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Steuern zahlen mit Bitcoin

Der Schweizer Kanton Zug war lange vor allem für niedrige Steuersätze bekannt. Inzwischen steht der Landstrich südlich von Zürich auch für seine Vorreiterrolle auf dem Feld der digitalen Währungen und der Blockchain-Technologie. Der stete Zuzug pfiffiger Entwickler und digitaler Glücksritter machte die Region am Zuger See zum „Crypto Valley“ – ein griffiger Titel, mit dem die Kantonsregierung eifrig wirbt, den sie aber auch mit eigenen öffentlichkeitswirksamen Taten unterfüttert.

Johannes Ritter

Seit Beginn dieses Jahres können Unternehmen und Bürger ihre Steuern bis zu einem Betrag von 100.000 Franken mit Bitcoin oder Ether bezahlen. „Als Heimat des Crypto Valleys ist es uns wichtig, den Einsatz von Kryptowährungen im Alltag zu fördern und zu vereinfachen“, begründete der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler diesen Schritt.

Wer dieses Angebot nutzen will, dem stellt die Finanzbehörde per Mail den dafür notwendigen QR-Code zu. Abgewickelt werden die Zahlungen, die sogleich in Franken umgewandelt werden und daher keine Risiken für den Staatssäckel bergen sollen, durch den lokalen Dienstleister Bitcoin Suisse.

Eine verteilte Datenbank

Die Offenheit der lokalen Behörden für die schöne neue Krypto-Welt hat zu einem regelrechten Ansiedlungs-Boom im Kanton Zug beigetragen, der schon im Jahr 2014 einsetzte – damals ließ sich Vitalik Buterin dort nieder, der Erfinder der nach Bitcoin bekanntesten Krypowährung Ethereum. Entscheidend war jedoch der liberale Regulierungsansatz: Die ambitionierten Digital-Pioniere konnten problemlos ihre „Initial Coin Offerings“ (ICO) lancieren und so viele Millionen Dollar oder Franken einsammeln, um ihre Vorhaben zu finanzieren.

Allerdings haben sich etliche Anleger mit dem Kauf sogenannter Token, einer Art virtueller Gutscheine, die Finger verbrannt, weil sie flott dahingezimmerten, aber nicht tragfähigen Blockchain-Geschäftsmodellen folgten oder auf Betrüger hereinfielen. Eine Blockchain ist eine verteilte Datenbank, auf der Transaktionen oder Verträge verschlüsselt und damit fälschungssicher sowie ohne Mitwirkung einer zentralen Instanz wie etwa einer Bank gespeichert werden.

Auch wegen der Anlageskandale und der schwarzen Schafe in dieser Branche ist die Regulierung inzwischen verschärft worden. Der ICO-Hype ist vorbei. „Ein fünfseitiger Business-Plan und eine farbige Website reichen nicht mehr aus“, sagte Mathias Ruch im Gespräch mit der F.A.Z. schon im vergangenen Jahr. Ruch ist Gründer und Chef der Zuger Investmentgesellschaft Crypto Valley Venture Capital (CVVC), die auf die Beteiligung an Jungunternehmen spezialisiert ist, deren Geschäfte auf der Blockchain-Technologie aufsetzen.

Nach einer Marktbereinigung im Jahr 2018 seien viele neue Start-ups in die Schweiz gekommen. „Alle Kennzahlen deuten nach oben“, sagte Ruch. Die Zahl der Unternehmen, die sich in der Schweiz und Liechtenstein mit der Blockchain-Technologie befassen, sei im ersten Halbjahr 2020 auf 919 gestiegen, immerhin 77 mehr als Ende 2019. Davon seien 439 im Kanton Zug, 161 in Zürich, 84 in Liechtenstein, 49 in Genf und 44 im Tessin angesiedelt. Die 50 größten Unternehmen brachten es seinen Angaben zufolge Mitte 2020 auf 36 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung, wobei das Gros dieser Summe auf Ethereum entfiel.

Im September vergangenen Jahres stimmte das Parlament in Bern „der Anpassung des Bundesrechts an Entwicklungen der Technik verteilter elektronischer Register“ zu. Damit fallen von diesem Jahr an etliche rechtliche Hürden für Anwendungen der „Distributed Ledger Technology“ (DLT) weg. Diese ermöglicht eine gemeinsame Datenverwaltung und Buchführung mit Teilnehmern, die einander nicht kennen, sowie einen direkten, elektronischen Transfer von Werten innerhalb dieses Netzwerks. Eine zentrale Instanz wie eine Bank braucht es in diesem System nicht. Mit dem neuen Regelwerk verfügt die Schweiz nach Einschätzung Ruchs über die fortschrittlichste Blockchain-Regulierung der Welt.

Die Eidgenossenschaft ist im Umgang mit neuen Technologien freilich längst nicht immer so aufgeweckt wie im Crypto Valley. „Die Schweiz hat die Digitalisierung komplett verschlafen“, monierte Ruch und erinnerte daran, dass das World Wide Web einst im Genfer Forschungszentrum Cern entstand. Trotz der starken Akademisierung und der großen Finanzkraft im Land habe man daraus ökonomisch kaum etwas gemacht.

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