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Zurück aufs Feld

Langsam stieg die Sonne hinter den Bergen empor. Ein kühler Wind wehte mir um die Nase, als ich mich auf meinen Wagen setzte, um die ersten Erdbeeren des Jahres zu ernten. Gebückt begann ich meine Suche nach den schönsten roten Früchten auf einem riesigen Erdbeerfeld. Obwohl es erst sechs Uhr morgens war, war die Stimmung ausgelassen: Einer meiner Kollegen sang vor sich hin, ein anderer verkündete stolz, er habe soeben die größte Erdbeere aller Zeiten gefunden – und ich dachte mir: Wie absurd, dass ich tatsächlich hier bin.

Während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahre habe ich mich spontan entschieden, nicht länger isoliert in meiner WG in der Großstadt zu sitzen – und bin auf einen Obsthof am Bodensee gezogen, um dort als Erntehelferin zu arbeiten. Ein paar Zweifel hatte ich durchaus, als ich mich wenige Tage später mit der Bahn auf den Weg machte. Was mache da eigentlich? Und würde ich das körperlich überhaupt schaffen? Doch spätestens als ich abends von meinem Balkon der Mitarbeiterwohnung, die ich mir mit anderen Erntehelfern teilte, Richtung Schweizer Alpen blickte, wusste ich: Genau das brauche ich gerade.

Mit zehn weiteren Erntehelfern ging es am nächsten Tag direkt aufs Feld. Die meisten waren wie ich eigentlich Studenten, außerdem halfen ein paar Kurzarbeiter aus der umliegenden Gastronomie mit. Die Gastarbeiter aus Osteuropa, die normalerweise die Erntearbeit übernehmen, konnten wegen der Corona-Pandemie nicht einreisen. Ich muss zugeben: Zuvor hatte ich wenig darüber nachgedacht, wer meine Erdbeeren eigentlich erntet, die ich sonst auf dem Markt kaufe. Auf dem Feld lernte ich schnell, wie viel Arbeit dahintersteckt. Und wie abhängig wir von einer intakten Natur sind.

Ich konnte die Früchte meiner Arbeit sehen

Die Tage auf dem Hof waren lang und begannen mit dem Sonnenaufgang: Von 6 bis 12 Uhr wurde geerntet, dann gab es eine gemeinsame Mittagspause. Nachmittags standen unterschiedliche landwirtschaftliche Arbeiten an – zum Beispiel Tomaten im Gewächshaus anbinden oder Regenschutz für die Kirschbäume anbringen. Manchmal half ich auch im Hofladen oder der Marmeladenküche aus. Die Abende ließ ich meistens mit meinen Mitbewohnern bei Sonnenuntergängen am See ausklingen. Besonders nach schweren Arbeitstagen mit Schmerzen in den Füßen und im Rücken war das eine schöne Belohnung.

Überhaupt hatte ich am Ende des Tages das Gefühl, etwas geschafft zu haben und konnte die Früchte meiner Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes sehen. Das Ernten empfand ich schon bald als beinah meditativ, und den Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten mitzuerleben faszinierte mich: Auf die Erdbeeren folgten Kirschen, Himbeeren, Brombeeren, Tomaten, Aprikosen, Paprika, Gurken, Kürbisse. Einen Tag in der Woche hatte ich frei. Den ließ ich meistens ruhig angehen, habe gelesen und mich gemütlich an den See gelegt – mein Körper brauchte die Pause.

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Donnerstags um 12.00 Uhr

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