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#„Jetzt muss man optimistisch sein – was soll man sonst machen?“

„Jetzt muss man optimistisch sein – was soll man sonst machen?“

Jonathan Anderson, lassen Sie uns über Zusammenarbeit sprechen. Zwischen Marken gibt es in der Mode viele Kooperationen. Sie führen ein Unternehmen in London und sind Kreativdirektor des spanischen Modehauses Loewe. Sie entwerfen auch für andere, zum Beispiel für Moncler. Wie entscheiden Sie, wer zu Ihnen passt?

Jennifer Wiebking

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Es muss jemand sein, der mit seinem kreativen Spielraum flexibel umgeht. Der über den Tellerrand schaut. Moncler macht das. Das ist eine Marke, die in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Strategie im Umgang mit anderen Designern gefunden hat.

Die trägt den unbescheidenen Titel „Genius“. Ihre Londoner Kollegen Simone Rocha und Craig Green sind auch dabei. Wo fangen Sie an, wenn jemand Neues auf Sie zukommt?

Ich schaue mir zuerst den Kern der Marke an und überlege, wo es Überschneidungen gibt. Und ob es Dinge gibt, die wir schon immer machen wollten. Daunenjacken sind sehr technisch, es gibt nicht viele auf der Welt, die das gut können. Also war das für mich eine Gelegenheit, mit Moncler etwas zu machen, was wir schon immer machen wollten, aber nie geschafft haben.

Sie haben noch nie eine Daunenjacke gefertigt?

Doch, aber nie so, wie wir es uns gewünscht hatten. Bei Daunenjacken ist die Technologie entscheidend.

Jonathan Andersons Moncler-Kollektion wirkt sehr optimistisch.


Jonathan Andersons Moncler-Kollektion wirkt sehr optimistisch.


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Bild: Foto Hersteller

Also ist eine Kooperation für Sie auch eine Möglichkeit, etwas Neues zu lernen?

Ja, mit einer Kooperation sollte man etwas erarbeiten, was nicht schon direkt zur eigenen Marke gehört. Um a) zu lernen und b) auf neue Lösungen zu kommen.

Wie schaffen Sie das zeitlich?

Ach, so lange man ein gutes Team hat, schafft man sehr viel. Ich sehe es als kreativen Dialog.

Umgekehrt arbeiten Sie für Ihre Kollektionen häufig mit Künstlern zusammen. Sind das dann auch Kooperationen?

Der Zugang ist schon ein anderer, denn jemand anderes importiert seine Arbeit. Dabei geht es für mich darum, loszulassen und jemand anderem, an den ich wirklich glaube, die Plattform zu geben.

Ist das nicht ein seltsames Gefühl, wenn man monatelang an etwas gearbeitet hat, und dann überreicht man es jemand anderem für den letzten Schliff?

Mir geht es darum, dass meine Arbeit auf diese Weise kulturell vielschichtiger wird und sich etwas Neues, Aufregendes ergibt. Es ist besser, jemandem die Bühne zu überlassen, als zu kopieren.

Ihre Moncler-Kollektion wirkt sehr optimistisch.

Jetzt muss man optimistisch sein, was soll man auch sonst machen? Deshalb war es mir wichtig, etwas Farbenfrohes und Zukunftsorientiertes zu entwerfen. Darum geht es mir bei der Mode: Sie muss in freudiger Erwartung nach vorne schauen.

Hat Funktionskleidung an Bedeutung gewonnen?

Die Funktion von Kleidungsstücken war immer wichtig, auch wenn sie unglaublich schick sind. Andererseits sollte die Funktion nicht zu Lasten der Kreativität gehen. Ich glaube, wir steuern in der Mode gerade experimentierfreudigeren Zeiten entgegen, das war gut fünf Jahre lang anders. Deshalb ist das jetzt ein guter Moment, um ein bisschen mehr zu forschen. Sonst könnte die Mode schon redundant werden.

Die Läden sind überall auf der Welt seit mehr als einem Jahr immer wieder geschlossen. Man reist nicht mehr, trifft sich nicht auf Partys und hat auch sonst kaum Gründe, sich schön zu machen. Ist das ein guter Moment, etwas Neues zu wagen, wenn alles auf Pause steht?

Wenn wir jetzt die kommenden zehn Jahre pausieren müssten, dann würde ich die Zweifel verstehen. Aber die Welt freut sich doch auf andere Zeiten. Und mit so einer Atmosphäre sollten wir in der Mode schon heute arbeiten. Eine Düsternis-Spirale hilft niemandem weiter. Man kann gerade mit nichts anderem arbeiten als mit der Idee, dass es besser wird. Das ist überhaupt Sinn und Zweck einer Kunstform: Sie soll eine andere Welt aufzeigen.

Und mit der Mode ist das gerade möglich?

Das hoffe ich. Das ist doch auch so schön an Rahmenbedingungen: Je mehr es gibt, umso kreativer kann man sich darin austoben und Dinge von unterschiedlichen Blickwinkeln aus betrachten.

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Sie leben in London, sind vor der Pandemie viel für Loewe nach Paris und Madrid gependelt. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Ich fahre immer noch nach Paris, und in Madrid war ich ohnehin nur etwa zehnmal im Jahr. Aber ja, an weiter entfernten Orten wie Los Angeles, New York oder Japan war ich schon lange nicht mehr. In Übersee war ich zuletzt vor Ausbruch der Pandemie.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn alles wieder sicher möglich ist?

Ich freue mich auf Ferien. Ich freue mich auf warmes Wetter. Egal wo, Hauptsache, es gibt einen Strand. Aber ich habe immer in Europa Urlaub gemacht, und nur weil die Pandemie irgendwann vorbei ist, würde ich nicht woanders hinfahren.

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