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#Ein bedeutendes Paralleluniversum in den USA

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Ein bedeutendes Paralleluniversum in den USA

Bei seiner Begegnung mit dem Papst in der vergangenen Woche im Vatikan war der 78 Jahre alte amerikanische Präsident ganz auf Small Talk eingestellt. So offerierte Joe Biden – von Katholik zu Katholik – gegen Ende der Audienz dem sechs Jahre älteren Franziskus eine kleine Anekdote aus der Sportgeschichte seines Heimatlandes. Die Hauptfigur: der afroamerikanische Baseball-Pitcher Satchel Paige, dem eine erstaunlich lange Karriere beschert war.

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„Üblicherweise lässt bei Pitchern mit 35 die Kraft im Wurfarm nach“, sagte Biden in einer Anspielung auf das stattliche Alter der beiden Amtsträger. „Aber er gewann sogar noch an seinem 47. Geburtstag.“ Die Fragen von Reportern angesichts der ungewöhnlichen Leistung habe der Baseball-Profi mit einem denkwürdigen Satz retourniert: Für ihn sei Alter nur eine Zahl.

Paige ist nicht der einzige schwarze Baseball-Spieler, der es zu einem derartigen Legendenstatus gebracht hat. Allerdings sind von den anderen nur wenige im öffentlichen Bewusstsein derart fest verankert. Zu ihnen gehört auf jeden Fall Jackie Robinson, der 1947 bei den Brooklyn Dodgers als erster Afroamerikaner einen Vertrag in der bis dahin rein weißen obersten Liga, genannt Major League Baseball (MLB), erhielt. Oder auch die beiden Homerun-Spezialisten Willie Mays und Hank Aaron, die in den Fünfzigerjahren dazu beitrugen, allmählich die Spuren der jahrzehntelangen Rassentrennung im amerikanischen Sport zu verwischen.

Separierte Existenz

Tatsächlich gab es schon vorher Ausnahmekönner wie den sprint- und fangstarken Oscar Charleston, dessen Talent von sehr respektierten weißen Zeitgenossen wie Honus Wagner schon damals gewürdigt wurde: „Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich dabei war, die besten Spieler gesehen, aber noch niemanden, der besser war als Charleston.“

Der Grund für die mangelhafte Wertschätzung: Charleston spielte im Laufe seiner Profikarriere zwar zwischen 1920 und 1941 für mehrere Mannschaften unter anderem in Indianapolis, Pittsburgh, Harrisburg und Toledo. Aber diese Teams, für die insgesamt mehr als 3000 Baseball-Profis im Einsatz waren, existierten notgedrungen in einem eigenen Universum: in den sogenannten Negro Leagues. Das weiße Amerika praktizierte Rassentrennung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Auch im Sport.

Es dauerte Jahrzehnte, ehe 2006 mit der Aufnahme einer Gruppe namhafter schwarzer Spieler in die Hall of Fame in Cooperstown, ein Museum und halbamtliches Repositorium für die Geschichte der Sportart, der Versuch unternommen wurde, das schiefe Bild zumindest ein wenig zu korrigieren. Bis dahin war dies ausschließlich das Anliegen des Negro Leagues Museum in Kansas City gewesen, einer privat finanzierten Einrichtung, die 1990 von ehemaligen Spielern der Kansas City Monarchs auf die Beine gestellt worden war.

Im vergangenen Jahr ging man sogar einen Schritt weiter: Die Profiliga wertete die insgesamt sieben Negro Leagues auf und gab ihnen nachträglich den Status „Major League“. Wozu gehörte, die statistischen Informationen über deren Begegnungen zwischen 1920 und 1948 in das Gesamtverzeichnis zu übernehmen. „Aus historischer Sicht ist das außerordentlich wichtig“, sagte Bob Kendrick, der Chef des Negro Leagues Museum, der hinter den Kulissen zu einem einflussreichen Sachwalter geworden ist. „Für uns ist es ein zusätzlicher Beweis dafür, wie bedeutend die Negro Leagues waren, sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb.“

Die Geschichten rund um das Leben und die sportlichen Leistungen der schwarzen Spieler in Erinnerung zu halten sei „immer noch wichtig“. Denn die ließen sich schließlich nicht anhand von Statistiken vermitteln. Sein Museum ist auch keine sportfixierte Einrichtung, sondern vermittelt gesellschaftlichen Kontext, wozu die Beschreibung der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse gehört, unter denen die Ligen arbeiten mussten.

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Die weißen Besitzer amerikanischer Banken gaben Team-Managern nur selten Kredite, um ihren Betrieb zu finanzieren, geschweige denn eigene Stadien zu bauen. Sie konnten allenfalls existierende Anlagen mieten. So wie das Yankee Stadium, wo ab 1933 mehrere Mannschaften ihre Begegnungen austrugen, wenn die Hausherren zu Auswärtsspielen unterwegs waren.

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