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#Mikroben verbessern die Tee-Qualität

Für eine perfekte Tasse Tee spielen nicht nur Teesorte und Zubereitung eine Rolle, sondern offenbar auch die Mikroben, die die Wurzeln der Teepflanze besiedeln. Eine Studie zeigt nun, dass Mikroorganismen die Qualität des Tees erhöhen können, indem sie die Stickstoffaufnahme der Pflanze fördern. Übertrugen die Forschenden Mikroben von den Wurzeln besonders hochwertiger Teepflanzen auf andere Teepflanzen, steigerte dies sowohl bei einfachen als auch bei edlen Teesorten die Qualität. Der gezielte Einsatz mikrobieller Gemeinschaften könnte zu neuen hochqualitativen Tees führen und zudem den Einsatz chemischer Düngemittel verringern.

Der Geschmack von Tee wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst: die Teesorte, die Trocknung und Fermentierung der Teeblätter, die Lagerung und schließlich die Art, wie der Tee aufgegossen wird. Selbst der Boden, auf dem die Teepflanze wächst, kann sich geschmacklich auswirken. So sollen beispielsweise Böden, die reich an Mineralien sind, besondere Geschmacksnuancen erzeugen. Als wichtiges Kennzeichen für die Teequalität gilt ein hoher Gehalt der Aminosäure Theanin. Theanin sorgt nicht nur für einen vollen Geschmack, sondern soll zudem gesundheitliche Vorteile haben. So soll Tee mit hohem Theaningehalt besonders entspannend wirken.

Teesorten im Test

Ein Team um Wei Xin von der Fujian Universität für Land- und Forstwirtschaft in China hat nun untersucht, wie sich die Mikroorganismen an den Wurzeln der Teepflanze auf den Theaningehalt der Blätter und damit auf die Qualität des Tees auswirken. „Jüngste Studien haben auf die regulierende Rolle von Bodenmikroben in den Pflanzenwurzeln bei der Nährstoffaufnahme und dem Stoffwechsel hingewiesen“, erklären die Forschenden. „Wie sich diese Regulationsmechanismen auf die Teequalität auswirken, war jedoch unklar.“

Als Maßstab für die Qualität eines Tees betrachtete das Team den Theaningehalt in den Wurzeln und Blättern von 17 verschiedenen Teesorten. „Der Theaningehalt ist ein entscheidender Faktor für die Teequalität und wird sowohl durch genetische Faktoren als auch durch die äußere Umgebung beeinflusst“, erklären die Forschenden. Da der Theaningehalt jahreszeitlich schwankt, sammelten sie die Proben sowohl im Frühjahr als auch im Herbst. Für die weiteren Analysen wählten sie eine Teesorte mit besonders hohem Theaningehalt aus, den hochwertigen Rougui Tee, sowie eine Teesorte mit niedrigem Theaningehalt, den sogenannten Maoxie Tee. Für diese beiden Sorten analysierten sie detailliert, welche Mikroben die Wurzeln der Pflanzen besiedeln.

Verbesserte Stickstoffaufnahme

„Mit Hilfe der Mikrobiomik stellten wir in den Wurzeln von Teepflanzen unterschiedlicher Qualität erhebliche Unterschiede in den mikrobiellen Gemeinschaften fest, insbesondere bei Mikroorganismen, die mit dem Stickstoffmetabolismus zusammenhängen“, berichtet Xins Kollege Tongda Xu. So ermöglichten die Mikroorganismen an den Wurzeln des Rougui Tees der Pflanze eine besonders effektive Aufnahme von Stickstoff. Dieser wiederum ist ein Grundbestandteil von Theanin und sorgt dafür, dass sich die begehrte Aminosäure verstärkt bildet.

Auf Basis der am Rougui Tee gefundenen Mikroorganismen stellten die Forschenden im nächsten Schritt eine synthetische Mikrobengemeinschaft zusammen. Diese übertrugen sie auf die Wurzeln verschiedener anderer Teepflanzen. „Unsere Erwartung war, dass die aus den Wurzeln hochwertiger Teepflanzen gewonnene synthetische Mikrobengemeinschaft die Qualität minderwertiger Teepflanzen verbessern würde“, sagt Xins Kollegin Wenxin Tang. Diese Erwartungen wurden übertroffen: „Zu unserem Erstaunen entdeckten wir, dass die synthetische Mikrobengemeinschaft nicht nur die Qualität von minderwertigen Teepflanzen verbessert, sondern auch eine signifikante fördernde Wirkung auf bestimmte hochwertige Teesorten ausübt.“

Auch für andere Nutzpflanzen?

Besonders ausgeprägt war dieser Effekt auf stickstoffarmen Böden. Mit Hilfe der Modellpflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) zeigten die Forschenden zudem, dass die von Rougui inspirierte Mikrobengemeinschaft auch bei anderen Pflanzen dafür sorgen kann, dass sie einen niedrigen Stickstoffgehalt besser vertragen. Damit könnte ein gezielter Einsatz der Mikroben auch dabei helfen, den Bedarf an chemischen Düngemitteln zu verringern, sowohl in der Teeindustrie als auch womöglich bei anderen Nutzpflanzen. In weiteren Versuchen plant das Team, die Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaft weiter zu optimieren und den Einsatz in Feldversuchen zu testen.

Quelle: Wei Xin (Fujian Agriculture and Forestry University, China) et al., Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.01.044

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