Wissenschaft

#Christine Aschbacher bleibt Akademikerin – Astrodicticum Simplex

Christine Aschbacher bleibt Akademikerin – Astrodicticum Simplex

Anfang des Jahres habe ich mich geärgert. Die damalige österreichische Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend – Christine Aschbacher – hat eine Magisterarbeit und eine Dissertation geschrieben. Was an sich nicht verwerflich ist. Was sie da aber abgeliefert hat, war höchst absurd. Wer möchte, kann das hier und hier nochmal nachlesen. Es wurde darüber diskutiert, ob Teile der Arbeit ein Plagiat sind. Sieht man sich die entsprechenden Belege an, dann kann man kaum anders als zu diesem Schluss zu kommen. Viel mehr als darum geht es aber um den Rest. Speziell die Dissertation von Aschbacher ist voll mit Sätzen, die schlicht und einfach keine Sätze sind.

Sowas zum Beispiel:

“Ziel der Dissertationsarbeit ist die Analyse der Führungsstile in innovativen Industrieunternehmen. Aufgrund der teilweise bewährten Führungsstile entsprechen die bisherigen Ergebnisse teilweise für Führungsstile oder Innovation in Industrieunternehmen.”

Oder sowas:

“‘Okay, fein. Du bist der Chef!’”, Sagt Branson. “Was mich ärgert ist, dass in 90 Prozent der Fälle, wie, was diese Person wirklich sagen will, ist: ‘Okay, dann, glaube ich nicht mit Ihnen einverstanden, aber ich werde rollen und tun es weil sie sagen mir zu. Aber wenn es nicht klappt werde ich der Erste sein, der daran erinnern, dass es nicht meine Idee.’”

Und es gibt VIELE Beispiele dieser Art. Sätze, bei denen man auf den ersten Blick sieht, dass sie völliger Quatsch sind. Sätze, die eigentlich niemals in einer Diplom- oder Doktorarbeit landen können. Abgesehen davon, dass es schwer vorstellbar ist, wie man so etwas überhaupt schreiben kann, müssen solche Sätze spätestens in der Korrekturphase auffallen. Allerspätestens dann, wenn die Betreuerinnen und Betreuer sich das ganze ansehen. Bei Aschbacher stehen sie – zahlreich! – in der fertigen, abgegebenen und beurteilten Arbeit.

Nachdem das alles öffentlich wurde, ist Aschbacher zurück getreten. Das war das mindeste, aber noch lange nicht alles, was in so einem Fall passieren muss. Weder die Fachhochschule Wiener Neustadt (an der die Diplomarbeit geschrieben wurde), noch die Technische Universität Bratislava, an der Aschbacher ihre Dissertation eingereicht hat, können solche Arbeiten akzeptieren. Zumindest dann nicht, wenn dort ernsthafte wissenschaftliche Arbeit stattfindet. Dass sie es doch getan haben, wirft Fragen auf.

Deswegen haben beide Hochschulen Kommissionen ins Leben gerufen um die Angelegenheit zu prüfen. Die FH Wiener Neustadt ist damit kürzlich zu einem Ergebnis gekommen. Man hat zwar “Mängel bei der Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis” festgestellt. Aber keine “bewusste und gezielte Täuschungsabsicht”. Und deswegen darf Aschbacher ihren Titel behalten und ist der Fall aus Sicht der FH abgeschlossen.

Nun. Aus meiner Sicht nicht! Mag sein, dass sie nicht “bewusst” und “gezielt” getäuscht hat. Mag sein, dass sie unabsichtlich so einen Quatsch geschrieben und eingereicht hat. Dann bleibt aber immer noch die Frage offen, wie sie damit nicht nur durchkommen und die Note “Sehr gut” erhalten konnte. Jemand hat diese Diplomarbeit ja betreut. Jemand hat sie gelesen, geprüft, beurteilt. Und muss dabei zu dem Schluss gekommen sein: “Ja, das ist eine wirklich sehr gute Arbeit! Die hat die Bestnote verdient”. Dieser Jemand war der bis 2020 an der FH Wiener Neustadt beschäftigte Professor Karl Pinczolits. Wie ist er zu diesem Schluss gekommen? Welche Arbeiten hat er sonst noch so betreut und welche Qualitätsmaßstäbe hat er dort angelegt? Hat die FH keine interne Qualitätskontrolle?

