Nachrichten

#Süßes für die Krise

Süßes für die Krise

Nicht nur zur Weihnachtszeit arbeiten in der Süßwarenindustrie in Deutschland etwa 50.000 Menschen. Die Pandemie bereitet ihnen Sorgen.

151 Millionen Weihnachtsmänner aus Schokolade waren es in diesem Jahr. So viele haben die Süßwarenhersteller in Deutschland als Beilage zu Geschenken, für Kaffeekränzchen und alle anderen weihnachtlichen Gelegenheiten zum Naschen produziert. Rund ein Drittel davon geht ins Ausland, denn auch in Kanada, den Vereinigten Staaten und sogar Australien sind deutsche Schoko-Weihnachtsmänner beliebt, heißt es vom Bundesverband der Süßwarenhersteller. Schätzt man, dass jeder der Weihnachtsmänner durchschnittlich zwei Zentimeter dick ist, ergäbe das einen Turm von mehr als 3000 Kilometer Höhe – der dann einer Reihe von Navigationssatelliten in den Weg käme. Doch so hoch er auch wäre: Er ist niedriger als im Vorjahr. Denn in diesem Jahr wurden 1,3 Prozent weniger Schoko-Weihnachtsmänner hergestellt, vermeldet der Bundesverband BDSI.

Das scheint erst mal nicht besonders dramatisch. Doch das Weihnachtsgeschäft ist neben dem Ostergeschäft für Süßwarenhersteller die wichtigste Zeit des Jahres, der Dezember in der Regel der umsatzstärkste Monat. Angesichts der Absage von Weihnachtsmärkten und persönlichen Treffen, zu denen man Süßigkeiten mitbringen würde, leiden die Fabrikanten von Naschwerk besonders unter der Corona-Pandemie. „Dieses Jahr wird spannend – es gibt Licht und viel Schatten“, sagt eine Verbandssprecherin. Wobei „Licht“ lediglich bedeutet, dass einige Unternehmen Umsatzverluste hätten abwenden können, wie sie konkretisiert – alles in allem sei die Lage schwierig.

Die mittelständisch geprägte Süßigkeitenbranche beschäftigt in Deutschland 50.000 Mitarbeiter. Sie ist generell ein Wirtschaftszweig, der nicht an viel Veränderung gewöhnt ist. Die Deutschen essen im Jahr etwa 30 Kilo Süßwaren, Knabberartikel und Eis pro Person – und diese Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren bis auf hundert Gramm gleich geblieben. Von den 670 Kilogramm Lebensmitteln (ohne Getränke), die jeder Deutsche statistisch gesehen im Jahr verzehrt, sind das konstant knapp 5 Prozent. Ebenso haben sich auch die Umsätze der Hersteller kaum verändert, zumindest bis jetzt.

Dabei sah es im Frühjahr zunächst so aus, als könnten gerade Produzenten von Naschereien und Snacks von der Pandemie profitieren. In einer Umfrage unter 1700 Menschen Anfang August gab ein Fünftel der Befragten an, mehr dieser Lebensmittel zu naschen. Auch das Fachblatt „Lebensmittelzeitung“ berichtete, dass Händler mit Marken der Unternehmen Intersnack (Funny-Frisch und Chio-Chips, Pom-Bär sowie Ültje Erdnüsse), Lorenz (unter anderem Crunchips und Nic Nacs) und Bahlsen (Butterkekse) zwischen Januar und August 20 Prozent mehr Umsatz erzielt hätten als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch Ritter-Sport-Schokolade und Süßigkeiten von Storck (Nimm 2, Merci, Werther’s Original) und Mondelez (unter anderem Milka-Schokolade) hätten sich besser verkauft als im Vorjahr. „Einige Massenhersteller von Schokolade, Süßgebäck und salzigen Snacks erleben auf dem deutschen Markt einen Aufschwung von historischem Ausmaß“, konstatierte die Zeitung.

Tatsächlich zeigt der Iri-Süßwarenmonitor, eine breit rezipierte Branchenstudie, dass zwischen Januar und August im Handel teilweise deutlich mehr Schokolade, salzige Snacks und Süßigkeiten gekauft wurden und die Umsätze entsprechend stiegen. Eine ähnliche Erhebung des Marktforschungsunternehmens Nielsen kommt zu vergleichbaren Ergebnissen.

Doch der Süßwaren-Bundesverband verweist darauf, dass den Herstellern zugleich ein großer Teil des wichtigen Exportgeschäfts weggebrochen sei; mehr als die Hälfte der in Deutschland produzierten Süßwaren gingen normalerweise ins Ausland. In diesem Jahr hätten zwei Drittel der Branche weniger Ware ins Ausland verkaufen können als im Vorjahr. Zugleich seien in der Produktion neue Kosten entstanden, weil Fabriken auf strengere Hygienevorschriften hätten umgebaut werden müssen. Generell habe der Verkaufspunkt über Wohl und Wehe der einzelnen Hersteller entschieden, heißt es vom BDSI: Die Unternehmen, die ihre Naschereien hauptsächlich über den Einzelhandel verkauften, seien vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Diejenigen, deren Süßwaren und Snacks meist auf Volksfesten, an Bahnhöfen, Flughäfen oder in Kinos verkauft würden, hätten dagegen ein sehr schweres Jahr gehabt.

Zumindest für die Schokoladenhersteller ist der deutsche Markt allerdings ein besonders wichtiger Markt, denn die Deutschen essen mehr Schokolade als alle anderen Europäer. Konkurrenten für den Titel des Schokoladen-Europameisters sind die Schweizer, was angesichts dort beheimateter Marken wie Lindt, Nestlé oder Toblerone nicht verwundert. Dahinter folgen Großbritannien und mehrere nordeuropäische Länder. Am wenigsten Schokolade wird im Südosten des Kontinents gegessen. Angesichts des Pro-Kopf-Konsums hierzulande ist es wenig überraschend, dass Tafelschokolade die beliebteste Süßigkeit der Deutschen ist.

Auch Schokoriegel, Knabberartikel mit Schokolade und Pralinen stehen hoch im Kurs. Platz zwei der beliebtesten Süßigkeiten in Deutschland erobert allerdings das Kaugummi. Am wenigsten gern greifen die Deutschen hingegen zu Lakritz, Kaubonbons und – ob seiner häufigen Nähe zu Schokolade eher überraschend – Marzipan. Die Dominanz von Tafelschokolade und Kaugummi war in den vergangenen Jahren sogar noch stärker, erst im Jahr 2018 rückten die übrigen Süßigkeiten wieder an die beiden Spitzenreiter heran. Fruchtgummi, für das mit Haribo eines der größten Süßwarenunternehmen Deutschlands bekannt ist, liegt zurzeit auf Platz 4 der beliebtesten Naschereien.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!