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#BIZ warnt vor Ära hoher Inflation

„BIZ warnt vor Ära hoher Inflation“

Die in der ganzen Welt hohen Inflationsraten bereiten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) große Sorgen. In ihrem am Sonntag veröffentlichen Jahresbericht warnte die als Bank der Zentralbanken geltende Institution vor einer Ära hoher Inflation. BIZ-Generaldirektor Agustín Carstens rief die Notenbanken zu raschen und entschiedenem Handeln auf. Während die amerikanische Notenbank Federal Reserve und die Bank von England die Zinsen schon mehrfach und deutlich angehoben haben, will die Europäische Zentralbank (EZB) erst im Juli straffen.

Carstens sieht derzeit nicht das Risiko übertriebener Zinsschritte. Zum jetzigen Zeitpunkt sei rasches und entschlossenes Handeln besser, sagte er. Der EZB wird von vielen Volkswirten ein zögerliches Verhalten und eine verspätete Reaktion vorgeworfen. Dieser Kritik schloss sich Carstens in der Telefonkonferenz zur Vorstellung des Jahresberichts nicht an. Als Ausnahmen von dem geldpolitischen Straffungskurs nannte er die Bank of Japan, die weiterhin expansiv vorgeht, und die Notenbank Chinas, die zur Unterstützung des Wachstums sogar ihre Geldpolitik gelockert hat.

Carstens verwies darauf, dass die EZB in ihrer Geldpolitik auch die hohen Staatsschulden in einigen Euroländern berücksichtigen müsse. Die EZB hatte nach einem Anstieg des Risikoaufschlags italienischer Staatsanleihen am 15. Juni eine Sondersitzung des geldpolitischen Rats einberufen und im Anschluss erklärt, gegen eine Fragmentierung der Finanzierungsbedingungen vorgehen zu wollen. Nach Ansicht von Carstens können die hohen Staatsschulden zu Spannungen mit dem geldpolitisch Erforderlichen führen.

Hohe Schulden machen verwundbar

Die BIZ, die in Basel sitzt, Devisenreserven der Notenbanken verwaltet und diesen als geldpolitische Denkfabrik dient, hält die Gefahren einer Stagflation für hoch. Als Ursachen nennen die BIZ-Volkswirte eine Kombination aus Nachwirkungen der Corona-Pandemie wie zum Beispiel die Lieferkettenunterbrechungen, den Ukrainekrieg und die bestehenden finanziellen Verwundbarkeiten. Zu diesen gehören die weiterhin hohen Schuldenstände und Überbewertungen, insbesondere von Wohnimmobilien. Diese könnten einen Abschwung beschleunigen und verstärken, warnt die BIZ in ihrem aktuellen Jahresbericht, der als wichtige Bestandsaufnahme für die Entwicklungen an den Finanzmärkten und in der Geldpolitik gilt.

Eine weiche Landung, also die erfolgreiche Bekämpfung der Inflation über Zinserhöhungen ohne Rezession, sei zwar noch möglich, aber unter den aktuellen Bedingungen sehr herausfordernd. Dafür setzt die BIZ voraus, dass die Inflationsraten aufgrund wieder funktionierender Lieferketten sinken und gleichzeitig die durch den Ukrainekrieg „explodierenden“ Rohstoffpreise zurückgehen. Dann müssten die Notenbanken die Zinsen nicht so kräftig anheben, was die Konjunktur weniger stark bremsen würde. Doch die BIZ-Volkswirte schließen ebenso das schlechteste Szenario derzeit nicht aus: Eine hartnäckige Inflation, die von den Notenbanken sehr aggressive Zinsschritte erfordern würde. Das könne eine Rezession in Verbindung mit Stress an den Finanzmärkten auslösen.

Risiken der Schattenbanken

Zwar sei der Bankensektor aufgrund der weitreichenden Reformen nach der Finanzkrise 2008 gegenwärtig in einer besseren Position aufgrund der höheren Eigenkapitalpuffer. Jedoch könnte ein konjunktureller Abschwung hohe Kreditausfälle auslösen. Diese könnten noch größer ausfallen, wenn die Zinsen sehr stark steigen würden. Noch mehr Sorge bereiten der BIZ die Risiken im nicht-regulierten Finanzsektor außerhalb der Banken. Die sogenannten Schattenbanken, zu denen die BIZ nicht nur Hedgefonds sondern auch Vermögensverwalter zählt, seien aufgrund ihrer versteckten Schulden und möglicher Liquiditätsengpässe verwundbar. Einmal mehr fordern die BIZ-Volkswirte mehr aufsichtsrechtliche Anstrengungen in den unregulierten Finanzmarktbereichen.

Als Risiko betrachtet die BIZ derzeit die Entwicklung von Lohn-Preis-Spiralen. Diese seien derzeit zwar noch nicht in voller Breite zu beobachten, aber in den meisten Ländern stünden die Lohnverhandlungen noch bevor. Carstens verwies hier auf Europa. Hohe Lohnforderungen und eine Anpassung an die Inflation seien schon zu vernehmen. „Wenn der Kuchen kleiner wird, wird der Kampf um ihn größer“, beschreibt die BIZ die Ausgangslage. Carstens warnte die Notenbanken vor einem Zögern: „Wenn die Inflation sich erst einmal etabliert hat, werden die Kosten, sie wieder unter Kontrolle zu bringen, höher sein. Der längerfristige Nutzen einer Aufrechterhaltung von Stabilität für Privathaushalte und Unternehmen überwiegt gegenüber den kurzfristigen Kosten.“

Inflation setzt Staaten unter Druck

Als großes Problem betrachtet die BIZ die weiterhin historisch hohen Staatsschulden. Diese würden durch einen konjunkturellen Abschwung noch einmal steigen, auch wenn staatliche Ausgaben den konjunkturellen Gegenwind etwas abschwächen könnten. Forderungen nach staatlichen Hilfen dürften umso lauter werden, wenn die Lebenshaltungskosten mit den Energie- und Nahrungsmittelpreisen deutlich stiegen. Dies bereitet der BIZ umso größere Sorgen, weil die geldpolitische Straffung zur Inflationsbekämpfung die Finanzierungskosten der Staaten verteuern werde.

Zu lange hätten Fiskal- und Geldpolitik versucht, das Wachstum zu beleben, ohne die zugrundeliegenden Ursachen für die Schwächen zu beachten. Die Fiskalpolitik sei in Abschwungphasen expansiv gewesen, habe aber in Aufschwungphasen eine Konsolidierung vernachlässigt.

„Die kurzfristige Herausforderung, eine niedrige Inflation zu gewährleisten, koexistiert mit der längerfristigen Herausforderung, wieder Puffer in der makroökonomischen Politik aufzubauen“, sagte Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ. Der Druck auf die Fiskalpolitik steige. Dies mache die Aufgabe der Geldpolitik komplizierter und verdeutliche, wie wichtig Reformen sind, um langfristiges Wachstum zu sichern.

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