro erhalten kann, ist das dennoch eine hohe Zusatzinvestition. Die Amortisationszeit des Balkonkraftwerks kann sich dabei um bis zu einem Jahr verlängern. Bisher hat die Bundesnetzagentur jedoch keinerlei Aufforderung an Besitzer eines Balkonkraftwerks mit dem Hoymiles HM-800 erteilt. Lediglich Modelle, die zurzeit verkauft werden, müssen fürs Erste mit einem anderen Wechselrichter ausgestattet werden. Was bei einem veralteten Modell wohl ein seltener Sonderfall sein dürfte. Erst weitere Untersuchungen der Bundesnetzagentur werden ein Ergebnis dazu liefern, wie mit dem Wechselrichter weiter verfahren wird.

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