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#Chinas Wachstum lockt Anleger

Chinas Wachstum lockt Anleger

In Peking hat vor wenigen Tagen der Nationale Volkskongress den neuen Fünfjahresplan abgenickt. Die traditionellen Fünfjahrespläne sind für das Land (innen)politisch sehr wichtig. Dieses Mal kam es zu einer Premiere: Zum ersten Mal wurde kein durchschnittliches Wachstumsziel für die kommenden fünf Jahre genannt.

Dies zeigt laut Experten, dass das Land seinen Kurs ändert und sich auf qualitatives Wachstum konzentriert, um den langfristigen Wohlstand des Landes in den Fokus zu nehmen. Das Fokussieren auf nackte Zahlen scheint in China erst einmal der Vergangenheit anzugehören. Für langfristig orientierte Anleger dürfte das Land daher umso interessanter werden.

China steht gut da. Als einziges G-20-Land kann die Volksrepublik ein positives Wirtschaftswachstum für 2020 vorweisen. Auch die Börse legte in den vergangenen Jahren ordentlich zu. „Es ist nicht vermessen zu konstatieren, dass Chinas Position im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsmächten noch nie so stark war wie heute“, stellt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan, fest.

Zu dieser Position verhilft auch künftig das Freihandelsabkommen RCEP, mit dem Asien die Vereinigten Staaten als führender Wirtschaftsraum ablösen dürften. „Vor allem China baut seine wirtschaftliche Stärke und seinen Einfluss aus – für Anleger ist das eine große Chance, die die wenigsten bislang erkannt haben“, sagt Nikolas Kreuz von der Invios Vermögensverwaltung. Die Zahlen zum Freihandelsabkommen RCEP sind auch durchaus beeindruckend: Mehr als 3,5 Milliarden Menschen aus 16 RCEP-Staaten, über die wiederum 40 Prozent des Welthandels laufen.

Hohe Schulden

China dürfte die Lokomotive des Freihandelsabkommen sein und stapelt zugleich tief, was die eigenen Wachstumszahlen angeht, meint Kreuz. Die OECD rechnet mit einem BIP von rund 8,5 Prozent für 2021. Bei Goldman Sachs geht man derweil sogar von einem zweistelligen Wachstum aus, während China selbst mindestens sechs Prozent als Ziel offiziell verkündete.

Unser Autor Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg.


Unser Autor Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg.
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Bild: Christoph Scherbaum

Tilmann Galler ist für Investments in China ebenfalls positiv gestimmt, rät aber gleichzeitig, auch als Anleger einige mögliche Risiken im Auge behalten. Dazu gehört etwa die hohe Verschuldung.

Die Staatsverschuldung Chinas ist 2020 auf 62 Prozent zum BIP gestiegen. Das sei zwar auf den ersten Blick nicht mit den 98 Prozent in der Eurozone oder den mehr als 130 Prozent der Amerikaner zu vergleichen. „Doch in der Summe mit dem hochverschuldeten Unternehmenssektor und den Privathaushalten steigt die Gesamtverschuldung der Wirtschaft auf 278 Prozent“, sagt Galler.

Bei aktuell 3 Prozent Zinsen sei der Schuldendienst nach seiner Einschätzung deshalb in China ein größeres Problem als in den Vereinigten Staaten mit 0,7 Prozent und der EU mit 0 Prozent. „Die Fiskalpolitik dürfte in den kommenden Jahren eher konsolidierend als expandierend sein. Damit könnte sich der chinesische Wachstumsvorsprung gegenüber den anderen großen Volkswirtschaften verringern – vorausgesetzt, dass die globalen Impfkampagnen erfolgreich sind“, stellt der Kapitalmarktexperte fest.

Eine zweite große Baustelle Chinas ist weiterhin die Beziehung zu Amerika. Denn China hat in der zweiten Jahreshälfte 2020 einen wahren Exportboom verbucht und der Handelsbilanzüberschuss stieg wieder in Richtung alter Bestmarken.

In der Folge konnte China die Vereinbarung mit Amerika über die Ausweitung der Importe aus den Vereinigten Staaten nicht erfüllen. „Dieser Umstand und der stärkere Fokus der Regierung Biden auf Nachhaltigkeit und Menschenrechte dürfte auch weiterhin einiges an Konfliktpotential zwischen den beiden Nationen bereithalten“, schätzt Galler.

Chinas Bösen mit Bewertungsabschlag

Trotz der beiden Risiken verweist Galler dennoch auf gute Anlegerchancen am chinesischen Aktienmarkt. Im vergangenen Jahr sei zwar das KGV des CSI 300 Index, der die beiden Börsen Schanghai und Shenzhen abbildet, auf 16 gestiegen, doch im Vergleich zu den Industrieländeraktien sei das immer noch ein Bewertungsabschlag von knapp 25 Prozent.

„Das kann durchaus gerechtfertigt sein, da die Gewinnerwartungen für chinesische Aktien für die kommenden zwei Jahre niedriger sind. Aber man darf nicht vergessen, dass der Ausblick in China aufgrund der besseren Covid-Situation stabiler ist als in den Industrieländern“, erläutert der Experte.

Ein für Anleger spannendes Thema dürfte in den nächsten Jahren auch Chinas Kehrtwende im Bereich der Klimaschutz-, Energie- und Mobilitätspolitik sein. Aktuell ist das Land der weltweit größte Emittent von Kohlendioxid und für etwa 28 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich.

Auf der anderen Seite steht China bereits für knapp ein Drittel der weltweit installierten Solarstromkapazität und bis 2060 kohlenstoffneutral werden. Dass die Chinesen, ehemals die Betreiber der Werkbank der Welt, dies schaffen, bezweifeln nur wenige, zumal sich das Land mittlerweile immer mehr zu einem der technologisch führenden Nationen auf dem Globus entwickelt.

Ehrgeizige Ziele

Chinas Regierung hat beispielsweise auch das ehrgeizige Ziel, den Anteil von Elektrofahrzeugen an den jährlichen Neuwagenverkäufen bis 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen. Aktuell liegt dieser Anteil nur bei 5,2 Prozent – und doch hat das Land schon heute mit 2,3 Millionen Elektrofahrzeugen den weltweit größten Bestand. Dass vom wachsenden Anteil von Elektrofahrzeugen nur Firmen wie Tesla oder VW profitieren werden, darf bezweifelt werden.

Wer als Anleger letztlich das Thema China langfristig angehen will, dürfte in den kommenden Jahren attraktive Anlagemöglichkeiten finden. Man sollte jedoch die genannten Baustellen des Landes wie Verschuldung und politische Risiken vor lauter Dollarzeichen in den Augen nicht gänzlich außer Acht lassen.

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