#CDU-Totalsanierung: Konsequenz aus dem Wahldebakel

Stunde null: Mit dem Beschluss, auf einem Sonderparteitag die komplette Führung neu zu wählen, zieht die CDU die größtmögliche Konsequenz aus der Wahlniederlage vor zwei Wochen. Die Entscheidung für einen Neuanfang ist mittlerweile aber auch der einzige Erfolg versprechende Weg aus der tiefen Krise der Partei.

Schuld am Wahldebakel haben schließlich nicht nur der Kandidat und jene, die ihn unterstützten. Verantwortung tragen auch jene in Ost und West, die im Wahlkampf lieber „Söder“ säuselten, als für Laschet zu kämpfen. Und auch der Generalsekretär wird sich im Zuge der von ihm angekündigten „brutal offenen“ Aufarbeitung der Fehler fragen lassen müssen, ob in der Kampagne nicht vieles hätte besser laufen müssen.

Wird auch Merkels Rolle durchleuchtet?

Das derzeit größte Problem, die fehlende Geschlossenheit, will die CDU durch mehr Basisdemokratie lösen. Eine Konferenz der Kreisvorsitzenden soll Vorschläge für eine stärkere Beteiligung der Parteimitglieder machen. Auch Mitgliederbefragungen führen freilich nicht automatisch dazu, dass in zerstrittenen Parteien der ewige Friede ausbricht. Die Basis hat zwar immer recht. Doch auch ihre Entscheidungen können knapper ausfallen, als mancher der Diadochen sich das erhofft.

Bei der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden geht es um den künftigen Kurs der Partei, von dem es gerade nach diesem Wahlausgang unterschiedliche Vorstellungen gibt. Diese Differenzen werden nicht mehr von einer Kanzlerin verdeckt, die Programmatik durch Pragmatik ersetzt hatte. Wird auch Merkels Rolle durchleuchtet werden, wenn die Partei ihre Vergangenheit zu bewältigen versucht?

Ausreichend Zeit dazu sollte die CDU in der Opposition haben. Mit der Entscheidung zur Totalsanierung nimmt sie sich endgültig aus dem Rennen darum, wer Deutschland in den nächsten vier Jahren regiert. Die Partei ist vollauf mit sich selbst beschäftigt und wird bis zur Neuwahl nur von „lahmen Enten“ geführt. Das hat Folgen auch für die Ampel-Verhandlungen: Der Sanierungsfall CDU verschlechtert die Verhandlungsposition der FDP.