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#Charme als Weisheit

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Charme als Weisheit

Der typische junge Schauspieler spricht seine stärksten Sätze gern als verheißungsvolle Selbstankündigungen; der typische alte Meister dagegen zieht auch mit müde hingenuschelten Nebenbemerkungen dauernd Lebens- und Schaffensbilanz. Bei Christopher Plummer aber war‘s umgekehrt: Als stattlicher Mittdreißiger Kapitän von Trapp im von Robert Wise inszenierten Rodgers-und-Hammerstein-Musical-Familienkuchen „The Sound of Music“ („Meine Lieder, meine Träume“, 1965) legte er jeden Satz, den man ihm anvertraut hatte, als Aufforderung aus, seine Rolle und ihren Sinn zusammenzufassen, während er fast ein halbes Jahrhundert später als Prospero in Des McAnuffs hybrid zwischen Bühnenstück und Film inszenierter Version von Shakespeares „Sturm“ 2010 das Stückfinale dazu nutzte, den Greis, den er spielte, als erstes Kind einer künftigen Epoche und Vorentwurf einer neuen Menschlichkeit zu präsentieren, statt als Ende einer alten.

Dietmar Dath

Dem 1929 in Toronto geborenen kanadischen Star ist gelungen, was sich Facharbeiter meist vergeblich wünschen: Er wurde immer besser – in Rian Johnsons Krimigroteske „Knives Out“ (2019) zum Beispiel darf er zwar nichts weiter machen außer Sterben und Totsein, aber selbst damit überragt er die in diesem Film ausnahmsweise mal ziemlich lustige Hollywoodelite (von Daniel Craig bis Jamie Lee Curtis) um mindestens einen Spitzenwitz, den sein Alters-Markenkernkennzeichen, das famose Augenfunkeln zwischen all den vertikalen und horizontalen Falten und Fältchen im edlen Veteranenantlitz, zur schönsten Geltung bringt.

Hin sind meine Zauberein

Angefangen hat Plummer auf der Bühne und im Fernsehen, unter engen Bedingungen also, die ihn Tricks lehrten, mit denen er sich dann in größeren Welten, etwa dem Kosmos der Raumschiff-Enterprise-Saga („Star Trek VI“, 1991) oder dem noch geräumigeren des Charles Dickens („Nicholas Nickleby“, 2002), mühelos Positionen eroberte.

Der Durchbruch: Mit Julie Andrews als Fräulein Maria in „The Sound of Music“, 1965.



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Schauspieler
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Zum Tod von Christopher Plummer

Ein „Charmeur“ ist einer, dem man alles verzeiht und alles erlaubt; bei Plummer aber fand sich Charme zu Weisheit veredelt, weil er wusste, dass im Schauspielfach Alleskönnen nicht Allesdürfen heißt: Du musst dem Drama dienen, mit deiner Naturbegabung so gut wie mit dem, was du unterwegs handwerklich lernst. Plummer war ein großer Diener in diesem Wortsinn –  dass er den längst verdienten Oscar 2012 schließlich für eine sogenannte Nebenrolle bekam (in „Beginners“ von Mike Mills), drückt das wohl stimmig aus.

Bei Shakespeare sagt Prospero zum Schluss, auf Deutsch von Schlegel neugeschaffen: „Hin sind meine Zauberein;/ Was von Kraft mir bleibt, ist mein“.  Die erlernten Tricks werden von einer so langen Karriere, wie Plummer sie erleben durfte, irgendwann alle abgewaschen oder verbrannt. Am Ende bleibt, was schon beim ersten Auftritt sein eigen gewesen sein muss: Charme, Geist und Witz. Am Freitag ist Christopher Plummer einundneunzigjährig in Weston, Connecticut, gestorben.

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