Nachrichten

#„Wir müssen drei Krisen gleichzeitig beherrschen“

„„Wir müssen drei Krisen gleichzeitig beherrschen““

Herr Schuster, muss sich Deutschland für einen Krieg wappnen?

Schon immer, ja, auch ungeachtet der aktuellen Lage. Das Bewusstsein für diese Gefahr war Jahrzehnte nicht vorhanden. Bis vor zwei Jahren wurde das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit der Forderung nicht ernst genommen, wenn wir nationale Reserven für das Land forderten oder die Bürgerinnen und Bürger aufriefen, eine Notfallreserve für zehn Tage anzulegen.

Welche Reaktionen bekommen Sie nun?

Wir sehen einen gewaltigen Stimmungswechsel. Wir müssen gerade drei Krisen gleichzeitig beherrschen: Corona, Hochwasser, den Krieg in der Ukraine. Das ist das, was wir eine Mehrfachlage nennen. Davor hat meine Behörde immer gewarnt und wurde auch dafür belächelt. Jetzt hat sich die Mentalität komplett geändert. Es gibt eine neue Ernsthaftigkeit bei der Frage, wie sind wir eigentlich wirklich im Bevölkerungsschutz, im Zivilschutz aufgestellt?

Was ist nötig, um den Zivilschutz in Deutschland fit zu machen?

Es genügt nicht, dass wir unsere militärischen Fähigkeiten für die äußere Sicherheit ertüchtigen. Ein Land, das sich in zivilen Krisen stark auf die Bundeswehr stützt, verliert einen entscheidenden Partner, wenn die Bundeswehr im eigenen Auftrag unterwegs ist. Reicht das Potential des Technischen Hilfswerks, der Hilfsorganisationen und der haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer? Und wie lange halten sie durch? Die Modernisierung unserer militärischen Verteidigung muss im Gleichklang erfolgen mit der Modernisierung der Zivilverteidigung. Konkret bedeutet das: Wir brauchen Investitionen von mehreren Milliarden in den Schutz der Bevölkerung.

Lässt prüfen, wie viele Schutzräume es für den Fall der Fälle gibt: Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe


Lässt prüfen, wie viele Schutzräume es für den Fall der Fälle gibt: Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
:


Bild: dpa

Im Haushaltsentwurf sind 100 neue Stellen vorgesehen. Genügt das erst mal?

Wir werden jetzt geradezu überrollt von Erwartungen und Anforderungen, für die wir bisher nie die Ressourcen bekommen haben. Wir haben eine führende Beratungsgesellschaft beauftragt, die anhand der bestehenden Aufträge und der künftigen Aufgaben unseren Bedarf ausgerechnet hat. Das Ergebnis: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katas­trophenhilfe müsste eigentlich deutlich mehr Beschäftigte haben als die 400, die es momentan sind. Deshalb sind die 100 Stellen Aufwuchs ein Starterpaket, aber nicht ausreichend. Wir haben noch Hoffnung auf das parlamentarische Verfahren. Ich werbe bei den Abgeordneten für eine weitere Aufstockung.

Im Katastrophenfall müssen Sie die Menschen warnen. Läuft das immer noch über Sirenen?

Wir sprechen von einem Warnmix aus analogen und digitalen Mitteln. Dazu gehört die Sirene in der Hosentasche, also unsere Warn-App NINA, außerdem öffentliche Informationstafeln, Rundfunk und Fernsehen. Das Cell Broadcast System, mit dem Behörden alle Handynutzer in einem bestimmten Gebiet erreichen können, wollen wir bis Ende des Jahres realisiert haben. Auch die klassische Sirene ist noch wichtig: Für Krisen von nationaler Bedeutung müssen Bund und Länder aber massiv in einen flächendeckenden Ausbau moderner notstromfähiger Sirenen investieren. Ausreichende Finanzmittel gibt es dafür noch nicht.

Brauchen wir neue Schutzräume?

Bund und Länder prüfen gerade, welche Schutzräume es noch gibt. Und wir entwickeln jetzt Konzepte, wie künftig ein effektiver baulicher Bevölkerungsschutz aussehen kann. Viele Menschen können auch in ihrem Haus in den Keller gehen. Über die Schweiz hört man, sie hätte 100 Prozent Abdeckung an Schutzräumen. Sehr viele dieser Räume sind in Privathäusern.

Das heißt, Sie arbeiten mit Szenarien, in denen sich Menschen hierzulande vor Bomben schützen müssen?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!