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#Berliner Schönheit gegen Münchner Pragmatismus

„Berliner Schönheit gegen Münchner Pragmatismus“

Am Ende ist es dann doch so gekommen, wie es vor der Saison prognostiziert worden war – in Alba Berlin und dem FC Bayern München treffen die beiden Schwergewichte im Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft aufein­ander. Am Freitag (20.30 Uhr bei MagentaSport) startet die Finalserie, in der eine Mannschaft drei Spiele gewinnen muss, um den Titel zu erringen, in Berlin. Für die Münchner bedeutet dies, dass sie ihre vierte Begegnung innerhalb von sieben Tagen bestreiten müssen. Denn im Gegensatz zu den Berlinern mussten sie in ihrem Halbfinal­duell mit den Telekom Baskets Bonn mächtig Überstunden ableisten.

Bayern verbissen, Alba mit Leichtigkeit

Erst am Mittwoch gewannen die Bayern am Rhein das fünfte Spiel und entschieden damit die Serie mit 3:2 zu ihren Gunsten. Die Bonner, das Überraschungsteam der Saison, verlangten dem Favoriten alles ab und glichen nach zwei Heimniederlagen durch knappe Erfolge in der bayrischen Landeshauptstadt aus, bevor sich die Münchner verdient durchsetzen konnten.

Das Weiterkommen der Bayern war schwer erkämpft und wurde durch harte und verbissene Arbeit realisiert, während die Berliner in den vergangenen Wochen auf einer Welle der Leichtigkeit surfen. Titelverteidiger Berlin geht mit einer Serie von 17 Siegen in das Finale und ist nach einer Woche Pause deutlich ausgeruhter als der Konkurrent, der direkt aus Bonn an die Spree weiterreiste.

Dieser Faktor könnte vor allem für die Auftaktpartie eine große Rolle spielen, danach aber an Bedeutung verlieren. Denn im Gegensatz zum Viertel- und Halbfinale wechselt bei den Endspielen das Heimrecht von Partie zu Partie. Das verschafft den Bayern eine kleine Pause vor dem zweiten Aufeinandertreffen am Dienstag.

Insgesamt gehen beide Mannschaften mit einem fast aberwitzigen Pensum in ihr viertes Finalduell in fünf Jahren. Die Berliner haben bereits 77 Pflichtpartien in dieser Saison absolviert, die Bayern stehen sogar schon bei 80. Auch wenn die Münchner in der Euro­league im Gegensatz zu Alba die Play-offs erreichen konnten, besetzen die Berliner in der Finalserie die Favoritenrolle.

Personell kann Headcoach Israel Gonzalez aus dem Vollen schöpfen. Möglicherweise ist sogar Marcus Eriksson wieder einsatzfähig. Der beste Berliner Di­stanzwerfer fiel über vier Monate verletzt aus, und so stellt sich die Frage, ob sein Mitwirken mehr Risiken als Chancen bietet. Wie schnell kann der Schwede wieder seinen Rhythmus finden, inwieweit beeinflusst seine Reintegration den Rhythmus der Mannschaft?

Auch ohne den 28-Jährigen verfügen die Berliner über sechs qualitativ hochwertige Ausländer, während die Münchner insgesamt sogar neun in ihren Reihen haben, von denen laut Reglement aber immer drei aussetzen müssen. Da mit Corey Walden und Darrun Hilliard jedoch zwei Leistungsträger verletzt ausfallen, sind die Variationsmöglichkeiten von Trainer Andrea Trinchieri begrenzt.

Berliner punkten mit deutschen Spielern

Der entscheidende Vorteil der Berliner liegt aber ohnehin auf den deutschen Positionen. Bei den Bayern spielt Paul Zipser aktuell keine Rolle. Nachdem der Nationalspieler am Ende der Hauptrunde erste Gehversuche nach seiner Hirnoperation im vergangenen Sommer unternehmen konnte, kommen diese Play-offs noch zu früh für ihn. So lastet viel Verantwortung auf Nihad Djedovic, Andreas Obst und Leon Radosevic. Während Djedovic bislang an beiden Enden des Feldes überzeugte, zeigte Obst hier und da defensive Schwächen, und Radosevic fehlte der Touch beim Wurf.

Die Berliner sind ganz anders aufgestellt. In Johannes Thiemann, Maodo Lo und dem angeblich von Barcelona umworbenen Oscar da Silva verfügen die drei besten Punktesammler der Play-offs über einen deutschen Pass. 60,4 Prozent aller Zähler in den Berliner Serien gegen Bamberg und Ludwigsburg gingen auf das Konto deutscher Akteure. Das ist ein unglaublicher Wert und unterstreicht die Tiefe und Ausgeglichenheit des Hauptrundenersten.

Muss auf zwei Leistungsträger verzichten: Bayern-Trainer Andrea Trinchieri


Muss auf zwei Leistungsträger verzichten: Bayern-Trainer Andrea Trinchieri
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Bild: dpa

Spiel- und Punkteanteile der einheimischen Akteure sind in den Play-offs noch einmal angestiegen. Damit führt Gonzalez konsequent die Entwicklung weiter, die sein Vorgänger Aíto Garcia Reneses in die Wege geleitet hat. Bemerkenswert ist auch das Selbstverständnis des Berliner Kapitäns Luke Sikma. Als einer der besten Power Forward des Kontinents nimmt er sich als Scorer komplett zurück und setzt mit seiner Spielintelligenz und Passfähigkeit immer wieder seine Mitspieler in Szene.

Die Mannschaft pflegt in der Offensive einen freien und äußerst attraktiven Basketball, der von hohem Tempo geprägt ist. München hingegen mag es deutlich langsamer, um die körperlichen Vorteile seines Teams in Brettnähe auszuspielen. Den Bayern wurde in den vergangenen Jahren immer der pragmatischere und erfolgversprechendere Ansatz zugeschrieben, während man den Berlinern nachsagte, in den entscheidenden Momenten oftmals in Schönheit zu sterben. Sollten sie zum zweiten Mal nacheinander Meister werden und wie im Vorjahr den großen Rivalen in der Finalserie besiegen, wäre dieses Narrativ Geschichte.

Der Autor war zweimal Trainer des Jahres.

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