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#Wenn die erste Liebe auseinandergeht

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Wenn die erste Liebe auseinandergeht

Nicht, dass es keine Vorzeichen gegeben hätte. Doch als sich meine Freundin von mir trennte, brach meine Welt trotzdem zusammen.

Nach sieben Jahren Beziehung war der Trennungsgrund, den meine Freundin anführte, ein Klassiker: „Das kann ja nicht alles gewesen sein.“ Sie sehnte sich nach neuen Erfahrungen – nach anderen Erfahrungen. „Da fehlt was in mir,“ meinte sie.

Als wir zusammenkamen, waren wir Teenager. Der erste Kuss, der erste Sex, der erste Urlaub zu zweit. Während unsere Freunde Eindrücke mit verschiedenen Partnern sammelten, waren es für uns immer nur „wir beide“. Für mich war das romantisch, schön, vielleicht auch einfach bequem. Ohne Aufregung – und ohne Herzschmerz – ließ es sich für mich gut aushalten.

Unerträgliche Wochen nach der Trennung

Für meine Freundin irgendwann nicht mehr. Gegen Ende unserer Beziehung redete sie oft und lange mit mir darüber, ob wir nicht unsere Zwanziger verschliefen, ob nicht genau jetzt der Zeitpunkt wäre, unsere monogame Zweisamkeit aufzugeben. Doch ich nahm ihren Kummer nicht so richtig ernst. Schließlich waren wir glücklich, so wie wir waren: nur wir zwei. Und während sie immer wieder betonte, dass sie mich auf jeden Fall eines Tages heiraten, mal mit mir Kinder haben wollen würde, konnte sie die Vorstellung, in ihrem ganzen Leben nur einen Partner gehabt zu haben, nicht aushalten.

Die Wochen nach der Trennung waren für mich unerträglich – und ich selbst wurde auch unerträglich, für meine Freunde und Familie. Ich zog kurzfristig zurück in mein Elternhaus. In meinem alten Kinderzimmer hatte sich inzwischen meine kleine Schwester eingerichtet, also blieb nur das Gästebett. Ich fühlte mich allein und abgelehnt. Meine Mutter redete mir gut zu, meinen Vater habe ich noch nie so unsicher erlebt: Erschrocken darüber, wie wenig sein Sohn seine Gefühle kontrollieren konnte. Meine Freunde waren nach dem zehnten Mal Durchsprechen der letzten WhatsApp-Verläufe mit meiner Ex auch irgendwann genervt, die Prüfungen in der Uni schob ich ins nächste Semester, versuchte, meine immerzu kreisenden Gedanken auf dem Crosstrainer wegzutreten. Ich nahm in zwei Monaten 20 Kilo ab.

Ich überlegte mir abstruse Theorien, was genau meine Freundin dazu bewogen haben könnte, aus einem mir irrational erscheinenden Grund Schluss gemacht zu haben. Wenn es passt, dann passt es doch. Oder nicht? Warum war ich nicht genug? Wie so vielen Verlassenen war mir in meiner größten emotionalen Not meine wichtigste Gesprächspartnerin weggebrochen. Ich wollte sie zurück! Das war meine einzige Hoffnung. Dass unsere Probleme dann natürlich genauso weiter bestehen würden, empfand ich als nebensächlich.

Also versuchte ich es ein letztes Mal und fragte sie, ob wir uns nicht „neu kennenlernen“ könnten, bei einer Reihe von Dates. Doch die zwei Treffen in der Kletterhalle wurden zu einer peinlichen Aneinanderreihung von Gesprächsanläufen und hatten so gar nichts von einem „neuen Anfang“ – vor allem, weil wir ausgemacht hatten, nicht „über uns“ reden zu wollen. Erst als eine gemeinsame Freundin mir irgendwann erzählte, dass meine Ex längst einen neuen Partner hatte, begriff ich, dass es keinen Weg zu uns zurück gab.

Die Scham, verlassen worden zu sein, wechselte bald in eine Scham darüber, so besessen an einer verlorenen Liebe geklammert zu haben. Ich erkannte in mir patriarchale Besitzansprüche gegenüber meiner Ex, die mir selbstverständlich nicht zustanden – so sehr ihre Ablehnung auch wehgetan hatte. Mein männliches Ego war verletzt, aber meine Empörung hatte überhaupt keine moralische Grundlage. Meine emotionale Anspruchshaltung ihr gegenüber war mir plötzlich zuwider. Sie hatte sich für ihre Freiheit entschieden.

Wissen war nie wertvoller

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Also entschied ich mich für Vernunft, für Abstand. Ich blockierte ihre Nummer, löschte jeden Gesprächsverlauf, jedes Foto von uns in den sozialen Netzwerken. Mein Glück war, dass unsere gemeinsamen Freunde meine Freunde blieben. Bald machte ich genau die Erfahrungen, die meine Ex sich immer gewünscht hatte: lange, berauschende Partys, viele neue Bekanntschaften, Nächte in fremden Betten. Und ja: es war aufregend – soweit hatte sie Recht behalten.

Wenn ich zurückblicke, weiß ich, dass ihre Entscheidung die beste war: für sie – und für mich auch.

Wir hatten tatsächlich völlig unterschiedliche Vorstellungen von unserer Zukunft. Klar, wir waren nicht mehr die gleichen Menschen, die sich mit 17 ineinander verliebt hatten. Eine Trennung war bitter nötig, wenn nicht längst überfällig gewesen. Ich bin heute dankbar: Sie hat sich getraut, was ich mich nie getraut hätte. Vielleicht auch, weil ich ihr unterbewusst nicht die Freiheit gönnte. Die Freiheit, die sie mir schließlich gab.

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