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#Chaostage bei McKinsey

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Chaostage bei McKinsey

Es ist ein Führungswechsel von historischer Dimension: Die Unternehmensberatung McKinsey wird künftig nicht mehr von Kevin Sneader geführt. Nach nur einer der für McKinsey typischen Drei-Jahres-Amtszeiten wird er seinen Posten als „Global Managing Partner“ verlieren. Das kommt in dem traditionsreichen amerikanischen Unternehmen sehr selten vor. Wer es einmal auf diesen Spitzenposten schafft, kann sich dort üblicherweise für mindestens eine weitere Amtszeit halten.

Roland Lindner

Tillmann Neuscheler

Sneaders Vorgänger Dominic Barton war neun Jahre im Amt, und es ist 45 Jahre her, dass einem McKinsey-Chef eine zweite Amtszeit verweigert wurde. Über die Besetzung des Spitzenpostens entscheiden die rund 650 Seniorpartner, das Verfahren wird oft mit einer Papstwahl verglichen. Sneader hat es dabei nun nicht einmal in die Endauswahl geschafft. Medienberichten zufolge sind Bob Sternfels aus der Niederlassung in San Francisco und Sven Smit, der in Amsterdam sitzt, die beiden Finalisten.

Sneaders Abwahl kommt inmitten einer turbulenten Zeit für McKinsey. Die Berater wurden in den vergangenen Jahren von einer Serie von Skandalen erschüttert, die Fragen nach ihren ethischen Maßstäben aufwarfen. Eine der unrühmlichsten Episoden fand vor wenigen Wochen ihren Höhepunkt. In einem außergerichtlichen Vergleich erklärte sich das Unternehmen zur Zahlung von 573 Millionen Dollar bereit und legte damit Klagen bei, die sich um seine Rolle in der Opioid-Krise drehten. McKinsey half Herstellern solcher Schmerzmittel, die in den Vereinigten Staaten für Hunderttausende von Überdosis-Toten verantwortlich gemacht werden, bei der Vermarktung.

Der unangebrachte Turbolader

Warum Sneader nun sein Amt verlieren wird, ist nicht ganz klar. Die Serie von Negativschlagzeilen lädt zwar zu Zweifeln an seinem Krisenmanagement ein, andererseits hatten viele der Skandale ihren Ausgangspunkt, bevor er 2018 die Führung übernahm. Aus dem Umfeld des Unternehmens ist zu hören, mit dem Führungswechsel werde ein Signal für einen Erneuerungskurs gegeben. Allerdings hat sich Sneader zumindest ein Stück weit selbst als Reformer gegeben. Er versprach mehr Transparenz und verordnete dem Unternehmen strengere Regeln bei der Auswahl von Kunden. Dazu gehört es zum Beispiel, nicht mit Geheimdiensten und bestimmten anderen Regierungsstellen in nicht-demokratischen Ländern zusammenzuarbeiten. Manche Medienberichte legen nun den Schluss nahe, Sneader sei nach Auffassung einiger Partner zu weit gegangen. Im „Wall Street Journal“ heißt es zum Beispiel, die neue Vorgabe, die Zusammenarbeit mit umstrittenen Kunden absegnen lassen zu müssen, werde von einigen Partnern als Eingriff in ihre Autonomie gewertet. Manche Partner seien auch der Meinung gewesen, Sneader habe sich in der Opioid-Affäre zu sehr in die Defensive drängen lassen.

Historisch abgewatscht: Kevin Sneader muss nach nur einer Amtszeit an der Spitze schon wieder Platz machen.


Historisch abgewatscht: Kevin Sneader muss nach nur einer Amtszeit an der Spitze schon wieder Platz machen.
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Bild: Francois Bouchon/Le Figaro/laif

Freilich wogen die Vorwürfe hier auch besonders schwer: In einer Klageschrift gegen Purdue hieß es schon vor zwei Jahren, die Pharma-Manager hätten McKinsey angeheuert, um herauszufinden, wie man Ärzte dazu bringt, das opioidhaltige Schmerzmittel Oxycontin vermehrt zu verschreiben. McKinsey hat sich auf die Zusammenarbeit eingelassen, obwohl Purdue sich schon 2007 in einem Vergleich schuldig bekannt hatte, das Suchtrisiko des Mittels verharmlost zu haben. Laut Klageschrift soll McKinsey Pläne entworfen haben, den „Turbolader“ zu zünden, um die Verkaufszahlen der Pillen anzukurbeln, die Berater hätten sogar vorgeschlagen, Vertriebspartner von Purdue Rabatte für Überdosis-Fälle zu geben.

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