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#Schönes Scheitern

„Schönes Scheitern“

Es sei der Text einer „Nichtsnutzigen“, einer Frau, die mit der Kunst nichts am Hut habe, hieß es über ­Leïla Slimanis neues Buch im staat­lichen französischen Radiosender France Inter. „Der Duft der Blumen bei Nacht“ sei der Text über ein Versagen, und ob dieser gelungen sei oder nicht, stelle sich erst heraus, als Slimani näher auf die Unverdaulichkeit der Venusmuscheln eingehe, die sie zuvor genossen habe. Was diese Frage über Slimanis Literatur oder vielmehr über den Zustand der französischen Literaturkritik aussagt, sei dahingestellt. Das abschließende Urteil der erregten Kritikerrunde, Slimanis Bericht über den nächtlichen Einschluss im Museum Punta della Dogana in Venedig sei einer der schönsten literarischen Schiffbrüche dieser Tage, ist jedenfalls nachvollziehbar.

Die etwas überdreht wirkende Kritik erklärt sich zum Großteil daraus, dass Leïla Slimani eine der erfolgreichsten Gegenwartsautorinnen Frankreichs ist. Ihr mit dem Goncourt-Preis ausgezeichneter Roman „Dann schlaf auch du“ über postkoloniale Machtstrukturen zwischen europäischen Gutverdienern und im­migrierten Billiglohnarbeitern verkaufte sich allein im französischen Original mehr als eine Million Mal. Derzeit arbeitet die 1981 im marokkanischen Rabat geborene Slimani an einer Trilogie über ihre Familie, die mit einer Großmutter aus dem Elsass und einem Großvater aus Marokko ausreichend Stoff liefert für ein autobiographisches Romanwerk, eine „Familien-Saga“.

In einer Schreibkrise hatte Slimanis Verlag sie dazu überredet, einen Band zur Reihe „Une nuit au musée“ beizusteuern und dafür eine Nacht lang die dort ausgestellte moderne Kunst der Sammlung des französischen Sammlers und Multimilliardärs François Pinault auf sich wirken zu lassen. Zwar bekennt Slimani, dass die Abschottung, der Selbsteinschluss Voraussetzungen für ihr Schreiben sind, allerdings sind Museen für die Autorin bis heute „erdrückende Orte“, an denen sie nur „Fremdheit und Distanz“ empfindet. Sie selbst ist gar davon überzeugt, nichts über zeitgenössische Kunst zu sagen zu haben. „Der Duft der Blumen bei Nacht“ basiere auf einem „Schreiben ohne Notwendigkeit“, das sie sich „ein­gebrockt“ habe. Ob das gut gehen kann?

Themen, die den Lesern geläufig sind

Eine schmale Pritsche in einem Kabuff stellt man Slimani als Nachtlager zur Verfügung. Auf ihr hält es die rastlose Autorin nicht lange aus und streift stattdessen barfuß durch die dunklen Gänge auf der Such nach einem Ort, an dem sie unbeobachtet rauchen kann. Das Körperliche steht in Slimanis Bericht über eine Nacht, in der sie viel über Freiheit sinniert, aber diese keine Sekunde lang empfindet, immer wieder im Mittelpunkt. Man liest etwa von der erlösenden Wirkung des Todes, von der „Trostlosigkeit unserer Organfunktionen“, von „Hässlichkeit nackten Fleisches“ und der „Ohnmacht, zu der uns Krankheit verdammt“. Es sind Themen, die den Lesern ihrer Romane über Mord, Sexsucht und bürgerliche Bigotterie geläufig sind.

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