Bruce Springsteen und Steven Van Zandt über Trump

Inhaltsverzeichnis
Der Zeitpunkt scheint günstig: Kurz bevor am Mittwoch in Manchester die diesjährige Europa-Tournee von Bruce Springsteen und seiner E Street Band beginnt, hat deren Sous-Chef Steven Van Zandt, auch als „Little Steven“ bekannt und eine Art Blutsbruder Springsteens, ein Interview gegeben. Dem deutschen „Playboy“ sagte er, es sei „offensichtlich, dass Bruce und ich nicht im Trump-Lager übernachten“. Deshalb habe die Band in Amerika in den letzten Jahren die Hälfte des Publikums verloren.
Und noch einen bemerkenswerten Satz sagte er: Der Trumpismus sei heute stärker als der Rock’n’Roll. Auch deshalb blicke Van Zandt mit Vorfreude auf die Konzerte in Europa. Das mag man als nicht allzu subtiles Umgarnen der europäischen Fans, vielleicht auch als Einrennen offener Türen betrachten, und trotzdem ist es von erfreulicher Klarheit, wenn man auf die vielfach in Schockstarre verharrende (Pop-)Kulturszene in den Vereinigten Staaten blickt, die, sofern sie auch nur irgendwie abhängig von staatlicher Förderung ist, derzeit sehr viel zu verlieren hat und teils auch schon verliert.
„Irgendwann im Leben musst du eine Entscheidung treffen“
Aber selbst für Stars, die von ihrer verkauften Musik und von Ticketverkäufen leben, ist die Positionierung gegen die Regierung, gegen Republikaner oder gegen bestimmte Überzeugungen von jeher gefährlich, man erinnere sich etwa an die Dixie Chicks, die mit Kritik an George W. Bush ihre Karriere killten. Nun kann man sagen: Wer so viele Fans hat wie Springsteen, kann es auch verknusen, die Hälfte davon zu verlieren, es sind dann immer noch genug. Zumal Van Zandt ja nur eine Einschätzung, keine Statistik geliefert hat. Und vielleicht gibt es ja, denkt man an die schon immer sehr differenzierte Sicht Springsteens auf sein Heimatland (emblematisch: das kritische, dabei hymnisch vorgetragene Lied „Born in the U.S.A.“), auch noch ein paar Fans, die ebenfalls differenzieren.
Dennoch klingt mutig, was Van Zandt noch hinzufügte: „Irgendwann im Leben musst du die Entscheidung treffen, ob du ein ehrlicher Künstler sein willst, der auch ein Bürger dieses Landes ist mit all seinen Verantwortlichkeiten, oder du willst ein reicher Entertainer sein und tun, was jeder erfolgreiche Entertainer in der Geschichte getan hat, wenn er Geld verdienen will: Politik und Religion vermeiden.“ Für einen Weltstar leichter zu sagen als für unbekannte Künstler, aber vorbildlich, bedenkt man etwa im Vergleich das opportunistische Lavieren von Stars wie Taylor Swift. In der Entschiedenheit erinnert Van Zandt dabei auch an die haltungsstarke Zeit der Folk-Bewegung, etwa an das Lied „Which Side Are You On?“.
Was Springsteen selbst betrifft, so hat er es schon im Wahlkampf 2024 an Klarheit nicht mangeln lassen: Er sagte in einer Videobotschaft, Donald Trump sei der gefährlichste Anwärter auf das Amt des amerikanischen Präsidenten in seiner Lebenszeit, Trump sei im Herzen unamerikanisch. Dieses Video, aufgenommen in einem klassischen amerikanischen „Diner“ am Straßenrand, hatte selbst präsidiale Anmutung. Obamas legendärer Satz über Springsteen, „Ich bin der Präsident – aber er ist der Boss“, muss ja nicht ewig Bestand haben. Warum nicht irgendwann Springsteen for president und Little Steven als Vize?
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.