Wie kann es sein, dass eine Arbeit die “Mängel bei der Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis” zeigt, die Note “Sehr gut” erhält? Wie kann es sein, dass eine Arbeit, die “Mängel bei der Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis” zeigt, auch nach der offiziellen Feststellung dieser Erkenntnis eine mit “Sehr gut” benotete Arbeit bleibt und Christine Aschbacher sich weiterhin mit dem zugehörigen akademischen Titel schmücken kann? Egal ob das jetzt ein Plagiat war oder nicht: Hat die Fachhochschule Wiener Neustadt keine Standards?

Nach dieser Entscheidung muss sich die FH Wiener Neustadt in Zukunft den Vorwurf gefallen lassen, dass man dort mit wissenschaftlich mangelhaften Arbeiten trotzdem einen Abschluss mit Bestnote bekommen kann. Und alle, die dort studieren müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass ihr Titel nichts Wert ist, weil man ja an der FH auch mit einer mangelhaften Arbeit ein “Sehr gut” bekommen kann. Das ist natürlich unfair. Die allermeisten Studierenden an der FH werden ordentliche Arbeit machen und die Betreuerinnen und Betreuer werden diese ordentlichen Arbeiten ordentlich beurteilen. Aber solange man es “Promis” wie Aschbacher zugesteht, mit einer mangelhaften Arbeit einen sehr guten Abschluss zu machen, ist all diese seriöse wissenschaftliche nichts wert. Die FH Wiener Neustadt hat sich ihren mühsam aufgebauten Ruf ordentlich ruiniert.

Noch ausständig ist die Entscheidung der Uni in Bratislava. Das ist die Arbeit, aus der der Großteil der Quatschzitate stammt; dort kann man Stellen lesen, bei denen man sich anstrengen muss, sie nicht als Plagiat zu bezeichnen. Es ist eigentlich nicht ersichtlich, was es da so lange zu prüfen gibt. Wenn eine Arbeit schon sprachlich so mangelhaft ist, dass dort nicht mal vernünftige Sätze stehen, dann sollte das nicht zur Erlangung eines Doktortitels reichen. Vom inhaltlichen Quatsch und den potenziellen Plagiaten mal abgesehen. Aber dennoch prüft die Uni und wenn sie – angeblich im November – zu einem Ergebnis kommt, wird Aschbacher vermutlich auch ihren Doktortitel behalten können. Denn das Gesetz dort besagt, dass man einen Titel nur aberkannt bekommen kann, wenn die entsprechende Dissertation nach dem 1. Januar 2021 eingereicht worden ist; Aschbacher hat schon im Frühjahr 2020 abgegeben.

Tja. Was lernen wir daraus? Es ist völlig egal, ob du dich ordentlich anstrengst und vernünftige wissenschaftliche Arbeit leistet. Du kannst auch einfach irgendeinen unverständlichen Quatsch abgeben – solange du die richtigen Beziehungen hast, wirst du trotzdem deinen Doktortitel kriegen. Man könnte kotzen.

P.S. Kennt zufällig jemanden an der STU Bratislava? Mich würde interessieren, wie man die Angelegenheit dort sind. Die Uni kann doch ab jetzt auch niemand mehr ernst nehmen.

Anfang des Jahres habe ich mich geärgert. Die damalige österreichische Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend – Christine Aschbacher – hat eine Magisterarbeit und eine Dissertation geschrieben. Was an sich…

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!